Zahnarztpraxis Dr. Würfel

Zahnarztpraxis

Dr. Würfel
Frank Würfel und sein Team

Zahnarztpraxis

Dr. Frank Würfel
& sein Team

Togotagebuch

Togotagebuch

10.9.2023

Noch fünf Tage, dann ist es soweit und ich starte zusammen mit meiner Tochter Theresa Würfel endlich wieder zu einem Zahnarzteinsatz. Dieses Mal geht es nach Togo.

Jetzt werden in der Praxis noch die letzten Absprachen getroffen und dann kann es losgehen.
Doch zunächst ein Rückblick:

Nachdem ich coronabedingt lange Zeit keinen Einsatz machen konnte – der letzte Einsatz in Madagaskar endete ja direkt mit dem Beginn des Corona-Lockdowns im Februar 2020, bekam ich im Herbst letzten Jahres Kontakt mit Maria, einer Deutschen, die seit vielen Jahren mit ihrem Mann in Südafrika lebt und dort in einer großen Kindereinrichtung arbeitet, die viele Aidswaisen betreut. Es  entstand die Idee, einen Einsatz in Südafrika in diesem Kinderhaus  zu machen. Dieses Projekt wollten Theresa, seit letztem  Jahr auch Zahnärztin, und ich gemeinsam durchführen. Maria wollte in Südafrika alles vorbereiten, und ich sollte hier versuchen, Instrumente und Material zusammen zu sammeln, da es in Südafrika in der Kindereinrichtung noch kein zahnärztliches Equipment gab. Ich fuhr in den folgenden Wochen dann auch über Land und besuchte verschiedene Zahnärzte, die ihre Praxen gerade altersbedingt schließen wollten und sammelte mir auf diese Weise ein stattliches Repertoire an Zangen, Hebeln, Spiegeln, Sonden und was man halt so als Zahnarzt in der Dritten Welt hauptsächlich braucht. Dann scheiterte das Projekt aber daran, dass wir in Südafrika von den zuständigen Ämtern keine Arbeitserlaubnis bekamen, weil diese der Meinung waren, dass sie durchaus alleine in der Lage sind, die sozialen Brennpunkte zahnärztlich zu versorgen. Also suchten wir nach einem anderen Projekt und fanden dies über den Verein, mit welchem ich in Madagaskar war. Dieses mal also: Uganda! Auch dieses Projekt war in dem Land ganz neu, sodass meine schon gesammelten Instrumente dort gut zum Einsatz kommen konnten. Leider taten sich in dem Team, welches gemeinsam nach Uganda fahren sollte, dann doch immer mehr Unstimmigkeiten auf, so dass sich Theresa und ich irgendwann aus dem Projekt zurückziehen mussten.

Der Zufall bescherte uns Glück und wir fanden über den Verein „Zahnärzte ohne Grenzen“ ein Projekt in Togo, welches zur gleichen Zeit wie das Ugandaprojekt stattfinden sollte. Das war für uns wichtig, da wir in der heimischen Praxis ja für viele Monate im Voraus Freiräume planen müssen, wenn wir solche Einsätze durchführen wollen.

Hier erschien uns die Planungsstruktur für das Projekt als zuverlässig und wir konnten uns erneut in die Vorbereitungen stürzen. Über meine Mitarbeiterinnen, die kleine Kinder in verschiedenen Kindereinrichtungen haben und über Patientinnen, die in Kindergärten arbeiten, sammelten wir eine große Menge Plüschtiere. Plüschtiere habe ich auch schon bei früheren Einsätzen mitgenommen und jedes Kind, welches von uns behandelt wurde, bekam hinterher als Belohnung ein Solches. Das bescherte uns viele leuchtende Kinderaugen.

Ich konnte nun endlich Spender ansprechen und das Feedback war überragend. Wir konnten über 5000 Euro Spenden sammeln, wofür ich allen Beteiligten sehr dankbar bin. 

Vielen Dank an:

  • Firma Holz Rentsch Dresden
  • Zahntechnik Büker
  • Anwaltskanzlei Taugnitz
  • Reifenwerk Heidenau
  • Beton- und Asphaltservice Dresden GmbH
  • Apotheke am Real Heidenau
  • Hirschapotheke Heidenau
  • Drogenmühle Heidenau
  • Zahnarztpraxis Brückner
  • Firma Proinn Heidenau
  • Möbelwerk Heidenau
  • Steuerkanzlei Schumann Dresden
  • Zahntechnik Ceradent Dresden
  • Zahnarztpraxis ZMK Dresden
  • Familie Beck
  • Familie Hoppenz

Aber auch viele Patienten steckten uns Münzen und Scheine in die aufgestellte Spendenbox in der Praxis. 
Ich finde es immer wieder ganz toll, wie viele meiner Patienten uns bei den Einsätzen unterstützen. 
Außer Plüschtieren bekamen wir eine Menge Stifte, Buntstifte und Malbücher. 
Der VfL Pirna Copitz, bei welchem ich Fußball spiele, steuerte noch 5 schöne Fußbälle bei. 
Visa wurden beantragt, Flüge gebucht, Impfungen aufgefrischt und nun beginnt unsere letzte Arbeitswoche, bevor wir nach Afrika starten. Theresa ist aufgeregter als ich, schließlich ist es ihr erster Einsatz, ich freue mich darauf, wieder ein bisschen was Gutes tun zu können. 

Dies ist unser Bericht, life während des Einsatzes geschrieben. 

Eidechsen überall

TOGO

Freitag, 15.9.23

Jetzt geht’s also los. Gestern sind wir am Nachmittag mit dem Zug nach Berlin gefahren und haben dann in einem Hotel am BER übernachtet.
Es ist immer wieder schön, mit einer meiner Töchter zu reisen. Es gibt so viel zu erzählen und zu diskutieren. Auch wenn wir manchmal verschiedener Meinung sind, sind es tolle Gespräche.

Früh hatten wir nur einen 5 Minutenweg zum Terminal. Zum Glück, denn auch wenn wir uns schon gestern Abend unsere Bordkarten geholt hatten, dauerte das erst heute mögliche Aufgeben des Gepäcks ewig, da der ‚Do it yourself Gepäck checkin counter‘ ohne Serviceunterstützung einer Flughafenmitarbeiterin quasi nicht zu bedienen war. Nicht weil es schwierig wäre, sondern weil die Technik ständig aussetzte. Auch der anschließende Security check der Passagiere war ein einziges Durcheinander. Es ist beeindruckend, wie schlecht der Flughafen strukturiert ist. Muss man mal erlebt haben.

Am Ende klappte aber alles und wir kamen gut am Zwischenziel Paris an.
In den nächsten 2 Stunden trudelten zwei Mitstreiterinnen, Hannah und Sarah, ein und dann ging es ab in den dicken Flugzeugbauch und hoch in die Luf.
6,5 h hatte ich Zeit, mal so richtig Filme zu kucken und mittelgut zu essen.
Dazu gabs Bierchen, Weißwein, Brandy, Cognac und Kaffee. Alles in kleinen Dosen aber immerhin. Air France lässt sich nicht lumpen.

20.24 Uhr - togolesischer Zeit

Ich sehe unter mir die Lampen der Stadt Lomé. Bis auf die hellen Pünktchen ist es stockdunkel. Irgendwie ein komisches Gefühl, nach wenigen Stunden Flug gleich in einer völlig anderen Welt zu sein. 

Schon hier im Flugzeug war auffällig, dass man als Weißer die Ausnahme ist, da 95 % aller Fluggäste schwarze Haut hatten. Wir paar Blasse sind wie Pünktchen in dieser Welt. 

Die Abholung klappte gut, die erste Fahrt durch die beleuchtete Stadt Lomé war spannend.

Wir bezogen zunächst unsere Zimmer in dem auf den ersten Blick recht hübschen Hotel Petit Brussel.

Das Hotel liegt direkt am Meer, große Wellen rauschen am Ufer, die Luft ist durch den Wind vom Meer angenehm und trotzdem warm und schmeckt ganz leicht salzig. Der Strand besteht aus feinem Sand. In der Ferne sieht man eine lange Reihe von hellen Punkten. Ich dachte, es wäre eine Insel, aber es sind die Schiffe , die bis weit aufs Meer hinaus hintereinanderstehen und darauf warten, in den Hafen von Lomé eingelassen zu werden.

Das Team traf sich zum Kennenlernen in der Hotelgaststätte, einem idyllischen Plateau auf Stelzen unter einem Strohdach. Wir saßen bis halb 3 alle in der Gruppe zusammen.  Insgesamt sind wir 7 Zahnärzte, 3 erfahrenere (Stefan, Christian, ich), 4 jüngere (Sarah, Theresa, Lena, Heng) . Dazu 2 zahnmedizinische Fachangestellte (Vivien, Mandy), 1 Rettungsassistentin (Marthe) und eine Studentin der Zahnmedizin (Hannah).   

Petit Brussel

Hotelkunst

Samstag , 16.9.23 - 13.00 Uhr

Mein Handy hatte sich nicht umgestellt. Es zeigte noch deutsche Zeit an und die ist 2h weiter als die Hiesige. Also war ich zeitig morgens am Strand, genoss das Rauschen der Brandung und beobachtete das Wachsen des Frühstücksbuffets, wartete aber natürlich (abgesehen von einigen Kaffees) darauf, dass Theresa gegen 9 herunterkam. Das war dann aber schon ganz schön spät, denn das Auffüllen des Buffets ging, vorsichtig formuliert, eher schleppend voran. Am Ende sind aber alle irgendwie satt geworden. 

Da vormittags nichts geplant war, beschlossen Theresa und ich, die nähere Umgebung zu erkunden. Die meisten schlossen sich uns an, sodass also eine Gruppe von 10 Bleichgesichtern durch das umliegende schwarzafrikanische Viertel wanderte. Die Gegend ist trotz einiger Hotels am Strand gar nicht touristisch erschlossen, sondern normal togolesisch. War erst  mal ein bisschen komisch, da herum zu laufen, hatte aber den Vorteil, dass normale afrikanische Leben zu erleben. Kleine Läden, viele Straßenhändler, viele Kinder, Häuser von ganz schick (meist stacheldrahtgesichert) bis völlig verfallen. Die Straßen bis auf die Hauptstraße unbefestigt und damit staubig und wellig ausgefahren wie ein Snowboardparcours, nur ohne Neigung. 

Zum Schluss besuchten wir den örtlichen Supermarkt und deckten uns mit Wasser, Bier und Wein ein. Dieser Supermarkt ist wohl nichts für die meisten Einwohner der Stadt. Die Preise können es locker mit unseren deutschen Preisen aufnehmen. 

