Es ist wieder mal so weit. Das Fernweh hat mich erneut erwischt und ich denke schon seit einiger Zeit über einen neuen Zahnarzthilfseinsatz nach. Zunächst wollte ich wieder nach Serrekunda fahren, habe mich dann aber entschlossen, etwas Neues zu probieren. Warum nicht nach Gambia? Nun, zum Einen ist unser Verein sehr aktiv und erfolgreich im Akquirieren von Kollegen, welche einen Einsatz in Gambia durchführen möchten. Es besteht also zurzeit kein dringender Bedarf für mich, in Gambia zu arbeiten. Unser Oral Health Worker Herr Bah hat sich sehr gut eingearbeitet und kommt auch in Zeiten ohne deutsche Präsenz gut zurecht. Das bedeutet jedoch nicht, dass die regelmäßige Anwesenheit deutscher Zahnärzte nicht wichtig wäre. Weiterbildung von Herrn Bah, die Durchführung bestimmter Behandlungen, die der afrikanische Kollege nicht beherrscht, aber auch technische Wartung, Materialkontrollen usw. sind auf jeden Fall regelmäßig erforderlich.Durch meine Funktion als Materialnachschubverantwortlicher bin ich aktiv beteiligt an der Sicherstellung unseres Gambiaprojektes.
Worüber wir im Verein immer wieder diskutieren ist eine Erweiterung unseres Engagements in Form von Mobiles. Das sind Einsätze, bei welchen ein Zahnarzt und sein Team in abgelegene Dörfer fährt und dort Patienten unter teils sehr einfachen Bedingungen behandelt, die anders keine Chance haben, einen Zahnarzt zu erreichen. Dies erfordert einerseits einen größeren organisatorischen Aufwand und Kenntnisse, wie man so etwas optimal organisiert, andererseits weitere technische Vorraussetzungen und Investitionen.Also hab ich mich mal im Internet umgeschaut, welche Vereine in anderen Ländern auf diesem Gebiet aktiv sind und Erfahrungen mit Mobiles haben. So bin ich auf den Verein Dentists for Africa e.V. gestoßen.
Also erst mal fleißig gegoogelt, dann mit den Kollegen des Kenia-Vereines telefoniert und mit der Familie beratschlagt. Klimatabelle studiert, gute Reisezeiten mit den Praxisalltag abgestimmt und am Ende stand der Termin 13.1.12 bis 27.1.12 und das Reiseziel Kaplomboi fest. Dazu wird mich meine älteste Tochter Sophie begleiten, welche als Rettungssanitäterin über medizinisches Wissen verfügt und auch schon in der zahnärztlichen Praxis mitgearbeitet hat.
In den nächsten Wochen wird Sophie eine Menge Impfungen über sich ergehen lassen müssen – mir sollte das dieses Mal erspart bleiben, ein Vorteil des Wiederholungstäters. Dann gilt es, die Fluggesellschaften zu belauern, um im möglichst günstigsten Moment die Flugtickets zu buchen.
Im November werden wir zur Hauptversammlung des Vereins „Dentists for Africa e.V.“ fahren, um möglichst viele Ratschläge zum bevorstehenden Einsatz zu erhalten. Die Zeit wird sicher wie im Fluge vergehen.
Jetzt geht es wirklich los. Ich hocke in momentan 6000 m Höhe, Tendenz steigend und hab die ersten70 km von 570 km von Berlin Tegel nach Amsterdam schon weg. Neben mir sitzt meine, von den zarten Wacklern des Fliegers, völlig unbeeindruckte Tochter Sophie. Unter uns, irgendwo im Gepäckraum lagern 4 ziemlich große Kisten. Berlin hat sich netterweise mit strömendem Regen verabschiedet, damit wir das schöne Wetter in Kenia noch mehr ersehnen können.Hinter uns liegen 24 Stunden voller Turbulenzen. Allein dafür hat sich schon die Reise gelohnt, wenn es um den Abenteuercharakter einer Reise geht. Mal sehen, ob ich noch alles zusammen bekomme.In den letzten 3 Monaten bin ich fleißig unter die Jäger und Sammler gegangen.
Kein Vertreter war vor mir sicher, jeder wurde angequatscht, ob sich nicht das eine oder andere Material für Kenia spenden ließe. Einige Firmen waren davon wenig zu beeindrucken, andere sehr hilfsbereit. Anfang Dezember hatte ich einen Rundbrief an alle Heidenauer Kollegen – Nichtzahnärzte verschickt, mit der Bitte, doch mal in ihre Medikamentenschränke zu schauen, ob sie nicht das eine oder andere Schmerzmittel oder Antibiotika entbehren könnten. Die Resonanz war ganz toll. 11 Kollegen meldeten sich bei mir. So kamen neben solchen Medikamenten noch Handschuhe, Nahtmaterial, Verbandsstoffe usw. zusammen. AndereMedikamente wollte ich dieses Mal nicht mitnehmen, weil es ja in Kenia in die hintersten Winkel gehen sollte und ich als Dentist mit Blutdrucksenkern, Insulinampullen usw. nicht so viel am Hut habe. Goldenes Handwerk braucht eben nicht so viel Chemie. Die Kistchen und Tüten in meiner Garage stapelten sich. Es kamen noch Plüschtiere, bisschen Süßes, ein paar Kindersachen, Bälle u.ä, dazu. Langsam musste ich mir echt Gedanken machen, ob und wie ich das alles wegbekommen wollte. Zum Glück bin ich ja aber im Verein Ärzte helfen e.V., welcher sich in Gambia engagiert, aktiv, sodass ich die Dinge, die nun gar nicht mehr in die Koffer passen sollten, mit dem nächsten Container nach Serrekunda schicken werde. Somit kommt alles, was ich an Unterstützung erhalten habe, auch in Afrika an, höchstens mit einer leichten geographischen Verschiebung, aber ich bin überzeugt, dass das auch im Sinne der Spender ist. Ich hab also in den letzten 2 Wochen so nach und nach 4 stattliche Kisten zu je 24,5 bis 25,5 kg gepackt. 23 kg pro Kiste und 2 Kisten pro Reisenden sind gestattet und ein bisschen Toleranz hab ich am Flughafen einfach mal vorausgesetzt. Sophie und ich haben davon zusammen etwa 30 kg privates Reisegepäck. Wenn man die etwa 20 kg Handgepäck mitrechnet, kommen wir auf ca. 120kg Gepäck. Die Flüge waren ja schon lange gebucht, die Abholerei in Kisumu abgesprochen, alle Reiseunterlagen 5x gecheckt. Es konnte dieses Mal überhaupt nix schiefgehen — dachte ich — bis gestern Abend.
Letzter Abend daheim, alle Kinder da, schönes Abendessen, Glas Wein, letzter gedanklicher Check. Alles Gut — höchstens ein bisschen die Unruhe, ob der Flughafen rumzicken könnte, wenn in jeder Kiste halt ein bisschen zuviel drinsteckt. Aber bei erlaubten 4 Kisten a 23 kg… das wird schon. Schließlich haben wir Flüge bei KLM gebucht und wenn wir erst in Berlin durch den Check in durch sind, wird alles gut….Und dann plötzlich der einschießende Gedanke – Moment mal, wir haben über KLM ja nur bis Nairobi gebucht. Den Anschlussflug in Kenia bei Jetlink Express (hat das schon jemand mal gehört?) hab ich ja erst später gebucht, weil sich unsere ursprüngliche Einsatzplanung, 2 Wochen nach Kaplomboi zu fahren (dorthin fährt man 4-6 Stunden mit dem Taxi) ja geändert hat.
Jetzt wollen wir erst nach Nyabondo, dort eine Woche arbeiten und dann in der 2. Woche nach Kaplomboi weiterfahren. Warum? Weil etwas unklar war, ob in Kaplomboi zurzeit eine Sister vor Ort ist, die unsere Einsätze ins Umland organisieren kann. Außerdem gibt mir der Einsatz in 2 Orten die Möglichkeit, noch mehr Erfahrungen bei der Durchführung von Mobiles zu sammeln (Mobiles sind Tagesausfahrten in umliegende Schulen, um dort Kinder zu behandeln). Über solche Mobiles denken wir in unserem Verein für Gambia schon länger nach und warum sich etwas neu ausdenken, wenn es woanders schon eine Menge Erfahrungen gibt. Ja und um nach Nyabondo zu kommen, nimmt man ab Nairobi noch mal einen 45 Minuten Inlandflug und den hab ich also nachgebucht.
Das wir in Nairobi dann erst aus- und dann neu einchecken müssen, war schon klar, bloß hab ich mir keine Gedanken gemacht, was Jetlink zum Thema Gepäcktransport so denkt. Und dann ging es los: erst mal im Internet recherchieren – ohne Erfolg. Dann bei Air direkt anrufen, da hatte ich den Flug gebucht. Die hatten keine Ahnung, meinten aber, mehr als 23 kg gehen da bestimmt nicht – na toll. Originalzeit dieser Erkenntnis ca. 23.30. Also das Problem erst mal überschlafen.
Nächsten Morgen beschlossen wir schweren Herzens, doch 2 der 4 Kisten dazulassen. Also alles, was wir in den letzten Tagen so sorgfältig verpackt und 20 mal gewogen hatten, wieder raus aus den Kisten, dann schnell entscheiden, was ist wirklich wichtig, was nicht. 2 neue Kisten gepackt, wütend gewesen auf mich selber, das mir das Problem nicht eher eingefallen ist und natürlich auf die Fluggesellschaft. Dann schnell gefrühstückt (halb 10 sollte es schließlich losgehen), dann hatte ich den Einfall, direkt mit der Fluggesellschaft in Nairobi zu telefonieren, bzw. telefonieren zu lassen, da das Englisch meiner Tochter Helene sehr viel besser ist als meins. Die Arme hat dann vielleicht 15 Minuten mit einer ganz netten Dame in Nairobi telefoniert, nur haben die Afrikaner eine etwas andere Vorstellung von der englischen Sprache als wir und sprechen dabei unglaublich schnell. Na schlussendlich hofften wir begriffen zu haben, das Übergepäck 50 Cent pro Kilo kostet und 25 kg in einem Gepäckstück regulär erlaubt sind. Also alles, was schon ausgemustert war, wieder in die Kisten geworfen, rasch ein Band drum, ab ins Auto und los. Mittlerweile saß uns die Zeit ein wenig im Nacken, da die deutsche Bahn wahrscheinlich wegen uns nicht bereit sein würde, später abzufahren. Wir bekamen unseren Zug dann doch noch ganz lässig, dank schneller deutscher Autobahnen und keiner Geschwindigkeitskontrolle.
Zack und schon ging es ab nach Berlin Tegel, wo der erste Flieger auf uns wartete. Im Zug haben wir die Kisten dann erst mal nachsortiert und die 2 großen Pappkartons (wir wollten nicht mit 4 Koffern zurückfahren, von denen 3 leer sind) mit ganz viel Paketklebeband liebevoll so lange umwickelt, bis sie uns stabil genug erschienen. Ob wir mit unserer Kalkulation richtig liegen, werden wir ja in Nairobi sehen, wenn die Dinger vom Band kommen. Kaum waren wir zur Ruhe gekommen und hatten uns 2 kleine tschechische Vormittagsbiere vom Zuggastronomen bringen lassen – für preiswerte 3,50 (0,2 Liter), schlug die nette Zugbegleiterin in unserem Abteil auf, die uns erst mal aufklärte, dass das Gepäck, das wir da mitführen, extra zu bezahlen ist und geschätzt 150 Euro kosten würde.
Vielleicht hatte sie keine Lust zum Streiten, vielleicht sahen wir so nett aus, jedenfalls meinte sie irgendwann, wir sollten wenigstens die Vorhänge zuziehen und ließ uns davon kommen.Nach zweimaligem Umsteigen und ner Menge Schlepperei erreichten wir endlich Tegel. Jetzt wird alles gut, dachten wir, hatten nur leider nicht mit dem jungen, übereifrigen, soll heißen überkorrekten Kollegen am Check in gerechnet. Also Erstens war mein Handgepäck 6 kg zu schwer, angeblich auch zu groß – das konnten wir mit ein bisschen Schwung (Rucksack in Meßkasten) entkräften, dann waren unsere Metallkiste und der Koffer zu schwer (ach nee). Die beiden Kartons konnte er gar nicht wiegen, die waren zu breit für die Waage. Umpacken, auspacken, was dalassen, oder Auge zu drücken? Er wollte nicht mit sich reden lassen.
Dann nahte unser Retter in Gestalt eines weiteren Angestellten, der vorschlug, uns mit an einen anderen Schalter zu nehmen, wo die Waagen angeblich breiter wären. Als er auf dem Weg dahin erfuhr, warum wir nach Kenia fliegen, entbrannte sein Helferinstinkt endgültig und er attestierte uns ungewogen, dass unsere Kisten genau das richtige Gewicht hätten. Bei der Gelegenheit durften wir noch lernen, dass die Waagenbreiten bei Lufthansa doch nicht breiter als bei KLM waren und dass die Sperrgepäckannahme – entgegen der Versicherung eines der Schalterbeamten bei Lufthansa doch keine Waage hatten. Auf diese Weise lernten wir wenigstens den Flughafen und viele nette Mitarbeiter kennen. Zurück bei KLM machte unser Helfer ein großes Gewese, das bei Lufthansa die Waage viel weniger angezeigt hätte… Am Ende kapitulierte der junge Kollege und ließ unser Gepäck passieren. Was wir in der ganzen Aufregung völlig vergaßen, war, an unsere Gepäckstücke Schilder mit unseren Namen und Adressen zu hängen. Wollen wir also mal hoffen, dass die Jungs in Amsterdam keine Fehler beim Umpacken machen, sonst wird es bissel Mist. Helene meinte heute früh noch, wir sollten sicherheitshalber ein Hemd und Unterwäsche ins Handgepäck nehmen, aber wer braucht das schon!! Wenn es schief geht, wissen wir ja, wer schuld ist.
So, aktuelle Lifemeldung, wir sind zum 2. Mal in der Luft und auf dem Weg zum 6700 km entfernten Nairobi. Grad wackelt es wieder ganz hübsch, aber ich schreibe ja und Sophie ist mit ihrem Hunger beschäftigt. Jetzt dürfen wir sogar die Gurte wieder anlegen, ist doch toll.
Nachdem wir das Gepäck los waren, wurde es langsam langweilig. Keine weiteren Zwischenfälle. Wenigstens interessierte sich der Zoll in Amsterdam noch für die 5 Einkilotüten Dentalgips, die ich im Handgepäck, auf besonderen Wunsch von Sister Carmelina und ultraschnell besorgt von meiner Büker Zahntechnik, mit mir herumschleppe. Klein, schwer, praktisch. Aber entgegen unseren Befürchtungen mussten wir keine öffnen, um zu beweisen, dass es kein anderes weißes Pulver ist.Jetzt werde ich mich ungehemmt dem Fernsehprogramm widmen und dann der Sonne entgegenschlafen und Kraft für die Auseinandersetzung ums Übergepäck und –wir wollen es nicht hoffen, aber man weiß ja nie – um den fehlenden Impfausweis von Sophie, sammeln.
Das mit dem Schlaf ging ganz gut. Der defekte Bildschirm vor meiner Nase hat das noch unterstützt. Ich bin genau richtig wach geworden, um einen Sonnenaufgang wie im König der Löwen zu erleben, als der Affe das Löwenbaby der Savanne zeigte. Dank der schlecht geputzten Bullaugen des Flugzeuges sind die Fotos leider lange nicht so schön geworden, wie der Sunrice war. Wir landeten pünktlich in Nairobi, kauften die Visa (50 Dollar) ohne Probleme wegen eines fehlenden Impfausweises, tauschten Geld, kauften eine kenianische Simcard, gingen aufs Klo, tranken einen Kaffee, und checkten dann ein, oder besser, wollten dies tun.
Also erst mal mit dem ganzen Gepäck durch die Kontrolle, dann bei Jetlink angestellt, gewartet, bis die schwarze Schönheit uns endlich wahrnahm. Dann die erste Ernüchterung – einchecken macht keinen Sinn, weil der Flug gecancelt wurde. Statt um zehn, sollten wir bitte um 17.30 abfliegen. Nun, da wir ja schon problemgestählt waren, brachte uns das nicht aus der Ruhe. Schauen wir uns eben Nairobi an. Aber was mit dem ganzen Gepäck anstellen. Mit 6 Gepäckstücken könnte eine Tour durch die Hauptstadt dann doch ein bissel beschwerlich werden. Zum Glück gab es eine Gepäckaufbewahrung. Zwar war der Stauraum kleiner als unser Gepäck und pro Stück wollten sie 3.50 Euro haben, aber wieder einmal hatten wir Glück. Dieses Mal in Gestalt eines jungen Sicherheitsbeamten, der uns anbot, das Gepäck zu sichern für 1,50 Euro das Stück. Solch einem Schnäppchen konnten wir dann nicht widerstehen.
Dann ging es 1 Stunde im Cityshuttlebus nach Nairobi City. Unterwegs waren die Straßenränder genauso mit geschäftigen Menschen und Wellblechhütten (bestenfalls) übersäht, wie ich es schon aus Gambia kannte. Der Verkehr war wohl noch chaotischer, besonders da hier Linksverkehr herrscht und sehr viele große LKW`s und Busse unterwegs sind. Das Wort Haaresbreite bekommt hier eine völlig neue Bedeutung. In Downtown besichtigten wir erst das Kongresscenter, wo eine Wahlveranstaltung stattfand, mit vielen euphorisch singenden und tanzenden Menschen. Dann erstiegen wir den Turm der Anlage. Reichlich hundert Meter hoch, liegt der Turm etwa in der Mitte der Stadt, so dass man eine wunderbare Sicht auf Nairobi und die umliegenden Berge hat. (Für die, die es nicht wissen, Nairobi hat etwa 3 Mio Einwohner, von denen die Hälfte in Slums wohnt, existiert erst seit hundert Jahren, liegt in einer riesigen Senke, was eine gute Grundfeuchtigkeit ergibt und war früher sicher idyllisches Massai Weideland, bis die Engländer kamen. Heute gibt es in der Innenstadt – zumindest gefühlt – mehr Banken, als ich in meinem ganzen Leben insgesamt gesehen habe.
Wir durchwanderten den kleinen sicher repräsentativen Innenstadtpark, dann die Innenstadt und holten uns dabei einen schönen Sonnenbrand, da ja alle Präventionsmittel im Koffer waren. Kein Kunststück bei 1600 m Höhenlage der Stadt. Dafür war es nicht sooo heiß. Na gegen 2 Uhr hatten wir genug gesehen, fuhren wieder zurück zum Flughafen und machten es uns in einer Straßenbar mit Bier gemütlich. Bier kostet übrigens 2.40 Euro -0,3 Liter. Gott lobe unser Deutschland. Vor dem Bier versicherte ich mich noch mal, das der Flieger wirklich geht. Also das 2. Mal durch den Kontrollbereich. 16 Uhr ging es dann zum einchecken (das 3. Mal durch die Kontrolle, man kannte uns schon). Jetzt wurde es spannend – was wird nun aus dem Übergepäck? Ich will es kurz machen. Die Aussage der Dame am Telefon bei Jettlink Express 2 Tage zuvor, wir hätten 25 kg Freigepäck wurde auf 20 kg korrigiert, statt 50 Cent kostet 1 kg 1 Euro, einer unserer beiden Rucksäcke war angeblich zu groß fürs Handgepäck – vielleicht war er letzte Nacht gewachsen. Dafür rundete man großzügig ab und berechnete uns also nur 50 kg Übergepäck, also 50 Euro. Nun waren wir schon so weit, nun war es auch egal. Wir bezahlten und hatten dann bis zum Abflug einen so überfürsorglichen Sicherheitsbegleiter an unserer Seite, das ich allein schon deshalb vermute, das man uns beschummelt hatte. Aber egal, ändern ließ es sich eh nicht. Dann rin ins Flugzeug. Das Abheben erlebten weder Sophie noch ich – da schliefen wir beide schon tief und fest.
Dafür kamen wir eine dreiviertel Stunde später erfrischt in Kisumu an. Natürlich gab es auch hier noch ein Highlight. Alle Fluggäste warteten auf ihr Gepäck. Fast alle Fluggäste bekamen ihr Gepäck und verschwanden so nach und nach. Nur ein einsamer Kenianer und wir standen noch rum. 3 Teile waren gekommen, die Kartons fehlten. Kein Flughafenangestellter war mehr zu sehen, idyllische Ruhe. Den Allerletzten, der ging, schnappte ich mir dann und nervte ihn so lange, bis er noch mal auf die Suche nach Verantwortlichen ging. Dann dauerte es noch mal 10 Minuten, bis einer kam und feststellte, das die Kisten irgendwo zwischen Flugzeug und Halle rumstanden und vergessen worden waren. Passiert schon mal.