Neben dem  Behandlungsteam gehört auch Aime zum Team.  Aime betreut mit uns seinen 10. Einsatz in Togo. Er ist togolesischer Abstammung, aber gebürtiger Franzose, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und in Bayern für den Staat arbeitet.

Was mich zurzeit ein bisschen verunsichert, ist die Unklarheit, wieweit hier vor Ort Verbrauchsmaterialien in ausreichender Menge vorhanden sein werden. 

Auch Aime hat keine Übersicht, ob und in welcher Menge Handschuhe, Lokalanästhetika, Desinfektion und was sonst noch wichtig ist, vorrätig ist. Theresa meint, ich solle mal optimistisch sein, schließlich fahren wir mit „Zahnärzte ohne Grenzen“.

Der Verein hat schließlich hauptamtliche Mitarbeiter in Deutschland, die werden das schon koordiniert haben.

Am Nachmittag fuhren wir in eine Gaststätte zu Aimes Geburtstagsfeier. Zu dieser hatte uns unser Organisator eingeladen, was ich total nett fand, da so eine togolesische Feier bestimmt interessant ist. Für das Taxi, das unsere Gruppe hin und abends wieder zum Hotel bringen wird, zahlen wir zwar über 100 Euro, aber man muss auch mal aushalten können, ein bisschen ? ausgenommen zu werden. Mit 100 Euro komme ich in Togo normalerweise einmal durchs ganze Land. Aber na gut.

Gegen 19 Uhr setzte  ich mich mit Mandy ins Auto und wir wollten zum Flughafen fahren, in der Hoffnung, dass die Taschen von Mandy und Stefan, die bei unserer gestrigen Ankunft von der Fluggesellschaft in Paris vergessen wurden, heut gekommen sind.

Erst mussten wir eine Weile warten, bis  der Fahrer sein Bier ausgetrunken hatte. Es gefiel ihm offensichtlich nicht , dass er uns fahren soll, aber schließlich hatten wir für ihn gutes Geld bezahlt. Zunächst wollten wir zum Hotel, um Mandys Gepäckschein zu holen. Ich sagte bestimmt 15x Hotel, mit und ohne H, er nickte, wiederholte Hotel – – und fuhr am Hotel vorbei. Immer weiter, bis ich ihm an einer Kreuzung, wo er halten musste, ins Lenkrad griff und dieses nach links drehte. Dann endlich wendete er und fuhr brummelnd zum Hotel zurück. Das hatte mit nix verstehen nix mehr zu tun. Entweder er hatte doch mehr als das eine Bier getrunken, bevor wir starteten oder er war einfach unfreundlich.

Weiter ging es jetzt zum Airport, quer durch die schönste Rushhour. 

Am Flughafen klappte dann aber alles super. Wir behaupteten nachdrücklich und selbstbewusst, dass man uns angerufen hätte und wir sollten ins Gepäckbüro kommen. So bekamen wir

Zugangsschildchen und durften durch den Personaleingang in die Gepäckhalle. Soviel zum Thema Sicherheit.

Schon von weitem sah ich einen Trolli mit Mandys Rucksack und Stefans leuchtend oranger Tasche.

Wir marschierten straff drauf zu und nahmen die Taschen in Besitz. Ein Mitarbeiter rollte uns den Trolli ohne weitere Fragen zum Büro, dort wurde Mandys Rucksack als ausgehändigt  ausgetragen. Nach der Tasche fragte keiner und mein französisch war zu schlecht, um auf sie extra hinzuweisen, zumal wir für sie auch keinen Gepäckschein mithatten. Weiter ging es zum Zoll. Schrecksekunde. Dort musste ich Stefans Tasche öffnen. Ich war auch neugierig, was wohl drin ist. Zahnbürsten und Antibiotika. Letztere interessierten die Zöllner am meisten. Ich erzählte was über Zahnärzte und Zähne ziehen und Entzündungen und Schmerzen. Irgendwann kapitulierten die 5 Zöllner und ließen uns ziehen. 

Draußen war jetzt das Auto weg. Ich dachte kurz wieder schlechte Gedanken, bis ich unseren Fahrer ganz kleinlaut bei einem Soldaten mit Maschinengewehr stehen sah. Sie plauderten scheinbar entspannt. 

Er hatte wohl im Halteverbot geparkt, musste das Auto auf dem Parkplatz abstellen und sollte nun 50000 togolesische Franc, sogenannte CFA-Franc, zahlen. Ich wollte los und bot deshalb an, das zu bezahlen. Ich würde es der Autofirma von der Miete abziehen. Aber beide wollten das nicht. Also ließ ich sie reden und am Ende wollte der Maschinengewehrmann nur 2000 schwarz auf die Hand. 3 Euro. Sehr moderat. Ich bezahlte es und wir konnten endlich weg. 

Wir machten einen erneuten Zwischenstopp am Hotel, um die Taschen abzuladen.  Schade, dass ich versprochen hatte, zur Party zurückzukehren, weil im Strandrestaurant spielte eine Liveband mit schöner Sängerin; und ihr Gesang war auch schön. Angenehme Melodien, angenehme Lautstärke.  Aber was solls. Vereinbart war vereinbart. 

Bei der Party angekommen, wurde hier schon fleißig aufgeräumt. Das Team  war schon vor 20 min abgefahren. Also fuhr auch ich wieder zurück. Ohne Telefon und Internet ist man schon ganz schön eingeschränkt.

Stadtspaziergang

Aime`s Geburtstag

Sonntag, 17.9.23

Das war ein überraschend erlebnisreicher Tag. Eigentlich hätte ich es für zielführender gehalten, heute zu den Einsatzorten zu fahren und die Vorbereitungen für die Woche in Ruhe anzugehen, aber da ich nur ein kleiner Fisch im Gruppenteich bin, wurde halt dem Schwarm gefolgt.

Dann machte ich auch noch den Fehler, nicht mit Christian und Stefan zu Aime nach Hause zu fahren. Die dort gelagerten Materialien sollten durchsortiert und auf die 3 Standorte, an denen in den nächsten 2 Wochen gearbeitet werden soll, verteilt werden. Ich dachte, mit der Flughafen Aktion hätte ich mir ein bisschen Freizeit verdient. 

Leider hatte mir keiner mitgeteilt, dass Theresa, Mandy und ich einen eigenen Standort aufbauen sollten. Die Materialkisten, die für diesen 3. Standort gepackt wurden, waren dann ganz schön unvollkommen. So hätten wir nicht arbeiten können. 

Das Problem löste sich am Nachmittag dann aber, als wir beschlossen, dass unser kleines Team morgen zuerst bei Aime vorbeifahren wird, um unser Equipment selbst sinnvoll aufzufüllen. 

Der Vorteil meines Fehlens bei der Aktion war, dass ich stattdessen mit Theresa und einigen der Mädels zur Kathedrale in Lomé fuhr und wir diese und den drumherum befindlichen Markt besuchten. Auch wenn Sonntag einiges geschlossen war, er ist riesig. Wie all diese Verkäufer jeden Tag genug verkaufen, um sich damit über Wasser halten zu können, übersteigt mein Vorstellungsvermögen weit. Es wird quasi alles verkauft, aber besonders interessant fand ich die vielen Sockenverkäufer, denn nur wenige Menschen tragen hier Socken. 

In der Kathedrale war Gottesdienst, es wurde fleißig und sehr schön gesungen. Besichtigt haben wir sie aber erst danach. 

Schon während der Marktrunde gesellte sich ein junger Mann zu uns, Bongo unter dem Arm, Rastalocken. Würde ich was zum Rauchen kaufen wollen, hätte ich wohl  ihn angesprochen. Er sprach ganz gut Englisch und bot uns an, uns den Markt zu zeigen. Das tat er dann auch auf ganz nette,  informative aber unaufdringliche Weise. Und wir wurden kaum noch von anderen angesprochen, das war ein Vorteil.  Natürlich besichtigten wir anschließend seinen Laden und kaufte dort auch ganz ordentlich ein. 

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sein Interesse an uns damit erloschen wäre, aber er schlug uns vor, noch den Fetisch – Voodoo Markt zu besuchen, organisierte uns Taxis, begleitete uns und hielt gar zu aufdringliche Sockenverkäufer von uns fern. Eine gute Begleitung. 

Interessanterweise wusste er, dass da am anderen Ende der Stadt eine Gruppe Zahnärzte aus Deutschland angekommen war und auch, dass im Frühjahr schon mal welche da waren.  Der Fetischmarkt war wirklich eine gute Empfehlung,  fand ich. Nicht, dass man da 2x im Leben hinmüsste. Auf gar keinen Fall. Aber einmal kann man das gesehen haben. Wir zahlten pro Person 5 Euro Eintritt, was mich erst mal verwirrte, aber wir bekamen dafür einen Vortrag mit Führung von über einer Stunde und hätten wir sie wegen des Gestanks und der Mittagshitze nicht irgendwann von uns aus beendet, wäre sie noch länger gegangen. Der Vortrag zum Voodoo war interessant und ich habe noch nie so viele Köpfe von toten Tieren gesehen, die dort herumlagen und auch käuflich zu erwerben waren. Da war nichts präpariert, sie trockneten einfach so vor sich hin, daher der Geruch. Wir besuchten einen Voodoo Priester, der erst mit seinen Glöckchen rasselte und uns dann verschiedene Talismans erklärte. Natürlich wurde anschließend auch wieder verkauft – und auch gekauft. 

Die toten Tierköpfe werden wohl hauptsächlich von den Priestern gekauft und zu Pulvern und Tinkturen verarbeitet, die dann ihre heilenden oder esoterischen Wirkungen entfalten sollen. 

Wir erfuhren, dass Voodoo etwas Gutes ist und gegen den Einfluss von Hexerei wirkt. Das Durchstechen von Puppen, um andere zu schädigen, so wie man es manchmal in Filmen ist, sei untypisch für Voodoo (aber nicht ausgeschlossen???) Von Schlangen- über Affen-, Gazellen, Meerschweinchen-, Lemming-, Mäuse- bis zu Löwenbabyköpfen war wirklich alles vorrätig. 

Bei großen Tierköpfen hingen die vertrockneten Zungen heraus, die Augäpfel quollen vertrocknet wie große Tropfen aus dem Schädel.

Schlangenhäute von respektabel großen Riesenschlangen, Affenköpfe, die noch fast wie lebendig wirkten, große Köpfe von irgendwelchen Steppentieren… für jeden Geschmack und wahrscheinlich für jede Krankheit war etwas dabei. Außerdem gab es natürlich Puppen, Masken, Penisse in allen Größen ( die scheinen hier bei einigen Göttern besondere Bedeutung zu haben) und vieles Anderes, dessen Ursprung und Bedeutung im Dunklen blieben.