Nun endlich konnte uns unser Empfangskomitee in Form von Schwester Seraphine, Christine und Dieter begrüßen. Bis wir dann in Kisumu noch Saft, Bier, Wein und Kekse eingekauft hatten, war es dunkel und es folgte eine spannende Fahrt durch 50 km Afrika bis nach Nyabondo. Ich kann nicht sagen, ob es erregender in der Stadt oder auf der Landstrasse war. Jedenfalls wäre da wohl niemand eingeschlafen. Im Hospital wurden wir von weiteren Deutschen sehr nett begrüßt. Da waren noch Reinhardt und Tina, Zahnarzt und Assistentin, Uli mit seinen beiden Zahnarzthelferinnen. Letztere sind schon seit 3 Wochen hier und waren 2 Wochen erst in Nyabondo und letzte Woche in Kaplomboi. So konnten wir kaltes Bier, später auch mitgebrachten Whisky trinken, duschen und die Ankunft genießen. Die Zimmer sind sehr einfach, aber sauber, gleiches gilt für Klo und Dusche. Bei Letzterer kribbelt es so schön in der Hand, wenn man sie anstellt und dann den Griff anfassen will. Grund dafür ist wohl, dass die Sanitärinstallationen nicht geerdet sind, aber was verstehe ich schon davon. Es gibt einen Kühlschrank –sehr wichtig. Der Himmel war voller deutlich größerer Sterne, als wir sie in Deutschland kennen, fand ich jedenfalls. Wir hatten eine erste gute kenianische Nacht, wenn man mal von den 3 Hähnen absieht, die in der Umgebung wohnen.
Frühstück um halb 9 bei strahlendem Sonnenschein, angenehmen 20 Grad, in netter Runde, mit Rührei, Toast, Marmelade, Kaffee, Käse. Also alles da. Danach ging es heut ins St. Monica Witwendorf. Da waren 130 Kinder aus dem Patenschaftsprojekt und die Witwen eingeladen. Letztere kamen keine, Erstere waren aus 4 Schulen angereist. Es wurde gespielt, Mittag gegessen, dann gab es ein Kulturprogramm mit Gesangsdarbietungen und viele lange, für mich teils schwer verständliche Reden. Es war heute schön warm.
Eigentlich haben wir nicht viel getan, waren aber dennoch ganz schön groggy. Zwischendurch hab ich einen Spaziergang durchs Hinterland gemacht. So immer kleinen Trampelpfaden folgend. War nett. Viele Kinder in Klamotten, auf die der Name Lumpen mal so richtig passt.Außerdem war Waschtag an einem Tümpelchen, das sonst auch zum Moped waschen und als Tiertränke und Tierbadestätte dient.Jetzt, kurz nach 6 sitze ich bei Bier und Laptop im Schatten und schreibe. Gerade fängt es an, ein bisschen kühler zu werden. Bald werden uns die Sisters Abendbrot bringen und dann werden wir vor der Unterkunft zusammensitzen und die kenianische Nacht genießen.
Wieder ein Tag rum. Frühstück halb neun in besagt großer Runde. 10 Uhr waren Sophie und ich im Dorf beim großen Gottesdienst. Groß deshalb, weil es diesen Sonntag nicht 3 Gottesdienste gab, sondern einen im Freien vor der Kirche. Hintergrund, wenn ich es richtig verstanden habe, war, dass letzte Woche die Schule wieder begann und die Schulgelder gezahlt wurden. Deshalb waren die Schulkinder auch alle verpflichtet, am Gottesdienst teil zu nehmen Ein Schalk, der Böses dabei denkt. Na jedenfalls hatte ich gedacht, mal so einen richtigen Gospelgottesdienst zu erleben. Wars nicht, eher ein Langweiliger, wenngleich auch gesungen wurde und Kinder getanzt haben. Kann man schon mal erlebt haben, muss man aber nicht… Mittags fuhren Uli und seine beiden Helferinnen nach Kisumu, um von da nach Hause zu fliegen, und Christine, Dieter und Moni fuhren nach Kaplomboi,
wo sie bis morgen bleiben wollen, um verschiedene Sachen zu regeln. Reinhardt und Tina waren wandern –mit Begleitung 2er Führer, was sich wohl als recht nervig herausgestellt hat, da ständig Konversation gemacht wurde. Somit waren Sophie und ich allein. War auch mal ganz schön. Ich baute Sophie mit Handtüchern erst mal einen Sichtschutz, damit sie sich mal ne Weile sonnen konnte, ohne kenianische Gemüter zu verletzen. Dann versuchte ich an den Schlüssel zu der Zahnarztpraxis zu kommen, was daran scheiterte, das kein Mensch, weder Wachmann noch Sister wusste, wer dafür zuständig war. Also lass ich mich morgen von der Zahnarztpraxis überraschen.Dann schnappte ich mir meine Laufschuhe und wanderte mal 2 Stunden in der Gegend rum. Gerannt bin ich nicht, es waren einfach zu viele Leute auf der Strasse. Genaugenommen machte ich eine Runde ins Tal und dann querfeldein wieder zurück. Bei Querfeldein nahm ich dann schon mal die Sonnenbrille ab und kuckte, wo der Fuß sich als nächstes hinsetzen sollte. Ich wollte ja schließlich keine Schlangen beim Mittagsschlaf stören. War aber alles ganz easy. Die Wege waren Jeep- aber sicher nicht PKW- tauglich. Rechts und links kleine Grundstücke mit Hütte, mehr oder weniger sehr ärmlich. Viele Menschen unterwegs – Sonntag! – Ich grüßte oft und wurde oft gegrüßt. Selbst der böseste Blick hellte sich auf, wenn ich mein frischgelerntes Habari ako von mir gab (Hallo, wie geht`s?) oder auf die gleiche Frage mit „misuri“ (gut) antwortete – funktionierte perfekt. Auf dem letzten Stück überquerte ich die Ebene, musste ständig darauf achten, nicht in irgendwelche Wasserpfützen zu latschen. Zu Regenzeiten ist die Ebene wahrscheinlich sehr moorig, aber jetzt ist es relativ gut begehbar. An mehreren Stellen waren Kenianer mit dem Formen, Trocknen oder Stapeln von Ziegelsteinen beschäftigt. Zwischendurch fragte ich ein paar Fußball spielende Kinder nach dem Weg zum Hospital. Leider konnten sie offensichtlich kein Englisch und hatten – die Kleineren – Angst und die Größeren – Respekt vor mir. Als ich auf den ca. 12 jährigen Ältesten zuging, wich der immer weiter zurück. Das ist nicht bei allen Kindern so, aber doch wiederholt passiert. Vielleicht sollte ich darüber mal nachdenken.
Zurück „zu Hause“, traf ich die beiden Wanderer. Tina hatte sich schön den Rücken verbrannt. Etwas was mir nicht passieren kann, da mir meine liebe Frau Sonnencreme mit Faktor 50 geschenkt hat. Da bin ich, glaube ich, in 2 Wochen noch so weiß wie am ersten Tag. Nach Bier trinken, duschen und Bier kaufen gehen, gabs Abendbrot. Reis mit Bohnen. Zum Bier kaufen (die Flasche 1,40, Cola 0,30 Euro) mussten wir nur bis zum kleinen Markt, der direkt gegenüber des Krankenhausareals ist. Dieser Markt ist, selbst für afrikanische Verhältnisse saudreckig, regelrecht eklig. Aber es gibt einen Musikshop (oder so was ähnliches), eine Videobar, wo den ganzen Tag Videos laufen, einen Schmied, eine Maismühle, eine Butcher, na und noch so 5-6 Buchten, bei denen mir nicht klar ist, was die da verkaufen.
Dann saßen wir entspannt unter Kenias Himmel und quatschten, bis die anderen müde waren, und halb 10 saß ich allein im Gemeinschaftsraum und schreibe.Ein kleines kenianisches Mädchen ist oft bei uns, sitzt am Rand oder mit am Tisch, redet nicht, schaut uns zu, ist nicht aufdringlich, einfach nur da. Heute Abend saß sie mit uns am Tisch und Reinhardt und Tina krabbelten sie abwechselnd. Irgendwann rutschte sie vom Stuhl und schlief mit dem Köpfchen auf dem Stuhl ein. Als alle anderen im Bett waren, schickte ich sie 2x nach Hause, nach paar Minuten stand sie wieder vor der Tür, bzw. kam beim 2. Mal auch rein. Ich fragte sie, ob ich sie nach Hause bringen soll. Sie meinte, zu Hause sei das Fenster zu, was auch immer das zu bedeuten hatte. Also ging ich mit ihr zu der Hütte, die sie mir zeigte. Ich klopfte, dann stellte sich heraus, dass sie da gar nicht hingehörte. Die Dame des Hauses schnappte sich dann aber die kleine Maus und brachte sie – ich hoffe – nach Hause.
Gerade eben musste ich mal auf die Terrasse, da hatten es sich 2 junge schwarze Männer gemütlich gemacht, die mir erklärten, sie warteten jetzt hier, weil sie hier schlafen sollten. Nun, ich hab sie überzeugt, woanders zu warten.Was gibt es noch so:Viele junge Leute mit Motorrädern, bei Spritpreisen um 1,15 Euro schon erstaunlich.Verglichen mit Gambia ist das Volk hier ein durch meine europäische Brille betrachtet, nicht so ästhetischer Menschenschlag. Vielleicht liegt es daran, das die Population hier relativ homogen ist, während in Gambia ja eine bunte Mischung verschiedener Volksstämme die Strassen bevölkerte.Die Natur hab ich mir noch afrikanischer vorgestellt. Es gibt Akazien, Bananen und andere, mir nicht bekannte Gewächse, aber es mutet mir, trotzdem es doch deutlich grüner ist, als in Gambia, nicht so sehr exotisch an. Oder es liegt daran, dass ich das zweite Mal in Afrika bin und die Eindrücke nicht mehr so stark sind. Überhaupt vergleiche ich viel zwischen den beiden Ländern.
Heute also sollte es losgehen. Zunächst die Praxisbesichtigung. Alles ähnlich wie in Gambia, die Schränke voller Müll. Prothetikdiamanten ohne Ende, dafür kaum normale Diamanten. Kunststoff, Amalgam usw. alles vorhanden, wenn auch nicht in großen Mengen. Wofür ich Dentalgips mitbringen sollte, weiß ich nicht, da kein Abdruckmaterial da war, und der Zahntechniker wohl schon ne Weile fehlt.
Wir wurden zu 9.00 bestellt, da wurde da schon eine Stunde behandelt. Ein paar Patienten waren da. Die angemeldeten Kinder kamen gegen 11, so hatten wir 3 effektive Stunden, in denen einer von uns beiden Zahnärzten Zähne zog und der andere Füllungen machte. Ich weiß gar nicht genau, aber ich glaub, ich zog 4 Zähne und machte 9 oder 10 Füllungen. Die Patienten waren überwiegend Kinder, die kein Wort mit mir sprachen, ängstlich halt, aber alles mit sich machen ließen.1 Uhr war Mittag und wir brauchten auch nicht wieder zu kommen, da Nachmittag nix geplant war. Also machten 3 von 4 Mittagschlaf und einer computerte. Dann ging es auf 2 Motorradtaxis für 50 Schillinge pro Person auf einem Krad nach Sondu.
Da war großer Markt, über den wir schlenderten und uns das Elend ansahen. Dann fanden wir eine nette Disko (also abends ist das eine), wo wir ein kaltes Bier tranken. Es gesellten sich 2 Kenianer zu uns, machten Konversation, gaben uns mehrere Winks mit dem Zaunspfahl, dass sie auch was essen würden. Dann endlich lud sie Reinhardt auf ein Bier ein. Und Zack standen 2 Schnapsfläschchen (0,3 Literflaschen) vor den beiden und die Kellnerin wollte 600 Schillinge (6 Euro) pro Flasche. Zum Glück war Reinhardt nicht auf den Mund gefallen und stellte das mit deutlichen Worten klar. Unverschämte Lümmel. Dann machte ich schon mal los und joggte die ca. 8 km nach Hause. Wobei Joggen übertrieben ist. Gerannt bin ich vielleicht 5 km davon. Es war tierisch staubig, teils hat man keine 3 m weit kucken können, wenn wieder ein LKW vorbei ruckelte. Außerdem ging es mindestens zwei Drittel der Strecke bergauf und natürlich ist die Kondition derzeit auch grottig. Meine lieben Mitstreiter brüllten mir jedenfalls ein freundliches „Muzungu, muzungu“ (Weißer) hinterher, als sie auf Motorrädern vorbei kamen. So dreckig war ich jedenfalls schon lange nicht mehr.
Abends kamen die anderen 3 aus Kaplomboi zurück. Ich hatte gehofft, jetzt konkrete Informationen zu erhalten. Bekam ich auch zum Teil. Es ist also kein anderer Zahnarzt dort, wie es ja hieß, und es sind die nächsten 2 Wochen voll geplanter Einsätze für einen Zahnarzt – angeblich. Also schickte ich abends noch ne SMS an Sister Rose und bot an, so bald wie möglich nach Kaplomboi umzusetzen, wenn sie das will und mich abholt. Prompt rief sie mich zurück und wir verabredeten eine Abholung am Mittwochnachmittag. Da bin ich ja mal gespannt.
Früh ging es in die Praxis. Heut war sogar eine Gruppe Kinder da, leider hatten wir aber keinen Strom, sodass wir keine Füllungen machen konnten. Also zog ich so ca. 8-10 Zähne. 12 Uhr waren wir durch. Dann war Mittag. Nachmittag waren wieder keine Patienten bestellt.
Der Grund für die mangelhafte Situation soll die Aufgabenumstellung bei den Sisters sein. S. Laurenzia ist weg und S. Lilian ist zwar lieb und nett, aber gänzlich unerfahren und nicht durchsetzungsfähig. So jedenfalls der bisherige Eindruck.
Also Mittagsschlaf, dann Abstecher ins Witwendorf, da wollte ich so ein Tischdeckenset kaufen, dass die da selbst herstellen. Vorher noch schnell 2 Füllungen bei einer Patientin gemacht.
Dann wieder faulenzen – genau mein Ding. Als die Hitze etwas nachließ, zog ich mir die Laufschuhe an, verlies das Hospital und bewegte mich nach rechts und dann immer der Strasse entlang, teils gehend, teils joggend. Das war eine schöne Strecke. Nicht so staubig wie gestern. Rechts und links Grundstück an Grundstück, teils mit sehr einfachen Hütten, nur grob oder gar nicht verputzt und 1-2 kleinen Löchern in der Wand, die von innen mit Holz verschlossen waren (also so was wie Fenster), nach ca. 3 km wurde die Gegend etwas wohlhabender. Es gab Häuschen mit verglasten Fenstern, gepflegteren Vorgärtchen. Sogar ein richtiges Schlösschen war dabei, so mit Erkern und so.
Es ist 9.10. Wir sind alle fertig und warten auf die Abfahrt unseres Autos in eine Schule zur Untersuchung. Nur leider kam gerade die Sister und teilte uns mit, dass wir erst um 10 Uhr fahren. Typisch afrikanisch halt. Aber langsam geht mir das echt auf den Keks. Ich bin nicht hier, um 14 Tage abzuhängen, sondern um ein bisschen, möglichst effektiv zu helfen. Stattdessen warten wir die meiste Zeit darauf, dass mal ein paar Kinder bestellt werden und ein einzelner Patient aufschlägt.
So, dass war ja ein toller Vormittag. 10.30 ging es los. 10 Minuten Fahrt bis zur Schule. Begrüßung durch den Head teacher. Dann warten bis zur Pause. Dann hat Reinhardt vor allen Schulkindern was zur Putzerei erzählt und ich hab angefangen, Untersuchungen zu machen. Ca. die Hälfte der Kinder zwischen etwa 9-12 Jahren, schätze ich, waren kariesfrei, jedenfalls soweit das unter diesen Bedingungen zu erkennen war. Die anderen hatten so 3-7 Karies. Wenige extraktionsbedürftige Zähne waren zu finden, aber in dieser Altersgruppe klar.Als Reinhardt fertig war, fing auch er an zu untersuchen. Als die Hälfte der 100 Spiegel verbraucht waren, fragte ich, wer die Spiegel schon mal abwäscht und desinfiziert – niemand, weil wir nix zum desinfizieren mit hatten.
Was wir tun sollten, wenn die Spiegel alle sind? Nach Hause fahren, war die Antwort. Da uns früh gesagt worden war, dass die Schule über 1000 Schüler hätte, war das natürlich eine weitere glevere Organisationsvariante. Also schlug ich vor, dass wir statt des Spiegels den Griff der Zahnbürsten nutzen sollten, die das jeweilige untersuchte Kind nach der Untersuchung mitbekam. Damit schafften wir dann etwa 250 Kinder. So viele Zahnbürsten hatten wir mit. Als die Zahnbürsten alle waren, hatten wir zwar noch Spiegel übrig, aber da die Zahnbürsten alle waren, konnten wir keine mehr mitgeben, also auch keineKinder mehr untersuchen. Wir hatten ca. 1,5 Stunden gebraucht. Nun wollten wir wieder nach Hause. Da hieß es von Schwester Lilian, das Auto kommt in 2 Stunden. Da war beim netten Festus das Nett alle. Ich hab ihr, immer noch bisschen restgenettet, klargemacht, dass das nicht akzeptabel ist. Dann telefonierte sie rum und meinte, Auto und Generator sind noch beim Service und ein anderes Auto ist nicht verfügbar. Da hab ich das nett noch ein bisschen eingedämmt und siehe 6 Minuten!!! später kam das Auto samt Generator (an dem nichts gemacht worden war) auf den Hof gefahren. Ist schon kenianisch. Also ab ins Hospital zum Mittag gegessen. Zwischendurch rief Sister Rose 2x an und teilte mir mit, wann sie etwa ankommen wird. Es kam dann auch mit nur ½ Stunde Verspätung, was in Kenia quasi pünktlich ist, der Fahrer. Wir packten ein und los gings.
Erst mal bis Sondu, da wartete Rose auf uns. Sehr herzliche Begrüßung. Ungefähr der 5. Satz war: ob ich nicht mal bisschen Geld hätte. Gerechterweise hat sie von den 3000 Sh., die ich ihr gab, an der Tankstelle getankt. Dann textete sie mich erst mal ne halbe Stunde zu. Ich hab nur die Hälfte verstanden, aber die Kommunikation war gut. Es ging 4 Stunden – mit Einkaufspause – durch das kenianische Hinterland. Vorbei an Kericho mit seinen riesigen Teeplantagen. Ich weiß gar nicht, wo die weißen Massas abgeblieben sind. Viel Grün, Felder, Wäldchen, schön anzusehen. Zwischendurch immer wieder Ortschaften mit Märkten und Verkaufsbuden ohne Ende. Die Strassen waren gut, nur die letzten 25 km zwischen Sotik und Kaplomboi waren unbefestigt und nur die letzten 5 km waren wirklich schritttempomäßig. Vorher ging es schon mit 20 km etwa vorwärts. Ankunft im Dunklen in Kaplomboi gegen halb 8. Wir aßen zu Abend. Dann kam Rose und aß auch – so ziemlich alles, was noch da war. Unglaublich, was diese zierliche Person verdrückte. Viel Kommunikation gab es nicht – zu anstrengend. Dann verließ sie uns. Wir packten unsere Kisten aus und ich versuche nun schon seit Stunden Ordnung in unsere Geldmittel zu bringen. Irgendwie fehlt mir ein Packen Dollar – so ca. 230 D. Die hab ich scheinbar so gut versteckt, dass ich sie nicht mehr finde. Ansonsten haben wir – im Wesentlichen wegen der Flughafengeschichte und den Alkoholitäten ca. 350 Euro ausgegeben. Bei 2 Euro für ne Büchse 0,3 Heinecken auch kein Kunststück. Ich bin ja gespannt, ob ich die Rose in einer Woche hassen oder respektieren werde. Sie hat ne ganz schön dominante Art. Auf jeden Fall soll es gleich morgen halb 9 auf die erste Mobile gehen. Hier in Kaplomboi schlafen Sophie und ich jetzt in Einzelzimmern. Draußen ist es bis auf ganz wenige leise Stimmen in der Ferne wirklich idyllisch still.
Man hört Vögel oder so was Ähnliches.
So, dass war ja mal ein Tag, so recht nach dem deutschen Helferherz. Halb 9 in der Praxis getroffen – da hatte ich schon einen Spaziergang weg und 30 Fotos von der Umgebung gemacht.