Aber irgendwann war es dann auch genug und wir kehrten ins Hotel zurück, wo ich mich mal 2 Stunden an den Pool verkrümelte und die Mädels Mittagspause machten und dann in den Supermarkt gingen, um mal ein sparsames spätes Mittagessen zu sich zu nehmen. Im Hotel sind die Preise recht  ordentlich. 1 Bier 6 Euro, 1 Essen zwischen 10 bis 25 Euro, 1 Flasche Wein ab 35 Euro.

Ich wechselte dann vom stillen Pool zum sehr belebten Strandrestaurant.

Ich vermute, die Oberschicht der Umgebung lässt sich Sonntagnachmittag dort sehen. Kleiderstile wohlständiger Togolesen waren durchaus sehenswert, die darin steckenden Menschen ebenfalls. Halb 8 traf sich die Gruppe zum Essen, es wurden Dinge für den nun endlich näher rückenden Einsatz besprochen, Bilder ausgetauscht und viel gelacht.

Haaaare

Haaaare

unser Guide

Voodoo

Voodoopriester

Voodooeule

Voodoo

Montag 18. 9.23

7.00 Uhr war Treff, 7.30 sollte es los gehen, aber bis der Letzte gefrühstückt hatte, die Autos gepackt und das Hotel bezahlt war, war es 8.20 Uhr. Afrika halt.

Wir brachten eine 2 Stunden-Autofahrt hinter uns, mit Zwischenstopp in Aimes Haus, um Instrumente nachzuladen.

Dann kamen wir in unserem Krankenhaus in Assahoun an, wo wir schon von ca. 40 Patienten erwartet wurden. Assahoun liegt landeinwärts ungefähr 1 Fahrstunde von der Hauptstadt entfernt.

Wir sortierten uns und unser Equipment.

Wir haben einen schönen großen Raum mit vielen Tischen, 2  Behandlungsliegen, Waschbecken, Stromanschlüssen und Klimaanlage, die allerdings so kalt ist, dass ich Sorge um meinen alten Rücken habe. Der verträgt Zugluft ganz schlecht.

Wir haben eine chinesische mobile Behandlungseinheit und ein Absauggerät. Letzteres ist ziemlich schwach, aber besser als keins. Die mobile Einheit hat einen Winkelstückmotor, mit dem man einigermaßen bohren kann, eine Wasserpistole und ein Zahnsteingerät, was wir wohl eher selten brauchen werden. Auch eine Absaugung ist an der Einheit, nur leider gab es nicht ein einziges Absaugröhrchen für diesen Absaugschlauch. 

Dafür haben wir einen Dolmetscher, der Gold wert ist. Bogue spricht gut deutsch und englisch, natürlich auch französisch und Ewi, die einheimische Sprache.

Die Arbeitsbedingungen waren also ganz gut.

Fazit des ersten Arbeitstages: 47 gezogene Zähne. Stärkster Eindruck des ersten Tages: die Togolesen haben die härtesten Knochen, die ich bisher überhaupt erlebt habe. 

Nachdem alle Patienten abgearbeitet waren, ging ich noch mit Bogue in die nächste Apotheke und wir kauften, Handschuhe, Desinfektionstücher und Antibiotika, sodass wir jetzt gut ausgestattet sind. Die Planung des Verbrauchsmaterials durch den Verein ist leider ausbaufähig. Trotz unseres Zwischenstopps im Materiallager bei Aime waren weder bei uns, noch bei den anderen Teams, Materialien in ausreichender Menge vorhanden.

Besonders die Handschuhereste waren erwähnenswert. Die meisten waren 2015 abgelaufen. Handschuhe sind Eigenschutz und selbst in Deutschland würde keiner mit Handschuhen arbeiten, die so porös sind, dass jeder Zweite beim Anziehen zerreißt. Eine ausreichende Planung vom Verein wäre da schön gewesen. Blutstillungsmaterialien, Nahtmaterial und Füllungsmaterial hatte ich zum Glück von zu Hause mitgebracht. 

Gegen 17.30 waren wir am neuen Hotel, etwa 30 Fahrminuten von unserem Einsatzort Assahoun entfernt. Hier schlafen wir in der ersten Woche und hier schläft auch das Team, das im Krankenhaus in Akepe arbeitet: Sarah, Lena und Stefan.

Das 3. Team arbeitet in der ersten Woche in Aneho, einer Stadt am Meer. Nach der Woche wird getauscht. Wir 2 kleinen Teams gehen dann nach Aneho und das jetzige Anehoteam (Cheng, Christian (die Zahnärzte) und Marthe, Vivi und Hanna) teilen sich nächste Woche auf die 2 Standorte hier in der Gegend auf.

Für afrikanische Verhältnisse war das Hotel ok. Morbider Charme aus einer Zeit, als Togo noch französisches Protektorat war. In der Dusche nur 1 Wasserhahn für kaltes Wasser, aber wirklich kalt ist das Wasser hier eh nicht. Die Bettlaken waren nicht erkennbar schmutzig aber fleckig halt und  richtig frisch wirkten sie nicht gerade. Ich bin da ziemlich schmerzfrei, aber für die Kolleginnen war es, glaube ich, nicht ganz einfach. 

Fenster zu öffnen wäre einfach dumm gewesen. Wegen des Smogs draußen, wegen der Mücken, also zumindest wegen denen, die den Benzingeruch überlebt hatten und an den  schweren, feudalen Vorhängen wollte man lieber auch nicht ziehen, weil die  Halterungen so gar nicht stabil wirkten.  Also duschten wir irgendwie und gingen dann zusammen mit dem Akepeteam Abendbrot essen.

Spagetti mit Fleisch oder vegetarisch, dazu kaltes Bier. Das war in Ordnung. Es war eine der vielen Straßenkneipen, die sich an der Hauptstraße aufreihen. Krachend laute Musik, dazu ein überlauter Fernseher mit Tierfilmprogramm. 

Die volle akustische Dröhnung. 

Auf dem Rückweg gingen wir in einen kleinen Lebensmittelmarkt und deckten uns mit lebenswichtigen Dingen ein. 
Bier, Wein, Kekse. 

Dann saßen wir noch im Hotel und freuten uns, das schlechtes Internet besser ist als gar keins. 

Marktleckerlies

Bogue beim handeln

manche waren glücklich

dentists in action

Dienstag 19.9.23

Der Tag begann typisch afrikanisch. 

8.00 sollten die Fahrer für beide Teams kommen. Dafür standen wir halb 7 auf, bekamen ein Omelett, Weißbrot und Kaffee  – – – und dann warteten wir.  8.45 kam der Fahrer fürs andere Team. Der telefonierte dann herum und es stellte sich heraus,  dass unser Fahrer heut mal eben nicht kommt. Da sei was mit dem Auto. 

Also fuhren wir zu siebt in einem PKW zu unseren Krankenhäusern. Kuschelig trifft es ganz gut. Zum Glück sind bis auf mich alle schön schlank.

Der Arbeitstag war dann entspannt. Es waren ungefähr 18 Patienten. Wir hatten Zeit, öfters mehrere Zähne zu ziehen und 2x mühsam Weisheitszähne im wahrsten Sinne des Wortes aus den Kiefern zu fräsen. 

An sich kein Problem, denn auch wenn die Ausrüstung spärlich ist, reicht sie doch für solche chirurgische Eingriffe aus. Dennoch ist immer ganz hinten im Kopf die Frage, was tue ich, wenn es doch mal gar nicht geht. Eine Überweisungsmöglichkeit in ein kieferchirurgisches Krankenhaus gibt es in Togo nicht, so die Aussage von Aime.  Bisher habe ich sowas noch bei keinem Einsatz gebraucht, aber eine kleine Restunsicherheit bleibt halt. 

Nach der Arbeit besichtigten wir die örtliche Schule (ca. 2000 Schüler). Momentan ist es dort noch still, weil die Ferien erst diese Woche enden. Nur auf dem Fußballplatz wurde fleißig trainiert.  Wieder am Hotel, ließen sich Mandy und ich noch eine Stunde durch die Straßen des Ortes treiben, um das normale afrikanische Leben zu erleben. 

Dann suchten wir uns eine Pizzeria, die sich als echter Geheimtipp erwies, weil sie abseits der staubigen Straße einen großen Garten hatte, mit nicht zu lauter Musik und guten Pizzen, auch für unsere vegetarisch essenden Teammitglieder. 

ein Traumbaum

Krankenhaus

ein Dreamteam

alle in Aktion

Mittwoch 20.9.23

Frühstück war 7.30. Geschlafen hatten wir gut. Vorletzte Nacht hatte ich die Klimaanlage zu kalt eingestellt, da hatten wir ein bisschen gefroren. Heute war es besser. 

Zunächst ging es wieder zu siebt erst nach Akepe und dann entspannter zu unserer Klinik. 

Wir kamen wieder zu spät, dieses Mal, weil mitten auf der Landstraße der Sprit alle war und wir warten mussten, bis ein Moped vorbeikam und 2 l Sprit brachte. Das gleiche passierte uns dann auf der Rückfahrt wieder. Ich habe den Verdacht, dass das Absicht war, in der Hoffnung, wir übernehmen die Spritkosten.

Leider war der Ansturm heute überschaubar. Dafür versuchten wir, öfters mehrere Zähne zu entfernen, was nur teilweise gewünscht war, weil viele Patienten ihre zerstörten aber nicht schmerzenden Zähne nicht als Problem sahen. Wir boten auch Füllungen an erhaltungswürdigen Zähnen an. Aber auch da war das Interesse gering. Gerade mal 1 Patient ließ sich eine Füllung machen. Es ist schade, aber man kann die Menschen nicht zwingen. Das Bewusstsein für die eigenen Zähne beschränkt sich häufig nur auf die Beseitigung akuter Beschwerden. 

Gegen Mittag bekamen wir Besuch vom Bürgermeister, seinem Stellvertreter und unserem Organisator Aime. Viele schöne Reden. Fragen von uns, ob die Administration nicht mehr Informationen über uns veröffentlichen könnte, wurden leider überhört. Dafür brachte uns der Bürgermeister kistenweise Bier und Sprite. Wer soll das trinken? Wann? Und dann auch noch so warm wie die Luft, ich schätze 35 Grad.

Aime bestellte uns dann den Fahrer für eine frühere Heimfahrt. Der war dann wieder grillig, weil doch noch ein paar weitere Patienten kamen und wir sie behandelten. Er wird uns nicht sympathischer. 