Geweckt worden war ich von singenden Kinderstimmen, die von einer Buschtrommel begleitet wurde. Auf der Suche nach der Ursache musste ich nicht weit gehen, da die Kinder sich in der Kirche, direkt neben unserem Gästehaus trafen und dort sangen, bestimmt ne halbe Stunde. Dann begann der Morgengottesdienst.Nach dem Frühstück sollte es eigentlich gleich auf Mobile gehen, aber es kleckerten noch 4 Extraktionen herein. Dann ging es los, ungefähr 20 Minuten Fahrt, bis in eine Public school. Großes Hallo und damit meine ich wirklich großes hallo. Ein riesiger Auflauf, als Sophie und ich aufschlugen. Wie Rudelwild stürzten die Kinder in großen Gruppen durch die Gegend.
Und wenn ich mich ruckartig umdrehte, flüchtete das Rudel auch geschlossen. Ich hab noch nie so viel Ähnlichkeit mit z. B. einem Rudel Rehe und Kinderscharen erlebt. Alle durchdrungen von Neugierde, Begeisterung, Spaß und bisschen Angst. Dann ging es los.
Wir stellten in einem der Klassenräume einen Stuhl vors Fenster, 2 Tische daneben, räumten die ganzen chirurgischen Instrumente raus. Dann begann die erste Reihenuntersuchung einer Klasse, aus der die notwendigen Extraktionen herausgefiltert wurden – jedenfalls einige. Immer 3-4 Kinder kamen zusammen, die wurden dann eingespritzt, zwischendurch weiter Reihenuntersuchungen, dann Zähne gezogen, neue anästhesiert, Reihenuntersuchungen, Extraktionen, Spritzen, Untersuchungen, Ex……. So ging das von 11 -18.30 mit einer einzigen Pause und dieser auch nur, weil Raucher anwesend waren. Wieviele Zähne wir gezogen haben, weiß ich nicht. Vielleicht trage ich es noch nach.
90% der Kinder ertrugen ihr Schicksal ohne ein Murren. Die ersten 2 Zähne hab ich erst mal abgebrochen, da dachte ich schon – das kann ja ein Scheißtag werden, man hat ja so Tage, wo es einfach nicht laufen will – liebe mitlesende Patienten – ich habe solche Tage nie, und wenn, dann Sonntags. Aber dann lief es wie geschmiert. Zwischendurch einen Tuber – nur für die Insider. Der war ordentlich. Also noch bisschen klappen und nähen. Das wollt ihr anderen jetzt gar nicht genauer wissen. Zum Abschluss noch mal die älteste Gruppe und von denen noch mal 10 am Stück eingespritzt und dann durchextrahiert. Ich habe in 30 Jahren Zahnarztdaseins noch nie das ernsthafte Bedürfnis nach einer Rückenmassage gehabt. Heute hatte ich es. Aber bei den Lichtverhältnissen und dem Stuhl kein Wunder. Die Spiegel zur Reihenuntersuchung wurden permanent in Lösung gelegt, abgetrocknet und wiederbenutzt. Die Zangen, besonders für den Unterkiefer waren nach 3 Stunden alle, dabei hatte ich schon zunehmend die Zusammenhänge zwischen Form und Indikationsgebiet ignoriert. Mann kann mit jeder Zange jeden Zahn ziehen, nur zwischen Oberkiefer und Unterkiefer muss man unterscheiden. Also wanderten auch die Zangen und Hebel in die Desinfektion und wieder auf dem Tisch. In Deutschland ein Unding, andererseits sind die Desinfektionsmittel heute für alle nur erdenklichen Keime ausgelegt und auch in den saubersten deutschen Zahnarztpraxen finden sich Stellen, die zwar noch einer Desinfektion aber keiner Sterilisation zugänglich sind.
Soll nicht heißen, dass das gefährlich oder nachlässig ist. Das ist schon seit 100 Jahren so – vielleicht übertreibt es die deutsche Hygienomanie auch mittlerweile nur einfach ein bisschen. Na egal, jedenfalls war ich erst ein wenig irritiert, dachte dann aber, wieso sollte nun gerade ich die kenianische Hygienewelt auf den Kopf stellen. Es wäre auch gar nicht anders gegangen, oder man hätte eher abgebrochen
Verblüffend war bei den Reihenuntersuchungen die Inhomogenität. Während die Klassen 3 und 4 extrem viele Schmelzdefekte, Karies und extraktionsbedürftige Zähne aufwiesen, waren die Klassen 6 und 7 deutlich besser dran, hier stachen deutlich Einzelschicksale heraus. Durchgängig bei 90 % aller Kinder sind großflächige Schmelzdemineralisierungen zu sehen. Entweder weiß und extrem brüchig, oder braun und fest. Die Kauflächen waren bei vielleicht 80% dunkel von Verfärbungen bedeckt, teils mit sehr tiefen und breiten – oft aber gesunden Fissuren. Die Verfärbungen machten eine genaue Diagnose ohne Sonde und Luftpistole oft sehr unsicher, was aber keine Rolle spielte, da es erstens nie Kinder mit 1-2 Karies, sondern meist Kindern mit 3-6 Löchern, extrem auch mal 8 Defekten gab.
Sollte ich also ein paar Karies übersehen haben und diese Kinder also keiner Zahnbehandlung vorgestellt werden, so ist das zwar nicht in Ordnung, aber allein was ich zum Füllungslegen angesagt habe, kann ein Zahnarzt in einem Jahr nicht abarbeiten, selbst wenn er nach Kenia ziehen würde. So, die nächsten Tage sollen nun also Füllungen geschruppt werden. Mal sehen. Mit unserem Fahrer Vikter war ich noch Bier holen. Dann wollte er noch Zigaretten holen, ich solle doch mit kommen. Ich kam. Wir liefen über Hinterhöfe, die ich allein nie im Leben gesehen hätte, und landeten in einem Laden, wo ich dann für ihn Zigaretten kaufte. Bei 1 Euro die Schachtel erschwinglich.
Abends aßen wir mit Rose und quatschten mit dem Koch George und Peter. So nun werde ich mich erstmals seit meiner Ankunft in Kenia deutlich vor Mitternacht ins Bett begeben.
Sollten da die ersten Entschleunigungszeichen wirken?
Wieder ein Tag rum. Ich hab durchgeschlafen bis man mich von außerhalb des Gästehauses rief. Warum? Weil wir das Haus von innen abriegeln sollen und dann kommt der Koch nicht rein. Also hab ich geöffnet und es gab halb neun Frühstück. Toast wieder pur, weil kein Strom. Dazu Marmelade und Rührei. Es gab noch Peanutnutbutter, Orangen und Tee. Nicht riesig, aber wir verhungern nicht. Dann ging es ganz ruhig los. 3-4 Extraktionen, dann Pause. Schwester Regine, eine der 3 Sisters hier, ältere, immer lächelnde, sehr langsame Dame – was beim Sprechen den Vorteil hat, das man sie gut versteht, lud uns ein, den Konvent zu besichtigen, also das zu Hause der 3 Sisters. Einfach aber geräumig, bisschen postkolonialer wenn auch spartanischer Einrichtungsstil. Es gab Tee und sehr saftige Ananas. Überhaupt habe ich noch nie so saftige, spelzenarme Ananas gegessen wie hier. Es gab brötchenähnliche Gebilde mit Marmelade. Vor dem Essen betete sie für uns.
Wir beteten zwar nicht mit, aber wenn man uns beobachtet hätte, wie da so saßen, mit verschränkten Händen, hätte man es fast denken können. Nach dem quasi 2. Frühstück rückte dann so gegen 11 Uhr eine Gruppe von Schülern an, die wir dann bis 18 Uhr – bis auf eine Viertelstunde Mittag gegen 3 Uhr, durch zu behandeln versuchten. Da wir im Schnitt 2 Füllungen oder eine Extraktion pro Kind machten, haben wir sie nicht ganz geschafft. Aber die Kinder warteten mit einer Geduld. Füllungen machten wir ohne Anästhesie, was bis auf 2 Kinder scheinbar kein Problem war. Wir legten Amalgamfüllungen bei fast ausnahmslos Kauflächen oder buccale Füllungen. Approximalkaries scheint es nicht zu geben. Auch Frontzahnkaries, zumindestens bei den Kindern gibt es praktisch nicht.
Bei allen untersuchten Kindern war ein Einziges dabei, dass Frontzahnkaries überhaupt und dann gleich richtig an jedem Zahn hatte. Schmelzdefekt an Schmelzdefekt, man hätte den Schmelz teils mit der Sonde runterkratzen können, aber keine Karieslöcher. (Vielleicht stimmt dies jetzt nicht 100 %, weil man bei ein paar hundert Kindern auch mal den einen oder anderen Zahn nicht sooo genau sieht, aber 95% bestimmt) Die schwarz gefärbten Kauflächen sind übrigens doch auch kariös und nicht nur schwarz gefärbt. Im Buccalbereich Füllungen zu legen ist eine traurige Angelegenheit. Mann kann zwar die Löcher bohren, bis sie kariesfrei sind aber der Füllungsrand ist eigentlich immer ein Rand aus hochporösem Schmelz. Wenn man den Füllungsrand aber wie in Deutschland in einen Bereich gesunden Schmelzes legen wöllte, könnte man jedes Mal auch gleich eine Krone machen. Also wird der Neubefall an den Füllungsrändern nicht lange auf sich warten lassen. Wieder faszinierend ist, dass die Belagsmengen bei den Kindern durchgängig sehr !!! gering waren. Also liebe Zahnwissenschaftler. Hier kann man alle gängigen Kariestheorien wohl vergessen. Irgendwas zerstört den Schmelz der Zähne so allumfassend oder stört schon die Schmelzbildung in ihrer Entwicklung so flächendeckend, dass dies mit Zuckerkonsum nicht zu erklären ist, um so mehr, als viele der Kinder selbst zu unseren europäischen Zahnzerstörern wie Cola, Fanta, Sprite, wenn überhaupt, dann nur ganz wenig Zugang haben – Armut! Die dann vorhandenen Löcher sind oft so tief, dass wir bei gleichen Löchern in Deutschland mit Sicherheit schon lange im Zahnkanal gelandet wären, während hier immer noch Hartsubstanz den Boden bildet. Ein Phänomen, das ich in Gambia schon bewundert habe. Überhaupt, wenn ich die Schuluntersuchungen in Gambia und hier vergleiche, schneiden die Gambianer schlechter ab. Meine Vermutung ist aber, dass der einzige Unterschied darin besteht, dass die Kinder in Gambia durch die städtische Lage und den Tourismusverkehr trotz aller Armut mehr Kontakt zu den Süßgetränken haben Brösel plus Zucker ist der sichere Weg in die dentale Hölle.