Den Nachmittag verbrachten wir wieder mit einem größeren Spaziergang und danach saßen wir erneut bei unserem „Italiener“ und hatten einen sehr netten Abend. 

Assahoun- und Akepeteam im gemeinsamen Hotel

so sahen ganz viele aus

ein Gewürsche

Donnerstag, 21.9.23

8.30

Um die langen Fahrten zu nutzen, schreibe ich jetzt öfter im Auto. Außerdem lenkt es mich ein bisschen von der aggressiven Fahrweise unseres Fahrers ab, die auch für afrikanische Verhältnisse  rücksichtslos ist.

Diese Nacht ging die Klimaanlage aus. Wahrscheinlich hatte ich gestern, bei meinen etwas hilflosen Bemühungen, die Mistkrücke richtig einzustellen, einen Timer geweckt. Schlimm war es aber nicht. Heute gab es zum Frühstück neben Ei, Baguette und Kaffee noch geschnittene Ananas, so süß und saftig, wie man sie in einem deutschen REWE nie bekommen könnte. Dazu Bananen, Apfelsinen und Kokosmilch. Letztere ist eher Geschmackssache. Meine Letzte, vor Jahren in Thailand, fand ich nicht so lecker. Diese Erinnerung frischte ich heute auf. Wir hatten uns gestern das Obst selber gekauft, um das Frühstück ein wenig aufzupeppen. 

Unser Fahrer wird immer unangenehmer. 

Heute kam er zur Abwechslung einmal eine halbe Stunde früher, lief dann an unserem Frühstückstisch auf und ab, was bei mir das Gegenteil von „schneller“ erzeugte. Dann fuhr er wieder wie schon beschrieben.  Pünktlich kamen wir dennoch nicht. Heute warteten wir mal nicht wegen mangelndem Benzin, sondern weil er nach Akepe ins Rathaus fuhr, um dort etwas zu erledigen. Uns ließ er draußen in der Sonne warten, bis ich reinging, mich mitten in den Raum stellte und seine Aufmerksamkeit erzwang. Der Typ nervt mich gerade maximal. 

Jetzt sind wir alle sehr gespannt, was uns im Krankenhaus erwartet. Wir hoffen sehr auf ein volles Wartezimmer.

14.22

Nun ja, hoffen ist ja gestattet. Aber Wunder geschehen halt nicht alle Tage. Wir machten das Beste daraus und so viel wie man uns ließ an den Patienten, die da waren. So reichte die Arbeit bis kurz vor den Feierabend. 

Danach bekamen wir von unserem togolesischen Kollegen, der fürs Reinigen und Sterilisieren unserer Geräte zuständig ist, eine Krankenhausführung. Im Unterschied zu den ganz schönen Räumen in dem Nebenhaus, in welchem wir arbeiten, ist das “ Krankenhaus“ echt schrecklich. Bis auf die Fußböden, die wohl regelmäßig gewischt werden, sind die Wände, Fenster, Schränke, also alles was rumsteht, dreckig. Vieles ist kaputt, oft kaputt auf leicht reparable Weise. Hier herrscht Armut, keine Frage, aber es gibt auch so gar kein Bestreben, wenigstens das Vorhandene in Ordnung zu halten. In jedem 2. Nebenraum stapeln sich leere Kisten.  Die Liegen sind verschlissen, die Vorhänge nur noch Fetzen. Dazwischen liegen hier und da Patienten. Nicht schön anzusehen.

Dann drehten wir noch eine Runde durchs Viertel, besichtigten die Dorfkirche. Die war insofern witzig, als dass sie klein und alt war. Um sie herum und über sie drüber wird gerade eine Neue, deutlich Größere gebaut. Ich vermute, wenn die Große fast fertig ist, wird der Altar der Kleinen in die Große integriert und der Rest der Kleinen abgerissen. Danach schauten wir eine Weile bei einem Kinderfußballturnier zu, bei dem auch bestimmt 200 Einheimische standen. Während die Kinder spielten, sprach oder besser brüllte ein Moderator mit Mikro und unfassbar laut ständig irgendwelche Informationen über den Platz. Ich schickte unseren Dolmetscher zu ihm und dann wurden wir Zahnärzte erwähnt, die in der Klinik nebenan zurzeit behandeln und das Patienten gerne zu uns kommen können. 

Eine Reaktion beim Publikum konnte ich nicht erkennen, aber wer weiß. 

Weiter ging der Spaziergang durch die Siedlung. Wir besichtigten ein Grundstück, wo die Frauen Brot in runden großen Öfen backen – unser netter Dolmetscher führte uns dorthin. Das Grundstück war blitzsauber. Gesalzene Erdnüsse lagen zum Trocknen herum. Wir kauften ein paar Tütchen. Unser Dolmetscher ließ mich die Nüsse nicht bezahlen. Er bestand darauf, die Bezahlung zu übernehmen und handelte wieder den Preis herunter. An sich wahrscheinlich die normalste Sache der Welt, aber ich hatte schlechtes Gewissen, als reicher Europäer auch noch den Preis zu drücken. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, legte ich beim Gehen noch mal 2000 Franc (3 Euro) auf einen Stuhl. Keine 5 min später, wir waren noch auf dem Heimweg, rief eine der Frauen Bogue an und sagte ihm, da läge Geld auf einem Stuhl, das hätten wir bestimmt aus Versehen liegen gelassen und sie würden es uns morgen in die Praxis bringen. Ich war beeindruckt, konnte es aber abbiegen, weil ich es als Dankeschön deklarierte, das wir den Hof besichtigen durften. Theresa hatte ein paar Plüschtiere mit und beglückte damit auf dem Rückweg kleine, süße togolesische Kinder. 

Zurück in der Praxis wartete der Fahrer schon wieder misslaunig auf uns. Wir ließen ihn warten und behandelten weitere Patienten, die sich noch eingefunden hatten.

Am Hotel angekommen, gingen wir auf ein Feierabendbier zu unserem Italiener und schlenderten dann bis 18.00 durch die Gegend, schauten in Höfe und winkten uns mit Kindern zu. Abends gab’s wieder mal Nudeln im superlauten Restaurant vom Montag. 

Den Rest des Abends verbrachten wir bei Wein und Scotch. Letzteren natürlich nur aus medizinischen Gründen, um den Verdauungstrakt zu desinfizieren. 

Krankenhauseindrücke

Krankenhauseindrücke

Fußball geht überall

Spaziergang

Brotofen

Kinderglück am Straßenrand

Freitag 22.9.23

Das Frühstück ließen wir liegen –Weißbrotscheiben mit einem Mayo – Salat Aufstrich. Garantiert tödlich für europäische Mägen. Wie heißt es so schön: Koch es , schäl es oder lass es…. So beschränkten wir uns auf das selbst gekaufte Obst. Papaya und Ananas, sehr reif und saftig.  Dann gab es Stress mit der Bezahlung des Hotels. Sie wollten plötzlich den doppelten Preis. Die Mädels hatten schon in den letzten Tagen mehrmals diskutiert und Aime um Hilfe gebeten. Selbst nachdem er dann im Hotel angerufen hatte, änderte das nichts an den Diskussionen. Am Ende reichte es mir, ich legte das Geld, was ich korrekt zu bezahlen hatte (die Zimmerpreise standen lesbar an der Rezeption) auf den Tresen und die anderen taten es mir nach.  Funktionierte.

Ich mag die Menschen hier in Togo. Es ist ein freundliches und friedfertiges Volk. Aber alle kann man dann doch nicht mögen.

Der Arbeitstag war soweit ok. Ich hatte nun doch Rücken, wahrscheinlich eine Folge der guten Klimatisierung. Unsere Anlage kennt nur an oder aus. 17 Grad oder warm. 

Es tut uns fast ein bisschen leid, diese Arbeitsstelle heut verlassen zu müssen, weil wir uns richtig gut eingespielt haben. Dank Mandy, unserer umsichtigen zahnmedizinischen Fachangestellten haben wir ein hervorragendes System im Raum, dank der umliegenden Apotheken jetzt auch genug gute Handschuhe und Medikamente. Das Desinfizieren und Sterilisieren läuft gut, der verantwortliche Togolese macht das ausgesprochen gewissenhaft und unser Übersetzer Bogue arbeitet super mit und ist lieb zu den Patienten.

Aber es ist nun mal geplant, dass die Gruppen nach einer Woche tauschen und so sehen wir eben wieder etwas Neues.

Theresa hatte sich schon seit gestern mit einem Hotel in Kpalimé geschrieben. Ein Ort, ca. 80 km nördlich im Landesinneren, in der Nähe von Wasserfällen, die wir am Wochenende besichtigen wollen. Sie schickten uns einen Fahrer, der super pünktlich kam. Das war toll. Der Fahrer kam mit einem PKW kleinerer Bauart, obgleich Theresa mehrmals betont hatte, dass wir 5 Personen sind und viel Gepäck haben. Was solls, irgendwie quetschten wir Gepäck und Menschen in die Karre und auf ging es Richtung Hinterland. An seinem Leben sollte man nicht zu sehr hängen. Der Fahrer raste ohne Rücksicht auf Verluste. Federung schien das Auto nicht mehr zu haben. Mehrfach fühlte es sich an, als würden wir vollflächig aufsetzen. Diverse Schlaglöcher schrammten Dellen in die Felgen.

Gottvertrauen wäre hilfreich gewesen, ist aber ja bekanntermaßen nicht so meins. 

Dennoch kamen wir im Hotel de Geyser lebend an. Die Anlage sieht für hiesige Verhältnisse ganz ansprechend aus. WIFI gibt’s nicht, aber einen schönen großen Pool, nur kalte Duschen aber Klimaanlage, eine nette Gaststätte, aber nicht sonderlich über unsere Anwesenheit erfreutes Personal. Das Bier schmeckte, der Wein war nur 1:3 mit Wasser verdünnt genießbar. Die Zimmer sind relativ sauber, Handtücher und Laken  na ja. 

Angeblich sollte das Restaurant abends geöffnet sein, wars nicht. Nach heftigem Murren durften wir wählen zwischen Reis und einem Stück ledrigem Huhn oder Reis mit Gemüsestücken und einem Klecks Tomatensoße. Nach 1 Stunde und 30 Minuten war alles auch schon fertig. 

Interessant war, dass sich mit fortschreitendem Abend eine Partygesellschaft junger Einheimischer am Pool sammelte, die es ordentlich krachen ließen. Aber Punkt 23 Uhr kehrte Stille ein.

gemütliches Autofahren

toller Pool

Straßen

Termitenhügel

Samstag, 23.9.23

9.14

Heute Nacht haben Resa und ich in unseren Mückenzelten geschlafen – in unserem SaveSpace. Wir haben insgesamt bisher fast keine Mücken erlebt, aber sicher ist sicher, schließlich ist Togo Malariahochrisikogebiet. 

Halb 8 wurde ich von einem Plätschern geweckt. Man hatte die Warmwasserleitung aktiviert. Der Wasserhahn war zwar zu, aber entlang der Aufputz Rohrleitung spritzten überall kleine Fontänen aus jeder Rohrverbindung. So hatten wird plötzlich ein Dampfbad im Bad. Ob das jetzt so den ganzen Tag geht? Vielleicht auch nur, bis der Boiler leer ist. 

Resa und ich sprangen mal in den Pool, Mandy war wohl schon seit 5 Uhr unterwegs, den Sonnenaufgang suchen. Als er dann kam, so idyllisch hinter den Palmen in der Ferne, stellte sie fest, dass das Handy noch in der Ladeschale lag – im Hotel. Also kein Beweisfoto.

Gegen halb 9 trafen wir uns zum Frühstück, welches es ab 8 geben soll. Nun, jetzt, 40min später haben wir zumindest schon unseren Kaffee. 

Ob der besonders lecker ist? Man wird in Afrika bescheidener – – wir  haben Kaffee, allein das ist toll. 

22.26

Das Frühstück war dann das Beste, das wir bisher in Afrika bekamen. 

Punkt 10 Uhr wartete der Taxifahrer von gestern auf uns. Wir hatten ihn für die heutige Tagestour gebucht. Allerdings wurde zunächst über den Preis für unsere Tour zum Wasserfall nachverhandelt. Er hätte gestern gedacht, wir wollten zu einem anderen, weiter entfernten (hä?), deshalb kostet es jetzt 20000 Franc statt 10000. Ich war erst mal ein bisschen bockig, aber einen anderen Fahrer zu finden, hätte uns wieder Zeit gekostet. Schließlich willigten wir ein. Dann hieß es, der Angestellte aus der Rezeption müsse mit, weil der Fahrer nicht wüsste, wie wir fahren müssen. Nu Nu… 

Problem dabei: Wir waren schon ohne ihn einer zu viel im Auto. Schließlich saßen wir wieder zu viert hinten und 2 Mädels auf dem Beifahrersitz. Ging am Ende besser, als ich dachte. Für die 10km brauchten wir straßenzustandsbedingt immerhin 40 Minuten. 

Vorbei ging es an kleinen Hausansammlungen, viel grüner Natur, Bananenpflanzen, Baobabs, Papayas, Mangobäumen und vielem anderen Grünzeug. 

Die Dörfer sehen alle sehr arm aus. Die Hütten wirken baufällig, was besonders dadurch auffällt, dass zwischendrin immer  mal ein großes, schickes Haus steht. Da hat es einer aus dem Dorf geschafft, zu Wohlstand zu kommen. Die Frauen haben meist farbenfrohe Kleider an. Wir sahen 2 riesige Termitenhügel, mehrere Kirchen in beklagenswertem Zustand. Interessanterweise mehrere Touristentafeln in 3 Sprachen: Französisch, englisch und deutsch. Das Deutsch erstaunte mich ein bisschen. Togo war zwar mal deutsche Kolonie, aber nur ein paar Jahre und es ist schon sehr lange her, aber offensichtlich gibt es eine ganze Reihe von Projekten, die in den letzten 20-30 Jahren von Deutschland unterstützt wurden. 

Am Eingang zum Wasserfall wurden wir gleich wieder verscheißert, zahlten viel mehr Eintritt, als im Reiseführer stand. 2 sehr gelangweilte Polizisten inspizierten gaaaanz gründlich den Inhalt unserer Rucksäcke. So ein Job ist schon sehr bedeutend. Wer weiß, was wir sonst illegal zu den Wasserfällen schleppen könnten.

Aber schön wars hier. Ganz üppige Natur begleitete uns auf unserem 10-minütigen Fußmarsch. Unter dem Wasserfall konnte man baden. Die 3 Mädels  taten das auch. Mandy, ich, der Fahrer und der Rezeptionist  schauten lieber zu.  Hinterher gab es ein Erfrischungsgetränk, dann ging es wieder heim. Gut durchgerüttelt schlugen wir in der Nähe des Hotels auf. 

Wir liefen noch ein bisschen durchs Dorf und fanden dabei ein nettes Restaurant, indem es endlich mal Fu Fu gibt (keine Ahnung, wie man das richtig schreibt). Nach kurzem Duschstopp im Hotel kehrten wir dorthin zurück. Fu Fu ist am ehesten zu vergleichen mit ungesüßten Breibällchen aus Maniok oder Yamswurzeln, ungefähr faustgroß. Dazu gibt’s dann eine Tunke, je nach Wunsch. Bei uns war es eine Schüssel Erdnusssoße mit so ziemlich allen Teilen vom Huhn. Flügel, Schenkel, Füße, Herz, Niere und Leber habe ich erkannt und eine Schüssel vegetarisch, da ja drei von uns fünf kein Fleisch essen. Witzigerweise schaute aus dem Fleischtopf die Hühnerkralle oben raus. Schon ein bisschen ungewöhnlich. Sehr viel Vorsicht war bei kirschgroßen grünen Paprikaschoten geboten. Ich esse schon gern scharf, aber die brachten mich direkt zum Weinen. Es war superlecker. 

Somit war heute wohl unser Gourmettag. 

Aber die Highlights des Tages waren noch nicht zu Ende. 

Zurück im Hotel gegen 8 durften wir uns an einer wunderschön geschmückten Außen-  und Poolanlage erfreuen. Bestimmt 40 Stehtische standen im Garten, rund um den Pool waren Couches zum Chillen aufgebaut, eine Musikanlage lief schon, natürlich superlaute togolesische Musik. Auf den Tischen standen Wasserpfeifen, überall hingen Lichterketten. Nur keine Leute. Gegen 22 Uhr gingen wir auf die Zimmer, weil es keine Stelle im Hotel gab, wo man sich hätte unterhalten können ohne zu schreien. Bisschen leid taten mir die Organisatoren schon bei so vielen Vorbereitungen. 

Na ja, 1 Stunde später steppte der togolesische Bär. 150 bis 200 Leute drängelten sich um den Pool.

Es wurde getanzt, gebadet, getrunken, gegessen, gelacht. Das Ganze ging dann bis 4 Uhr. Es war so laut, dass wir uns auch im Zimmer nicht unterhalten konnten. Ich war 2x draußen, schaute mir das Gewimmel an und machte ein paar Fotos, die aber alle nicht gut wurden, weil es zu dunkel war und weil ich die Gäste nicht so direkt fotografieren wollte. Dieses Partyklientel sah übrigens gar nicht arm aus. Und ansehenswert war es allemal. Die Männer fast alle groß, muskulös, die Frauen schlank, typisch afrikanisch schmale Taille, breitere Popos, schöne farbenfrohe Kleider. Insgesamt ein schöner Menschenschlag. 

Ich schlief trotzdem ganz gut, wenn auch mit einigen Unterbrechungen. 

tolles Frühstück

Mückenzelt macht sicher

Obst am Straßenrand

Poolparty

Theresa im Dschungel“camp“

Theresa im Dschungel“camp“

Natur pur

Sonntag, 24.9.23

Am Morgen wachte ich davon auf, dass ich im Halbschlaf meine 30 Jahre zurückliegenden kieferchirurgischen Erfahrungen wälzte. Warum? 

Das andere Team hatte vor 2 Tagen einen Patienten, der sich vor ein paar Wochen den Unterkiefer gebrochen hat. Er war in Lomé beim Arzt und  dort wurde der Unterkiefer lose mit dem Oberkiefer fixiert. Das hat alles nicht gehalten. Mittlerweile hat er 3 Unterkieferfragmente die sich unter dem Zahnfleisch frei  bewegen, eine nicht gutaussehende Wunde, kann nicht essen, hat Schmerzen und überhaupt keine Chance auf allmähliche Heilung ohne erneuten chirurgischen Eingriff, für den er aber kein Geld hat. Eine ganz schreckliche Situation. Und wir können ihm nicht helfen. Das ist deprimierend.  Das kann einen schon um den Schlaf bringen, oder?

Geweckt wurden wir doch tatsächlich, so wie gestern, pünktlich halb 9 vom Warmwasser, was um diese Zeit wohl angeschaltet wird und nun wieder im Bad aus allen möglichen Rohrritzen spritzte.  Das Frühstück dauerte heut nur 55 Minuten von der Bestellung bis es auf dem Tisch stand. Deutlich schneller als gestern. Afrikanische Entspanntheit eben. Gerechterweise muss erwähnt werden, dass der Koch nach der Bestellung erst kurz zum Markt ging, um die Zutaten einzukaufen. 

Da unserem Fahrer 5 Minuten, bevor wir starten wollten, einfiel, dass er noch was Wichtiges zu erledigen hatte (den ganzen Morgen war er im Hotel herumgelaufen), sprangen wir noch mal in den Pool und genossen die Sonne. 

Dann starteten wir Richtung Lomé. Unser Fahrer war heute deutlich entspannter unterwegs. Es wurde zwar trotzdem ständig gehupt und mit Zentimeterabständen an anderen Autos und Mopeds vorbeigefahren und wir krachten nach wie vor in manches Schlagloch, aber alles passierte etwas entspannter. Die Straße war auch interessant. Es gab aalglatte Abschnitte, dann kamen plötzlich eine Million Schlaglöcher, der Asphaltstreifen wurde immer ausgefranzter und schmaler, was insofern interessant war, dass beide Fahrtrichtungen möglichst ungebremst die schmalen Passagen durch zu brettern versuchten, manchmal dann aber eben doch mit den rechten Rädern auf den Schotter mussten. Dann sprang das Auto schon mal und wir wurden fröhlich durchgeschüttelt.  Und natürlich gab es zwischendrin Wegstücke, die noch nie Asphalt gesehen haben. Da wurde dann aber auch ein bisschen heruntergebremst. Ein bisschen. 

Angekommen in Lomé verspielte der Fahrer den kleinen Sympathiebonus vom Morgen, indem er auf wirklich unschöne Weise auf den letzten 5km rummaulte, wir hätten vor 2 Tagen einen zu geringen Preis verhandelt. Dabei hatten wir gar nicht verhandelt – er hatte ihn aufgerufen, wir akzeptiert, und nun sollten wir  5000 Franc mehr bezahlen. Genau das hatte ich als Trinkgeld sowieso geplant, aber dank seiner fordernden Art beschränkte ich mich auf 3000 mehr. Da ich es nicht passend hatte, forderte ich 2000 Wechselgeld zurück. Erst hatte er angeblich nur 1000, dann diskutierten wir wieder über 5000, dann wollte er den Schein und meinte, dass er plötzlich doch wechseln könnte. Den gab ich ihm dann mal lieber kein 2. Mal, ich sah ihn in Gedanken schon grinsend wegfahren, sondern suchte das passende Geld zusammen. 