Jedes behandelte Kind bekam ein Plüschtier, Zahnbürste und Paste, was den Vorteil hatte, dass man sehen konnte, wer schon dran war und es wurde zunehmend gedrängelt, wer als nächster dran sein durfte.
Ich glaube, Sister Rose war ganz zufrieden mit uns. Das Behandeln geht ganz gut. Der Kompressor, der im Sprechzimmer steht, ist zwar ganz schön laut, aber wenn ich behandle, bekomme ich eh kaum sonst was mit. Problem könnten die Handschuhe werden. Die sind ganz schön knapp. Nerviger als der Kompressor ist das Absaugröhrchen, was in einer kaputten Halterung klemmt, also nie abschaltet, wodurch der Druck am Kompressor schneller als nötig nachlässt. Je geringer der Druck am Kompressor, umso langsamer dreht sich auch der Bohrer und so geringer ist der Absaugeffekt, weil der Kompressor erst bei einer bestimmten Untergrenze wieder anspringt. Aber auch daran gewöhnt man sich. Jetzt werden wir Abendbrot essen und lesen. Heute ohne Sister Rose.
Gestern Abend schlug hier im Gästehaus noch ein sehr freundlicher Lehrer auf, der mit uns gern Konversation machen wollte. Wir verdrückten uns aber bald. Ich las noch im Bett. Gegen 11 fing der Lehrer an, große Wäsche zu machen, mit ohrenbetäubendem Lärm. Dazu laute Afrikamusik. So schnell kann man gedanklich zum Rassisten werden. Noch schärfer heute früh. Um halb 5 werde ich von lauter Musik wach. Erst dachte ich, es ist aber heute zeitig Musik in der Kirche. Dann wurde mir langsam klar, dass diese Art Musik kaum aus der Kirche kommen konnte. Da hat der nette Mensch von nebenan um diese Zeit seit Radio laut an. Der spinnt wohl. Ich raus aus dem Bett, was unter dem Moskitonetz leichter gesagt als getan war, rüber, an die Tür geklopft und mit netten, aber klaren Worten meine Stimmung vermittelt. Zack, war die Musik leise und ich konnte bis 8 Uhr weiterträumen. Er hat mich dennoch ganz freundlich gegrüßt.9 Uhr sollte es in der Praxis losgehen. Es sollten wieder Kinder kommen – wer weiß wann. Halb 9 kam Rose und meinte, wirkönnten heute endlich zur Bank fahren, um Geld zu tauschen, was richtig und nötig war. Sie wollte, warum auch immer, nicht nach Sotik (1 Stunde Fahrt), sondern nach Kericho (2 Stunden Fahrt). Da hatte ich zwar keine Lust zu, aber irgendwie musste ich ja zu meinem Geld kommen. Also Start kurz vor 9 Uhr. Am Auto stellten wir fest, dass sie keinen Fahrer hatte, also eine S. Agnes von wer weiß woher, fuhr. Plötzlich verstand ich, dass ihre Frage vor ner Viertelstunde, ob ich fahren könnte, ernstgemeint war. Um so mehr, als Agnes das Auto nicht in Gang brachte, weil sie nicht wusste, dass man erst startet, dann die Bremse tritt und dann den Automatikhebel bedient. Na das konnte ja ne Fahrt werden. Nach 500m fiel mir ein, dass Ausländer zum Geldwechseln ja den Pass brauchen und ich keinen mit hatte. Von da an ging es ganz schnell. Ich fragte Rose, ob sie auch Geld tauschen könne, sie bejahte, ich teilte mit, dass wir dann jetzt aussteigen und zurücklaufen und Rose für uns einkaufen und tauschen gehen kann.
Gesagt getan und schon waren wir auf dem Rückweg, machten noch einen kleinen Umweg über die Hügel und waren wieder da. Und siehe, da saßen schon ca. 35 Kinder vor der Unit. Die hätten so mindestens 5 Stunden warten müssen. So genehmigten wir uns noch einen Kaffee und dann ging es zur Sache. Bis 17.30 hatten wir ca. 40 Personen behandelt, das machte 13 Ex und ca. 45 Füllungen. Ging schon. Arbeiten macht richtig Spaß. ackeline, die kenianische Assistenz und Sophie sind ein super funktionierendes Team. Zwischendurch gab es kurz Mittag, wobei das mit dem Essen hier nicht so bedeutungsvoll ist. Es gibt meist einen Reis, das immer gleiche Kraut, würde ich jedenfalls denken und irgendein Gemisch aus Kartoffelstücken, bissel Soße und Fleischstückchen. Letzteres sparsam. Also eszieht einen nicht direkt zu Tisch, aber wenn man bedenkt, wie arm die Leute hier sind, ist das wohl o.k.. Man muss sich nur gelegentlich selber daran erinnern.
Noch vor dem Essen war ich mit Rose beim Priester Samuel. Sehr nett und spricht sehr verständlich englisch. Wir machten bisschen Small Talk, diskutierten schnell mal durch, dass auch Ungläubige gut sein können und vereinbarten 20 Uhr scypen bei ihm. Wir waren dann in time auch bei ihm, aber nur zum Quatschen, da meine Familie ja lieber auf Party geht, als zu Hause zu sein.Abends besprachen wir dann die Situation in Kenia,
• kostenlose Schulpflicht, aber Schulklassen mit über 100 Kindern an den öffentlichen Schulen,
• das die Eigentümer der großen Plantagen immer noch Engländer –mittlerweile meist in England sind – für 999 Jahre laut Gesetz.
Das viel darüber diskutiert wird, diese Zeitspanne auf 99 Jahre zu reduzieren, aber dank Korruption nichts passiert,
• das man jetzt anfängt, auf den großen Teeplantagen Maschinen einzusetzen, die in 2 Stunden dass Tageswerk von ca. 60, dann Arbeitslosen, bewerkstelligen,
• das die Untergrenze der Kinderzahl in Kenia bei 3 Kindern liegt, die Regel bei 5-8. das die Kirche immer stärker auf Familienplanung orientiert. (die Pille haben wir mal ausgelassen) Was da wohl der Papa dazu sagt?
• das Vater Samuel nächstes Jahr eine Schule für Jungen eröffnen willUnd einiges mehr.
Dann verabschiedeten wir uns und nun sitze ich mit Sophie im Gästehaus, dass uns heut wieder alleine gehört.
Es ist immer wieder schön, daran zu denken, dass Januar ist und ich hier leicht bekleidet vor subtropischer Kulisse sitze und die sanfte Wärme genießen kann. Vor mir das weite flache Land des Kaplomboidistrikts, locker bewachsen mit Bäumen und Sträuchern, eingerahmt von den Hügeln am Horizont, hinter denen sich die Massai Mara erstrecken soll. Zu hören sind Vögel, Grillen, eine schnurrende Mieze, muhende Kühe, leises Kinderlachen aus Richtung der Schule, das Klappern des Koches in der Küche. Manchmal bellt ein Hund, nein meist sind es dann mehrere. Irgendwo in der Ferne schlägt einer Holz. Idylle pur.
Heut war Sonntag. Irgendwie hab ich mir doch Sorgen gemacht, was aus diesem arbeitsfreien Tag werden wird, aber er ist so schnell vergangen.Früh gab es ein kurzes Frühstück, einfach wie immer, dann war Kirche angesagt. Mittlerweile haben wir uns schon daran gewöhnt, nicht immer viel zu verstehen. Nun, die Messe dauerte 2 Stunden. Es wurde viel gesungen, klare und laute Stimmen, sehr exotisch anzuhören. Der Pfarrer hielt eine oder eigentlich mehrere langen Reden in Suaheli, die wir natürlich nicht verstanden. Umso mehr konnte ich mich auf seine Gestik, Mimik und das Spiel seiner Stimme konzentrieren. Das Töpfchen wurde wieder aufgestellt. Wir taten brav was rein. Sicherheitshalber hatte uns S. Rose auf dem Hinweg noch mal daran erinnert, dass bei einer Messe Geld gesammelt wird. Aber ich hatte mich schon bevorratet. Wir sind ja jetzt schon erfahrene Kirchgeher. Irgendwann mischten sich in die suahelischen Sätze des Pfarrers mehrmals die Worte germany. Da wusste ich, es geht um uns. In der Tat war unsere Sister aufgefordert, ein paar Sätze zu uns zu sagen. Dann durften wir nach vorn. Ich grüßte brav auf Suaheli und stellte uns dann kurz auf Englisch vor, lobte ihr Land und dankte, ja wem eigentlich, das ich hier sein darf. Nach der Messe wurden noch ein paar Hände geschüttelt. Dann war Käffchenzeit und danach wollte Sister Rose von mir behandelt werden.Tolles Erlebnis immer wieder, wenn man feststellt, wie man in ungefähr einer Minute einen schönen Herpes bekommt. Und das kam so:Wir bereiteten die Einheit vor, Rose nahm Platz und ich fing an zu bohren. Sophie saugte ab, aber es wurde immer mehr Wasser im Mund. Erst dachte ich, der Absauger funktioniert nicht. Das was nicht funktioniert, ist man ja gewöhnt.
Dann aber blubberte es in ihrem wassergefüllten Mund. Hab ich noch nie gesehen, brauchte also ein paar Sekunden, bis das Gehirn begriff, dass der Absauger nicht absaugte, sondern Luft ausblies. Sophie entfernte darauf hin den Absauger aus dem Mund und hinterließ eine Tröpfchenspur roten Blutes. Nur hatte ich ja nichts Blutiges gemacht, also konnte das Blut schlecht von Rose sein. Da, wie wir dann feststellten, der Absaugschlauch am Vortag nicht abgezogen und durchgespült worden war, hatten sich bei dem relativ geringen Absaugdruck Blutreste im Schlauch gesammelt von den letzten Patienten des Vortages und die wurden dann wieder rausgedrückt. Mmmmm. Wir brachen die Behandlung erst mal ab. Ich verbrachte dann eine ganze Weile mit nachdenken, woran es liegen könnte, denn am Vortag lief ja alles noch gut. Da Nachdenken nicht half, telefonierte ich 2x mit dem deutschen Techniker des Vereins, aber auch das brachte mich dem Ziel nicht näher. Also aktivierte ich eine externe Absauganlage, die im Zimmer steht und wohl noch nie benutzt worden war. Kabel ohne Stecker. Ich suchte mir ein altes, herumliegendes Kabel und baute den Stecker an. Dann bastelte ich mir aus weiteren Resten ein Verlängerungskabel, da die Steckdose, die es hätte sein sollen, stromlos war. Schließlich funktionierte alles.
Dann machte ich erst mal Mittagspause. Zu Essen gab es obligatorischen Reis, das obligatorische Kraut und !! Erbsen. Zusammen mit scharfem Chili konnte man es gut essen.Dann ließ ich mir von Rose eine Stelle zeigen, wo ich meinen Oberkörper mal ne halbe Stunde der Sonne aussetzen konnte, ohne jemanden zu stören. Dachte ich – nur kurze Zeit später veranstalteten die Schulkinder unmittelbar daneben großes Wäschewaschen. Aber was solls. Ausländer, noch dazu Weiße sind eben Exoten.Als es dann doch zu warm wurde, machte ich einen Spaziergang hoch zu den Schulkindern, etwa 50 kleine Schokoladepackungen im Gepäck. Da wurde ich regelrecht überrannt. Und gereicht hat es auch nicht, da es ca. 80 Kinder waren. Also Nachschub geholt.
Als ich wiederkam, hatten die Lehrer sich durchgesetzt und es hatte sich eine brave Reihe gebildet. Danach ließ ich mir von den Kindern die Schule und die Bettenzimmer zeigen und machte viele Fotos. Weil ich wollte und weil die Kinder endlos fotografiert werden wollten. Rückzu schoss ich noch ein paar entzückende schwarze Babyfotos. Ausnahmsweise mal ein Baby, das nicht anfing laut zu schreien, als es mich sah. Dafür gab es dann gleich noch ein Plüschtier.Dann kam Rose wieder zur Behandlung. Da Sophie schlief, dachte ich, dass schaffe ich alleine. Habe ich auch, aber mit Sophie hätte es nur ein Drittel der Zeit gedauert. Bohren ohne Spritze ging gar nicht, mit Spritze gerade so. Alle 8 Sekunden musste mal gespült werden.
Wir brauchten 2 Flaschenfüllungen, damit bin ich gestern den ganzen Tag hingekommen. Na ja, 10 jähriger Zahnstein macht schon Spaß, man sieht wie es weniger wird, aber natürlich ist der Zahnhals darunter sehr empfindlich. Zu guter Letzt hatten wir es geschafft. Und da war der Tag auch schon rum. Ist schon trotzdem komisch, es sind gar nicht viele Einzelerlebnisse, die den Tag füllen, aber man nimmt sie viel bewusster war und hat mehr zu erzählen, als an einem 16 Stundentag zu Hause, wo Einen wahrscheinlich die Vielzahl der Einzelerlebnisse gar nicht mehr richtig wahrnehmen lassen, was so passiert, da keine Luft dazwischen ist.
Jetzt werden wir gleich zu den Sisters gehen und mit ihnen Supper einnehmen. Wir werden die Gelegenheit nutzen, um die Kindersachen loszuwerden und vielleicht ein paar Familienfotos zeigen.Nun sind wir wieder zurück vom Konvent. Es gab ein fürstliches Essen: Ugali (Griesbreiähnlich), Reis, Kartoffeln, Grünkraut, Fleischstückchen in Soße, Hühnerschenkel. Es wurde gegessen und geredet, was toll war, da die kenianische Englischvariante nun noch durch volle Münder modifiziert wurde. Außerdem war auffällig, dass immer, wenn Rose etwas fragte oder sagte, Sister Regine dazwischen quatschte.
Die dritte Schwester, den Namen hab ich vergessen, war nett, sprach das beste Englisch, stellte die klarsten Fragen, redete aber wenig. Ich stelle mir das schon schwierig vor, wenn 3 Damen um die 40 bis 50, durch die Entscheidung ihres Bischofs gezwungen sind, auf engstem Raum miteinander zu leben. Die Sister Regine, seit 13 Jahren hier, scheint die Chefin zu sein, aber ihr ständiges Lächeln wirken auf mich eher vorsichtig alarmierend. Na ja, der Herr wird sich schon was dabei gedacht haben, als er dieses System zuließ… Jetzt verstehe ich aber, wieso Rose von früh bis spät abends ewig fleißig durch die Gegend flitzt. Die will wohl nicht nach Hause.
Soso, jetzt haben wir auch unseren ersten Faultiertag in Kaplomboi.
Von 10.15 bis 13.00 hatten wir noch gut zu tun. Keine Hektik zwar, aber doch Patient für Patient (ca 11-12 Leute), dann Lunch, dannKaffee, dann Lesen, dann Sonnen, dann wieder Lesen, dann Kaffee, jetzt -16.40 Tagebuch. Ein Stress ist das hier… .Wenn das so weiter geht, reichen meine Bücher nicht.
Gerechterweise muss man sagen, dass Rose einen ganz schönen Malariaanfall hat und echt mies aussah.
Unsere ganzen Kinderklamotten hab ich heut Rose übergeben, nachdem Sie mich gestern heftig davon abgebracht hat, diese mit zum abendlichen Supper zu bringen, warum wohl… . Dann habe ich es endlich geschafft, die noch vorhandenen 6 Bälle aufzupusten. Manchmal ist man aber auch zu blöd. Da jage ich seit Tagen einer Pumpe hinterher, nachdem der nette Lehrer meine zerwürscht hatte. 2 Pumpen hatte ich hier gefunden, eine kaputter als die andere. Dabei haben wir doch in einer Zahnarztpraxis eine Druckluftpistole. Damit ging es in null komma nix und ganz leicht. Die Bälle bin ich also auch los, die soll Rose in den Schulen verteilen. Jetzt habe ich nur noch 2 Tüten Plüschtiere, die ich noch hoffe, an Patientenkinder los zu werden. Dann bin ich blank. Eigentlich könnte ich ja jetzt mal ein bisschen joggen gehen, dazu kam ich hier noch nicht. Aberirgendwie ist die afrikanische Langsamkeit ansteckend. Aber keine Hoffnung liebes Team daheim, das gibt sich sicher auch ganz schnell.
Jetzt ist es halb 10, wir sitzen in unserem Gästehaus und geben uns wieder dem Müßiggang hin. Vorhin war ich 3 Stunden wandern. Raus aus dem Konvent, rechts die Strasse entlang und nach ca. 2 km links in einen kleinen Weg rein, der natürlich bald auf einem Grundstück endete. Aber wieder mal Glück gehabt, einen Einheimischen getroffen, bisschen gequatscht und dann führte er mich 2,5 Stunden quer durch die Gegend. Kleine Wege, über Felderchen, immer im Zickzack. Ich hatte ganz schön zu tun, nicht die Orientierung zu verlieren. Halt bei jeder 2. Hütte. Ständig wurden mir Verwandte vorgestellt, ich machte viele Fotos. Alle Welt wollte fotografiert werden. Alle möglichen Freunde wurden mir vorgestellt, Oma, Onkels, Cousinen und Cousins.
Es war ein wirklich schöner Rundgang durch das einfache, wirkliche Kenia. Im Stockdunklen kamen wir wieder am Konvent an. Sister Rose rief mich zwischendurch 3x an und machte sich Sorgen. Nett nicht?
Dann beredeten wir wieder mal meinen Plan, in die Mara zu fahren. Patrick Ikiki in Nairobi, mit dem Rose mehrfach telefonierte, wollte uns die Fahrt organisieren, wollte aber, dass wir über ihn auch das Hotel buchen – 700 Dollar für eine Nacht zu zweit. Das ist mir entscheidend zu teuer. Zumal da noch sicher 200 – 250 Euro Fahrtkosten dazu kommen. Außerdem ist die Ikiki – Strecke ca. 220 km lang von hier bis in die Mara, während die direkte Route ca. 65 km beträgt.
Ich weiß auch noch nicht, wie das werden soll, mal sehen, was morgen raus kommt. Ich kann einfach die Gegebenheiten schlecht einschätzen.
Und wieder ist ein Tag wie im Flug vergangen. Gleich nach dem Frühstück ging es los. Es war wieder eine Mobile angesagt. Erst ging es in eine private Knabenschule. Da waren es nur 24 junge Männer so um die 16-17 Jahre. Da waren wir schnell durch. Eine einzigeExtraktion lag an. Ich dachte schon, dass wird ja eine kurze Mobile. Beim Wiedereinpacken kam ein ganzes Rudel kleiner schwarzer Mäuse auf den Hof. So ca. 30 Kinder im Alter zwischen 3 -5 Jahren. Die mussten aber wieder abwandern Richtung einer Public School 500 m entfernt. Das war nämlich unser nächstes Ziel. Nachdem wir dort aufgebaut hatten, ging es wieder richtig zur Sache.
Ca. 450 Kinder haben wir untersucht und ich weiß nicht, vielleicht 30 – 40 Zähne gezogen.Heut war es ganz ordentlich warm. Zum Schluss klebte die Zunge am Gaumen und die Nase war von Wärme und Staub zugesetzt. Aber dennoch hatten wir das gute Gefühl, was getan zu haben.
Wieder zu Hause bekam ich Besuch von einem dunklen Herrn, den uns der Priester besorgt hatte. Zu dritt beratschlagten wir unsere Fahrt in die Mara. Nach gestrigem Stand wollte ich ja nun Mittwoch, also Morgen, abfahren und 2 Tage in der Mara, übrigens der kenianische Teil der Serengeti, verbringen. Aber Sister Rose wollte uns gern noch morgen hier behalten, um Füllungen zu machen, also fahren wir jetzt erst übermorgen früh ab und bleiben nur eine Nacht in der Mara. Teuer genug ist es sowieso.Pro Tag bezahlen wir 120 Euro für Fahrer und Auto. Eintritt in die Mara 80 Dollar pro Kopf, Für den Fahrer nur 20 Euro. Übernachtung haben wir billig bekommen – 100 Euro pro Nacht und Person.
Ursprünglich hatten wir ja das Angebot für 350 Dollar pro Person. Dann kommt noch die Rückfahrt mit 80 Euro nach Nairobi.Unser Hauptproblem ist aber, dass bis auf die Lodge alles kesch bezahlt werden muss. Wir aber gar nicht sooo viel Bargeld mithaben, weil eine bestimmte, geliebte Ehefrau meinte, 500 Euro und 600 Dollar sollten reichen. Ha ha. Na wir haben jetzt 2 Stunden durchkalkuliert, wer was wann und in welcher Währung bezahlt bekommt. Es sollte gerade so gehen. (das Problem ist, dass wir weit und breit an keiner Bank vorbeikommen, um Geld abzuheben.)