Den Nachmittag verbrachten wir bis zur Teamberatung faulenzend und am Abend waren wir gemeinsam in der Nähe des Hotels im bisher saubersten Restaurant schön essen. 

Ich habe mich nun auch auf vegetarisch verlegt. Genug der harten Hühnerschenkel. 

Der Tag klang unter dem togolesischen Nachthimmel mit einem herrlichen Halbmond bei einem Weinchen aus.

weites Land

Baugerüste

Strand von Lome

Straßenrand

Montag 25.9.23

Aime meinte gestern, um 7 ist Frühstück, um 8 Abfahrt. Die Fahrer wären ab 7 Uhr da. Ich widersprach, weil es  Frühstück in diesem Hotel bis jetzt immer erst ab 7.15 gab. Und die Fahrer sind auch nie pünktlich. So war es dann auch. Angeblich stand der Fahrer im Stau. Er kam um 9!!

Wie fuhren zunächst zum Hotel in Aného. Wie uns Stefan, der ja  schon einmal hier war, angekündigt hatte, ist dieses Hotel sehr schön . Es ist auch typisch togolesisch, das heißt, alles ist irgendwie ein wenig schief und krumm und keine Schraube steckt fest in der Wand , aber es liegt idyllisch an der Mündung des Togosee zum offenen Meer.

Der Besitzer Nick ist eine sympathische und interessante Persönlichkeit . Ich schätze ihn Mitte 60. Er ist gebürtiger Sambier, hat englische Wurzeln, also weiße Haut, ist aber Afrikaner, sagt er, was erst mal ungewohnt aber eigentlich logisch ist. Er hat sein Leben in vielen Ländern der Welt verbracht. Auf seinem Boot sieht man die Flaggen der Länder, in denen er gelebt oder gearbeitet hat. Vor 40 Jahren hat er eine junge togolesische Sängerin geheiratet und deshalb ist seine Homebase hier in Togo. Jetzt betreibt er dieses gemütliche kleine Hotel.  Nach dem Abstellen der Koffer ging es direkt weiter ins Krankenhaus. Dort wurden wir schon von vielen Patienten erwartet.

Der Arbeitstag war ziemlich anstrengend. Wir hatten an 3 Stühlen gut zu tun. Anstrengend waren heute besonders die Lautstärke und die Unruhe im Behandlungsraum. Hier in Aneho arbeiten wir in einem großen Raum, in dem 3 Stühle stehen. An jedem Stuhl steht eine mobile Einheit, von denen aber nur zwei funktionieren. Dazu kommen 2 Absauggeräte, wenn es mal ein bisschen röter wird. Das heißt, wir müssen öfter mal die Plätze tauschen, je nachdem, was am Patienten gerade gemacht werden muss und welche Technik dazu erforderlich ist.

Wir sind ja jetzt 6 Deutsche , die hier zusammenarbeiten. Dazu kommen mehr als 8-10 einheimische Hilfskräfte. Drei Übersetzer, zwei Personen, die sich um die Reinigung und Sterilisation der Instrumente kümmern. Wir haben hier keinen Steri, sondern einen Drucktopf. Zu Hause würden wir Schnellkochtopf sagen. Dann gibt es jemanden, der die Patienten reinlässt und aufschreibt und jemanden, der die Behandlungen notiert, die durchgeführt wurden. Dann noch 2-3 Leute, deren Funktion sich mir nicht erschloss. Nur Behandlungsassistenzen gibt es keine. Dazu sitzen immer so 810 Patienten am Rand und warten auf ihre Behandlung. Es geht zu wie auf dem Bahnhof.  Was war das doch in Assahoun dagegen idyllisch. 

Ansonsten wurde uns auch heute wieder bestätigt, dass der Knochen der togolesischen Bevölkerung etwas anderes ist als Knochen in Europa. Der Begriff „knochenhart“ bekommt hier eine völlig neue Bedeutung.

 Gleich einer meiner ersten Patienten war ein junger Mann, mit einer großen Eiterbeule im Unterkiefer. Er brachte ein Röntgenbild von vor einem Jahr mit, was hier absoluten Seltenheitswert hat. Er war letztes Jahr in Lomé bei einem Kieferchirurgen wegen des gleichen Problems und konnte sich dann dort aber wegen der Kosten nicht weiterbehandeln lassen.

Das wir zurzeit hier in Aneho behandeln , hatte er im Radio gehört. Ohne das Röntgenbild hätte ich ihm wohl einen kaputten Zahn gezogen. So aber sah ich – zum Glück – dass er einen sehr großen Zerstörungsprozess im Kieferknochen hatte. Das Problem hat er also schon ein paar Jahre. Also ließ Sarah erst mal nur den Eiter abfließen und gab ihm ein Antibiotikum. Das wird ihm für den Moment helfen, aber nicht dauerhaft. Das Problem ist die zunehmende Bruchgefahr des Unterkiefers, wenn der Knochen immer weiter destabilisiert wird. Dagegen kann ich leider gar nichts machen. 

Eine dramatische Situation, ähnlich wie der Patient mit dem Unterkieferbruch von letzter Woche. 

Apropos Kieferbruch von letzter Woche; ich habe Aime gebeten, diesen Patienten zu finden, damit wir ihn in das Krankenhaus nach Lomé schicken können, indem der junge Mann von heute im letzten Jahr war. Offensichtlich gibt es ja also doch eine kieferchirurgische Abteilung in der Hauptstadt.

Auch ein kleines Mädchen, das in Akepe die ganze letzte Woche über wegen eines massiven Abszesses und ohne nennenswerte Besserung behandelt wurde, soll er recherchieren, damit wir auch sie in die Klinik schicken können.

Ich finde es ein bisschen verwunderlich, dass der Verein nach so vielen Einsätzen (9) noch keine Erkenntnis über diese Klinik in Lomé hat, aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. 

Am späteren Nachmittag zurück im Hotel, aßen wir etwas und starteten dann zu einer Bootstour auf dem Togosee in den Sonnenuntergang. Nick begleitete uns und erzählte uns einiges über die Geschichte der Gegend . Die Spuren der deutschen Kolonialzeit sind auch hier noch zu finden. Eine von Deutschen gebaute Kirche hier, die Reste einer Brücke, der „German brigde“ dort. Laut Nick haben es die Deutschen hier in der Gegend geschafft, eine gute Erinnerung zu hinterlassen, weil sie die Wirtschaft stärkten, Schulen und eine Eisenbahnlinie bauten und andere Dinge taten, die der einheimischen Bevölkerung zum Vorteil gereichte. Weiter im Hinterland war das wohl nicht so. Dort regierte wie so oft in Kolonialgebieten militante Gewalt.

Der Sonnenuntergang war schön und wir hatten auch Glück, dass die Wolken die Sonne nicht verdeckten.  Danach saßen wir noch ein wenig zusammen. Irgendwie waren wir alle ganz schön geschafft.

Sonnenuntergang

der große Behandlungsraum

des Hoteliers Böötchen

Dienstag 26.9.23

Unser Zimmer ist zwar relativ klein, aber es war gut gekühlt und es ist rundum dicht, so dass wir die Ratten  nur über das Dach laufen gehört haben. Vielleicht waren es auch Miezekatzen, die Geckos gejagt haben. Die possierlichen Tierchen, also die Geckos, findet man überall und sie sind wirklich schön anzusehen.

Ich habe mich vor dem Frühstück an den Strand gesetzt und das Rauschen der Wellen genossen.

Dann ging es zur Klinik, was hier nur 4 Minuten Autofahrt sind und dann begann ein arbeitsreicher Tag. Wir haben den ganzen Tag über eine Menge Zähne gezogen, teils mit zahnärztlichem Geschick, teils mit sehr viel Kraft, teils mit der Hilfe von Bohrmaschine und Fräsen. Mandy, unsere  Fachschwester hat nun auch diesen ganzen Laden neu strukturiert und sortiert. 

Es gab kein Mittag, es war einfach keine Zeit.

Zum Schluss kam eine Patientin mit einem unglaublich großen Abszess in der Wange. Außer Antibiotika ging nix.

Auch der junge Mann mit dem kranken Unterkiefer war wieder da, ich erklärte ihm sein Problem genau und ohne schöne Worte. Er ist sehr verständig, spricht auch deutsch, arbeitet gerade an seiner B1 Sprachprüfung in Deutsch. Wie so viele hier träumt auch er, es nach Europa zu schaffen, um dort zu arbeiten.

Ich hoffe, ich kann ihn morgen  in die Klinik schicken, damit geklärt werden kann, welche Behandlung ihm helfen kann. 

Es kamen auch  einige Patienten mit Füllungswünschen, die wir aber mit einer Ausnahme ablehnten mussten, weil die Zähne zwar schmerzfrei, aber zu zerstört waren, um noch Füllungen machen zu können. An Wurzelbehandlungen ist hier gar nicht zu denken. 

Wie komfortabel sind doch die Erhaltungsmöglichkeiten für unsere Patienten in Deutschland.  Hier haben viele Patienten mehrere völlig kaputte Zähne, wir entfernen meist nur die schmerzenden, da sonst gar nicht alle Patienten drankommen würden.

Bisschen komisch ist, dass 2 unserer 3 togolesischen Dolmetscher selber Zahnbehandlungen durchführen, wenn keine Deutschen da sind. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind sie  Dental health worker, ein Beruf, dem ich schon in Kenia und Gambia begegnet bin.

Mit ihrem Abschluss dürfen sie auch Füllungen machen und Zähne ziehen. Es gibt für sie eine Zahnpraxis hier in der Klinik. Wir besichtigten sie: 3 Stühle, aber alles total kaputt. An einer Einheit geht nur noch das Licht, eine andere hat noch einen letzten funktionierenden  Bohrer. Das Röntgengerät wäre benutzbar, aber es gibt keine Röntgenfolien. Einzig der Steri sieht gut aus, warum wir den nicht nutzen dürfen, habe ich nicht verstanden.

Hier müssen die Patienten allerdings für die Behandlung bezahlen. Wir haben mal nach den Preisen gefragt. Zwischen 20 bis 30 Euro kostet eine Füllung oder auch eine Zahnextraktion. Da wundert es nicht, dass nicht viele Patienten hier zum Zahnarzt gehen.

Gegen 16.30 waren wir im Hotel. Ursprünglich wollten wir zu einer Voodoo Zeremonie, aber alle waren groggy und  keiner hatte richtig Lust und so machten wir uns einen ruhigen Resttag. 

Fischerkahn

viel Arbeit

Kinder

Mittwoch, 27.9.23

Die Nacht war gut, wir hatten ein glückliches Händchen mit der Klimaanlage, mussten weder schwitzen noch frieren. Über uns auf dem Dach, oder vielleicht auch in der Zwischendecke wurde wieder gerannt wie verrückt. Theresa hatte ein bisschen Sorge, es könnte ein Tierchen durch die Zwischendecke fallen, aber nichts Derartiges passierte.

Auf Arbeit ging es wieder richtig zur Sache. Es stellt sich langsam eine gewisse Routine ein. Stefan, der andere erfahrene Zahnarzt arbeitet überwiegend mit Lena, einer jungen Kollegin zusammen und sie wechseln sich ab. An Stuhl  2 und 3 arbeiten Sarah und Theresa und ich, entweder im Wechsel oder ich springe, wenn irgendwo meine Unterstützung gebraucht wird.  Sarah und Resa ziehen mittlerweile sehr routiniert und gefühlvoll  Zähne, aber manchmal hilft gefühlvoll hier einfach nicht weiter. 

Mandy, unsere gute Fee ist eigentlich überall, wo sie gebraucht wird und wacht gleichzeitig über die Ordnung am Materialtisch. Ich habe es wohl schon mal erwähnt, aber ich habe noch in keinem Land erlebt, das 60% der Patienten Knochen haben, der so hart ist, dass eher komplette Zahnkronen abbrechen, als dass sich im Knochen die Wurzel lockert. Gerade im Unterkiefer müssen überproportional viele Backenzähne erst in Teile zerlegt werden, bevor wir diese Teile dann entfernen können. Das ist anstrengend, zeitraubend und nervig. 

Was mir aber momentan im Kopf noch viel mehr zu schaffen macht, sind die Patienten, denen wir gar nicht helfen können. 

Von dem Patienten mit dem gebrochenen Unterkiefer, den wir übrigens nicht wieder gefunden haben und dem jungen Mann mit dem Unterkieferknochenproblem habe ich schon berichtet. 

Heute kam ein Patient mit so einer vereiterten Gesichtshälfte, dass ihm der Eiter aus dem Augenunterlid quoll. Und was können wir tun? Wir ziehen den Zahn, der das Geschehen verursacht, dann kann der Eiter erst mal ablaufen, wir geben 10 Tage Antibiotika in hohen Dosen. Und dann?  Dann wird es erst mal besser, aber wir beseitigen nicht wirklich die Ursache, was bedeutet, es wird wiederkommen. Es bräuchte eine hochwertige kieferchirurgische Behandlung, aber gibt es die hier? Und kann der Patient das bezahlen?

Das zwölfjährige Mädchen, welches seit letzter Woche wegen der massiven entzündlichen Schwellung von unserem Team mit Antibiotika behandelt wurde und welches wir gestern zu einem hoffentlich guten Kieferchirurgen gebracht haben und dessen Behandlungskosten ich von dem gespendeten Geld meiner Patienten bezahlen habe,          vielen Dank an dieser Stelle noch mal an meine Patienten !!!!!!!!!!!

bekommt jetzt ein anderes Antibiotikum und der Behandler in Lomé sagte ihr, dass es jetzt besser werden wird und wenn es doch wieder auftritt, muss sie wiederkommen. Es ist ein bisschen zum Heulen, aber wir haben keinen Einfluss darauf.  Hilflosigkeit, Traurigkeit……. 

Auch den jungen Mann, er heißt Romualdo, haben wir jetzt in das Krankenhaus geschickt und ich hoffe, die können ihm helfen und tuen es auch. Wir haben im Team lange überlegt, wie wir ihn finanziell unterstützen können. Bei dem Mädchen bezahlen wir die Rechnungen, so wie sie kommen.

Geld in die Hand ist mir bei der Kleinen wegen der Verwandtschaft zu unsicher. 

Den jungen Mann hatte ich gebeten, am Nachmittag ins Hotel zu kommen. Ihm habe ich 200 Euro gegeben. Er hat sich sehr bedankt. Er sagte, er hatte keinen Mut mehr, aber jetzt hat er wieder Hoffnung, dass es für seine Krankheit doch eine gute Lösung gibt. Er soll mir von den Rechnungen, die er bezahlt, Kopien schicken und falls es mehr kostet, Kostenvoranschläge  des Krankenhauses.

Wenn das wirklich funktionieren sollte, dann werde ich versuchen, seine Behandlung zu bezahlen. Ich kann es nur leider so gar nicht forcieren und beeinflussen.

Dann war da heute eine Frau. Genau verstehe ich nicht, was dort geschehen ist. Am Ehesten denke ich, sie hatte einen Kieferbruch vor längerer Zeit, der schlecht verheilt ist. Ein großes Stück Kieferknochen ragt aus dem Zahnfleisch, dazu ist die Wange geschwollen, die Zähne sind sehr kaputt. Dennoch traue ich mich nicht, die Zähne zu ziehen oder die knöcherne Situation zu verändern. Zu groß ist die Gefahr, ohne Röntgen noch mehr und nicht reparablen Schaden anzurichten. 

Auch hier können wir mit Antibiotika kurz lindern, aber das Leiden verändern wir nicht.  Ich kann damit grad gar nicht gut umgehen.

Doch noch mal zum Tag. Ich holte mir heut gegen 12 einen Kaffee mit süßer Sahne draußen in der „Kantine“. In Deutschland würde ich niemals einen Kaffee in so einem Umfeld trinken. Die Tassen werden schon abgewaschen, aber allein das Tuch, mit dem sie trockengewienert werden, ist – hm sagen wir, viel benutzt. Das Wasser kommt aus der Leitung, ist aber wenigstens heiß. Aber die Frauen sind sehr freundlich. 

Und am Tagesende waren wir in der Kinderstation und verteilten Plüschtiere an kleine Patienten und junge Muttis. Da wir über 1200 Plüschtiere mithaben, können wir da jetzt auch ein bisschen großzügig Freude bereiten.

Kleine Togolesen sind schon sehr knuffig. Ich machte aber nur 2 Fotos und hatte vorher gefragt. Ich habe immer ein bisschen Sorge, als der aufdringliche  Weiße wahrgenommen zu werden. Aber die Kleinen haben sich echt gefreut. 

Natürlich verteilen wir, so wie es ursprünglich geplant war, Plüschtiere zu allererst an unsere kleinen Patienten. Wir behandeln aber nur wenige Kinder, wahrscheinlich weil wir in Krankenhäusern und nicht in Schulen, wie bei meinen anderen Einsätzen, arbeiten. Auch Muttis bekommen für jedes Kind, das sie haben, ein Tierchen und natürlich  Zahnbürsten.

Danke schön an dieser Stelle an die vielen Kindereinrichtungen, die für uns gesammelt haben und natürlich an die Kinder und Eltern daheim, die uns ihre Plüschtiere mitgegeben haben !!!!!!!!!!!

Kinder

Kinder

Frühstück am Strand

alte Kähne

alte Kähne

Donnerstag, 28.9.23

Halb 8 gabs Frühstück, Käffchen, Omelett, Marmelade, Smoothie, Ananas, so wie jeden Tag. 

Wir liefen bei strahlendem und früh halb neun schon über 30 Grad warmen Sonnenwetter ins Krankenhaus und dann ging es los. 

Es lief, wie die Tage zuvor auf Hochtouren. Also zu wenig zu tun haben wir bei Gott nicht. 

Da heut der letzte Tag in der Klinik ist, gingen wir nach dem letzten Patienten erst auf ein Feierabendbier in die Kantine. Dann packten wir die ganze Ausrüstung in Kisten und Taschen. Mandy schrieb eine lange Liste, was an Materialien fehlte. Im Hotel gab es wieder ein zeitiges Abendbrot, dann 2 Stunden Menschenpause. Mal muss man auch alleine sein.  Schließlich verbrachten wir einen netten Abend im Hotelgarten. 

Die Behandlung des jungen Mannes Romuald mit dem kaputten Unterkiefer hat begonnen. Heute war er zum Röntgen, morgen geht er zum CT.

unser Patient Kokou

OPG von Kokou, rechter Unterkiefer

noch mehr Eidechse

Bauruine am Straßenrand

junge Mama

kleines Mädchen

Freitag, 29.9.23

Warum wir heut nicht noch behandeln durften, versteht kein Mensch.

Um 10 Uhr sollten wir unbedingt alle in eine Schule gehen. Gleich gegenüber dem Hotel. Kurz nach 10 kam ein Auto und schaffte uns stattdessen in eine Schule am anderen Ende der Stadt, wo wir Deutsche erst mal eine Weile  herumstanden. Auch 3 der 4 einheimischen Zahnbehandler waren da. Der Schulleiter dagegen hatte grad keine Zeit. Auch sonst begrüßte uns niemand. Dann endlich wurden uns 2 Kindergruppen nacheinander vorgeführt, insgesamt ca. 130 Kinder. Sarah machte eine schöne Putzvorführung, die direkt in Ewe, die Sprache der hiesigen einheimischen Bevölkerung übersetzt wurde, weil die Kleinen noch kein Französisch sprechen. Der Plan sah vor, eine Putzunterweisung machen, die letzten Plüschtiere, Malbücher, Malstifte und vor allem Zahnbürsten zu verteilen.  Die Krankenhausmitarbeiter hatten aber nur 50 Zahnbürsten mit.

Also schnappte ich mir den Fahrer, der uns hergebracht hatte, fuhr ins nächste Dorf und kaufte in 5 verschiedenen Läden alle Zahnbürsten auf, die es da gab (Zahnbürsten werden offensichtlich nicht sehr nachgefragt) und kehrte zur Veranstaltung zurück. So konnte dann auch die 2. Gruppe mit Bürsten versorgt werden und es waren sogar noch welche übrig, die wir dann an die Kinder auf der Straße vor der Schule verteilten konnten.

Ich habe mich sehr geärgert. In der Schule hätten 2-3 Kollegen völlig gereicht und meines Eindrucks nach war die Schule eher überrascht von unserem Besuch.

Aber wir waren noch nicht fertig mit dem Tag. Nach der Schule ging es zum Bürgermeister von Aného. Er hatte die deutschen Zahnärzte zum Abschiedsessen geladen. Naja….der Bürgermeister selbst fehlte. 

Weiter ging es nach Lomé. Unterwegs plötzlich Zwischenstopp an einem Kinderheim. Wir wurden dieses Mal erwartet, Kinder und Betreuer saßen auf Bänken bereit. Wir wurden sehr höflich von der Leiterin begrüßt. Hier hätten auch ein paar Malstifte und Plüschtiere hingepasst oder eine Putzvorführung für die Kinder. Aber wir hatten ja nichts mehr dabei und niemand hatte von dem Heim gewusst.

Aime, der beim Bürgermeister zu uns gestoßen war, gab ein paar Zahnbürsten ab. Dann wurde ein bisschen geredet und dann war Fototermin mit uns edlen Spendern. Wir im Kinderheim. Ich fand es unglaublich peinlich, war ziemlich wütend und schämte mich gleichzeitig. Ich drückte Aime 130000 Franc (200 Euro) zur Weitergabe an die Leiterin in die Hand, damit wir hier nicht völlig leer rausgingen. 

Schließlich kamen wir gegen 16.00 in Lomé an und liegen jetzt sehr entspannt am Hotelpool herum, was auch mal ganz nett ist. Sauer bin ich allerdings immer noch.

Schulklasse

Badewanne

ein paar unserer Plüschtiertüten

Dorf

Ziege

Fazit

Insgesamt haben wir schon einer ganzen Menge Leute geholfen. Es ist wie immer nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, aber den Menschen, die wir behandeln konnten, konnten wir wenigstens ein klitzekleines Bisschen helfen. Und klar, afrikanische Mentalität ist anders als unsere, das gilt es zu respektieren. Wenn sich manche Patienten in der ersten Woche keine Füllungen machen lassen wollten, wo es sich gelohnt hätte (in der 2. Woche war dafür keine Zeit) so muss man das akzeptieren.

Zu guter Letzt werde ich jetzt sehen, ob ich wenigstens dem einen Patienten, dem jungen Mann Romuald soweit finanziell helfen kann, dass er wieder gesund wird. Wenn das gelingen sollte, dann hätte sich der Einsatz schon deshalb gelohnt.

Ende

Frank Würfel

Theresa, Kokou, Festus

In den verbleibenden Tagen machten wir noch einen Zweitagesausflug nach Benin.

Hier unsere Tagesberichte:

1.Tag

Heut früh 8.10 starteten wir nach Benin. Die Grenze liegt nur 3 Autominuten vom Hotel in Aneho entfernt.  Über einen Mitarbeiter des Hotels hatten wir einen Fahrer aus Benin chartern können, der uns abholen, begleiten, herumfahren und morgen wieder zu dem Hotel zurückbringen sollte.

An der Grenze brauchten wir ca. 40 min, dann waren wir in Benin. Unfassbar viele Grenzbeamte sitzen auf engstem Raum, reden alle durcheinander, man sieht nicht durch, wer welche Funktion hat. Manche tragen Uniform, manche zivile Klamotten. Die meisten waren gelangweilt freundlich, so würde ich das beschreiben.

 Der Fahrer fuhr ziemlich rasant, aber ich habe mich schon daran gewöhnt. Er spricht ein bisschen englisch, was hilfreich ist. Wir hatten lange verhandelt, weil er 65000 Franc haben wollte für hin und rück und zwischendrin auch was besichtigen. – dachten wir. 

Wir fuhren eine Stunde bis Ouidah. Ein verschlafenes Nest mit einer aber sehr guten gepflasterten Hauptstraße aus einer anderen Zeit. Dafür waren alle Nebenstraße die reinen Berg- und Talbahnen aus rötlichem Sand.

Hier suchten wir erst eine Weile, bis wir das Museum der Sklaverei fanden. Wir bekamen eine interessante Führung einer Einheimischen, die aus wenig Englisch viel machte. 

Dann buchten wir sie für die Besichtigung der Straße der Sklaverei. Die Stadt war in der Vergangenheit einer der größten Sklavenumschlagpunkte in Westafrika. Es war heiß, es war interessant, es war traurig. 

Die Geschichte geht etwa so:
Afrikanerstämme von der Küste und arabische Reiterhorden aus dem Norden entvölkerten weite Teile des afrikanischen Hinterlandes. Mordend und plündernd zogen sie durch die Dörfer Westafrikas und verschleppt alles, was sich verkaufen ließ an die Küste. Die gleiche Geschichte kenne ich schon aus Gambia. Geschätzt wurden vom 15. bis 19. Jahrhundert ca. 12 Millionen Afrikaner in die Karibik, nach Amerika und Brasilien verschifft und weitere 20 Millionen in den nahen Osten und nach Nordafrika verkauft.

Die Menschen, die nach Ouidah gebracht wurden (es gab noch weitere Hochburgen des Sklavenhandels an der Westküste), landeten hier zunächst auf dem Sklavenmarkt und wurden an die weißen Händler verkauft. Direkt nach dem Verkauf ging es in die Schmiede, da gabs das Branding, zur Eigentumskennzeichnung der menschlichen Ware. Dann wurden die armen Menschen in eines der Forts gebracht (es gab hier 5 Forts), wo sie auf engsten Raum hockten und warteten, bis das nächste Schiff kam. 

Dann ging es los. Kette am Hals, Kette am Fuß und eine vom Hals zum Fuß ging es  3,5 km Richtung Meer, eben auf der sogenannten „Straße der Sklaverei“. Zunächst  bis zum Baum des Vergessens. Der musste 7mal von den Frauen und 9mal von den Männern umrundet werden, um alles zu vergessen. Familie, Freunde, Heimat, Dorf, Heimat. Weiter ging es ins sogenannte schwarze Haus. 3 Nächte saßen sie da drin, ohne Licht und Essen, um die Sklaven zu schwächen und Widerstände zu brechen. Wer dennoch rebellierte, wurde in  Metallstühle gekettet, zur Erziehung und Abschreckung. Manche überlebten das, die meisten starben.

Dann wurde noch mal sortiert. Wer krank wurde oder zu schwach für die Bootsfahrt schien, wurde einfach in einem extra Areal abgelegt und blieb da liegen, bis er tot war. Den Platz durften wir besichtigen, den Baum des Vergessens gab’s nicht mehr. 

Dann ging es weiter. Unterwegs ein weiterer Baum, der Baum der spirituellen Rückkehr, der musste 3x umrundet werden. Ich meine verstanden zu haben, dass der Mut machen sollte, dass die Seelen der Menschen nach ihrem Tod in die Heimat zurückkehren könnten.

Wir fuhren weiter Richtung Meer bis zur Pforte ohne Wiederkehr. Dann ging es für die Sklaven auf die Boote. In bis zu 3 Etagen wurden die Sklaven auf den Schiffen nebeneinandergelegt und verkettet. Es gab extrem wenig zu essen und zu trinken. Das Geschäft wurde gemacht, wo man lag. Viele sind gestorben. Bis zu 3 Monaten dauerte eine Überfahrt nach Amerika, Brasilien und andere Orte. 

Wer überlebte, wurde dort weiterverkauft, aber das ist eine andere Geschichte. 

Was ist das für eine Gattung, diese unsere Gattung, die so etwas macht. 

Es war ziemlich deprimierend und ich war froh, danach eine Weile im  Auto gefahren zu werden, um das zu verdauen. 

Dann aber hatten wir einen wunderbaren Abend im schönen Tahiti Hotel in Cotonou. Auch da ging im ersten Zimmer die Klimaanlage nicht, aber kein Problem, sind wir halt umgezogen. Und die Klobrille war viel zu klein fürs Porzellan und alles war bisschen in die Jahre gekommen, aber der Chef, Marco, war unglaublich nett. Ein Brasilianer, der fließend deutsch und  französisch,  portugiesisch und englisch sprach, war dauernd um seine Gäste bemüht und machte ohne Aufhebens Resa ein sehr leckeres vegetarisches Abendbrot. Alle Angestellten waren zuvorkommend, die meisten sprachen ein bisschen englisch. Ein schöner Pool, die Strandpromenade direkt vorm Haus – da waren wir noch spazieren, davor Sand und Meer. Einfach schön.

Voodoozeremonie

Schlangentempel

ein durchschnitlich beladenes Auto

2.Tag

Ausgeschlafen haben wir heute bis halb 9. Dann gab es Frühstück und dann verließen wir das Hotel.

Marco hatte uns einen netten Taxifahrer besorgt, mit dem gestern hatte es wieder Stress gegeben. Zuerst fuhren wir nach Calavi, einem Dorf am Nokoue – See. Dort mieteten wir ein kleines Motorboot mit dem sehr netten Guide Theophil. Wir machten eine fast dreistündige Tour zu der Stadt auf Pfählen – Ganvie. 40000 Leute leben da ausschließlich in Häusern, die auf Stelzen auf dem Wasser gebaut sind. Schule, Kirche, Moschee, alles vorhanden, alles auf Stelzen. Wir schipperten herum, machten schöne Bilder und bekamen Informationen über die Geschichte der Stadt. Entstanden ist Ganvie  in der Blütezeit des Sklavenhandels, als sich die Vorfahren der heutigen Bewohner aufs Wasser zurückzogen, um vor den Sklavenjägern geschützt zu sein. Alles ist auch heute noch sehr einfach. Erst seit kurzem werden die ersten Stromleitungen vom Festland herübergezogen. Dank Solarpaneelen haben einige Häuser heute schon Strom. Viele sind es aber nicht, weil Solar auch erst mal Geld kostet. Unter den Häusern, genauer gesagt unter den Toiletten, hängen Tonnen, um aufzufangen, was aufgefangen gehört, sagt der Guide. Richtig vorstellen konnte ich es mir aber nicht, denn viele Häuser sind so windschief und so arm und kaputt. Aber vielleicht entwickelt es sich ja gerade. Wir haben viele Kinder gesehen, die offensichtlich nicht in der Schule waren. Deutlich mehr, als uns das auf dem Festland aufgefallen ist. Die Jungs helfen den Vätern beim Fischen, die Mädels den Müttern beim Verkauf. Jede Familie hat draußen auf dem See ihr abgestecktes Gebiet, in dem sie fischen dürfen. 

Nach der Tour wurden wir dann mal ganz beschaulich zur Grenze gefahren. Dort ging alles gut, auch wenn wir von einem Beniner Grenzer empfangen wurden, der erst noch in Ruhe sein Schnapsfläschchen leeren musste, bevor er uns bearbeiten konnte. Danach mussten wir zum togolesischen Grenzposten. In dem Raum saßen 6 Beamte und ließen sich viel Zeit mit dem Studium unserer Pässe. Am Ende bekam ich 4 Stempel und Theresa nur einen – sie war neidisch.  Dann gingen wir zu Fuß nach Togo hinüber und suchten uns ein Taxi zum Oasis Hotel.

Bootstransport

badende Kinder

Familie unterwegs

unsere Schaluppe