Rose haben wir heute auch glücklich gemacht. Ich hatte 2x mit dem Verein telefoniert, weil Sister Rose mir ja erzählt hatte, dass sie schon lange kein Geld mehr aus Deutschland bekommen hätte. Heute nun wurde ich informiert und konnte diese gute Nachricht weitergeben, dass jetzt 300000 Keniaschillinge überwiesen werden. Also 3000 Euro. Das ist hier echt eine Menge Geld. Irgendwas muss da in den letzten Monaten schief gelaufen sein, aber jetzt hat es sich ja geklärt und S. Rose kann jetzt endlich wieder die notwendigen Verbrauchsartikel einkaufen. In den letzten Monaten tat sie das wohl von dem Geld, was die Behandlung Einheimischer brachte, aber das war ja nicht so viel. Für Behandlungen bei den Kindern kommt ja unser Verein auf. Soll heißen, bei Kinderbehandlungen, sowohl in den Schulen, als auch in der Praxis, schreibt die Schwester Abrechnungen, die die Ärzte unterschreiben. Die werden dann nach Deutschland geschickt und auf Basis dieser Abrechnungen zahlt der Verein an die Praxis dann Geld. Wie viel weiß ich gar nicht genau. Die Hiesigen zahlen 3 Euro für ein Zahn zupfen, 2 Euro für eine Zahnsteinentfernung und 5 Euro für eine Füllung (Letzteres finde ich deutlich zu viel, wenn man bedenkt, dass ein Tagesverdienst hier bei ca. 2 Euro liegt – da kommt natürlich keiner zum Füllen) . Es gibt auch noch Preise für eine Wurzelbehandlung oder Prothesen, aber das ist eher theoretisch. Gibt es fast nie.
Nachtrag 25.1.: für Kinderbehandlung gibt es pro Füllung 5 Euro, Ex bleibender Zahn 2 Euro und Milchzahn 50 Cent)Jedenfalls war sie ganz happy, weil sie jetzt wohl auch endlich einige Reparaturen machen kann, die sie schon eine Weile drücken.Da hab ich mir doch den Feierabendwhisky redlich verdient oder?Unserem Köchelchen haben wir heute 1000 Schilling gegeben, er hat uns erzählt, dass er sehr bemüht ist, seinen Kindern eine ordentliche Schulausbildung zu ermöglichen, er aber nicht so viel verdient usw. . Warum er sich 5 Kinder im Alter von 5-12 Jahren angeschafft hat, kann man fragen, muss man aber nicht.Heut habe ich das erste Mal festgestellt, dass ich mich wieder auf zu Hause freue. Wenn da jetzt schon Frühling wäre, sicher noch mehr. Man kann sich an das Wetter hier gewöhnen.
Last day in Kaplomboi
Richtig schade eigentlich, dass heut hier unser letzter Tag ist. Jetzt kennen wir uns richtig gut aus. Sowohl was die Gegebenheiten angeht, als auch die Praxisabläufe, die Sitten der Leute werden uns immer vertrauter, man gewöhnt sich an das Essen, man passt unbewusst seine Bewegungsgeschwindigkeit dem Leben hier an, man lernt, mit den Patienten nicht mehr zu versuchen, irgendwie Englisch klar zu kommen, sondern man schiebt die Leute einfach dahin, wo man sie haben will. Die Zeichensprache wird immer flüssiger, man lernt, wem man die Hand gibt und wen man mit dreifachem Händedruck begrüßt. Man quatscht gemütlich mit dem Nachtwächter 5 Minuten, was insofern interessant ist, als der ganz ungezwungen Suaheli redet – ausschließlich und ich halt englisch. Trotzdem weiß man hinterher irgendwie – meistens – was er gemeint hat.
In der Praxis bin ich jetzt zu Hause, ich weiß was wie wo angeht, wo man warten muss, bis genug Strom im Gerät ist, dass es auch geht, man spürt an der Laufgeschwindigkeit des Bohrers, wann der Kompressor gleich wieder angeht. Selbigen höre ich überhaupt nicht mehr, wenn er direkt neben mir anspringt. Es ist eben jetzt alles vertraut – und nun verschwinden wir wieder von hier, schon komisch.
Heute hatten wir einen guten Tag – wieder mal. Es kamen gleich früh um halb 9 Schüler aus der Boy School. So ca. 15 Mann. Dann ging es richtig zur Sache. Von 9 bis 16 Uhr haben wir 62 Füllungen gemacht und ca. 6 Zähne gezogen. Das ging vor allem deshalb so gut, weil die Jungs unheimlich tapfer waren, so dass 5-9 Füllungen an einem Patienten mehrfach vorkamen. Zwischendurch hatte mich dann der Ehrgeiz gepackt und ich dachte die 80 Füllungsmarke zu erreichen. Genug Patienten waren 16 Uhr dafür auch noch da, nur leider viel der Strom aus, sodass wir dann nur noch 3 Zähne ziehen konnten und das wars. Aber auch so war das Ergebnis wohl ganz ordentlich.
Dann waren wir noch bei Vater Samuel zum Quatschen. Er erbat sich eine Unterstützung für die Fertigstellung seines Rohbaus für die 2-3 Priester, die hier irgendwann man leben sollen und gab mir seine Bankverbindung mit. Mal sehen, was ich mache. Mit Rose hatten wir lange Gespräche. Sie zeigte uns die kleine Entbindungseinrichtung, die sie hier haben.Spät abends waren dann auch die Listen fertig, die ich mitnehmen soll, damit der Verein Geld überweisen kann. Dann kam Sister Regine wegen des Paketes für Deutschland und George brachte das Paket von Peter für Steffi, und Father Samuel kam noch mal rum und Jackeline kam sich verabschieden… Na es wurde nicht langweilig.Und nun bin ich sehr gespannt auf die Mara.
So richtig kann ich mir ja noch nicht vorstellen, wie das sein soll, mit einem kleinen Auto, auch wenn es ein Rover ist, zwischen Elefanten, Löwen und Nashörnern rum zu fahren. Aber wir werden es erleben. Die Safari scheint wirklich morgen gleich hinter Kaplomboi zu beginnen, denn Samuel meinte mehrmals, dass wir morgen durch den Busch zur Mara fahren. Was ich auch nicht wusste, ist, dass die Mara nicht abgezäunt ist, so dass die wilden Tiere durchaus auch das eigentliche Maragebiet verlassen können. Vor 2 Jahren ist hier in der Gegend wohl ein Leopard rumgestreunt, den die Leute in Kaplomboi dann erschlagen haben, weil er zu viele Ziegen gerissen hat.Samuel erzählte uns heut interessanterweise, dass dieses Jahr ein ganz ungewöhnliches Jahr sei, weil der gelegentlich Regen, der wohl um diese Zeit niedergeht, komplett ausgefallen ist. Die trockenen Wiesen um uns rum und die unbestellten Felder sind wohl für diese Jahreszeit ganz untypisch. Aber durch den fehlenden Regen, haben die Bauern ihre Felder nicht bestellen können. Die nächste –kleine – Regenzeit im April hilft auch nicht weiter, weil die Feldfrüchte – was auch immer hier so angebaut wird, nicht vor der nächsten Regenzeit im November reifen, also vor der Ernte verfaulen würden. Also richtet man sich hier auf ein ganz schlechtes Jahr ein, was auch immer das bedeuten mag. Wenn man so durch die Gegend gezogen ist, wie ich vorgestern, kann man sich gar nicht vorstellen, dass es noch ärmer geht.
Es ist unglaublich. Ich weiß gar nicht, womit ich beginnen soll. Ich sitze jetzt – 23 Uhr vor einem Mücken- und Schlangen- und angeblich auch gegen alle anderen Tiere – dichten Zelt. Sophie legt sich gerade im Zelt zur Ruhe. Das Zelt ist mit einem Doppelbett und einem einfachen Bett ausgestattet, hat Tischchen, eine Dusche, WC, Waschbecken, doppelte Wände, blitzsauberen Fußboden, eine Steinterrasse und elektrisch Licht. Das Zelt ist 3,50 breit und 8 m lang. Vom Zelt führt ein Weg, ca. 50 m zum Haupthaus, einer nach 2 Seiten offenen, sehr gepflegten Holzkonstruktion, sehr idyllisch, mit Blick auf eine Biegung des Maraflusses, ca. 50m weit weg, in dem sich Flusspferde tummeln,
was man tags an den Köpfen erkennt, die in der Ferne aus dem Wasser kucken und – jetzt nachts noch deutlicher an den Geräuschen erkennt, die vom Fluss herüberschallen. Wer bitte wusste, dass Flusspferde sich nachts nicht nur aus dem Wasser begeben, um zu grasen, sondern auch richtig weit vom Wasser entfernt Futter suchen. Bei der Verabschiedung vor dem Schlafen gehen, wurde uns gesagt, dass es durchaus sein kann, das wir nachts Flusspferde in Zeltnähe hören, aber es kann nichts passieren. Allerdings wurde auch erzählt, dass Flusspferde ein so großes Maul mit so vielen Zähnen haben und so aggressiv sind, dass, wenn sie einen Menschen in der Körpermitte zu beißen bekommen, sie diesen glatt drei teilen. Ist doch gut zu wissen. Wie ich hier so sitze, höre ich die grollenden Geräusche, die diese Tierchen so machen, in unweiter Entfernung. Aber – take it easy, es gibt ja einen Wachschutz, der alles kontrolliert und uns beschützt.
Was gibt es noch so für „Gefahren“? Löwen – haben wir zwar heute nicht gesehen, gibt es in der Mara aber auf jeden Fall – das ist Luftlinie ca. 3 km weit weg. Gut, die Mara ist groß und die Löwenfamilien müssen nicht zwingend direkt an der Maragrenze wohnen, aber wirklich weit weg ist es auch nicht gerade. Und wenn der nette Massaimanager der Lodge heute am Lagerfeuer erzählt hat, dass er es schon erlebt hat – wenn auch als junger Mann, dass ein Löwe trotz Feuerstelle in seinem Dorf durch eben diese gerast ist, sodass die drum herum liegenden Massaijungs anschließend voller Asche waren, der Löwe dann die Rinder im Pferch dazu gebracht hat, den Zaun nieder zu trampeln und auszubüxen, dann fühle ich mich in meinem Zelt doch gleich noch viel sicherer. Trotzdem ist es traumhaft schön hier.
Doch nun mal der Reihe nach – geht gar nicht so einfach, weil schon wieder so ganz typische Laute zu hören sind – von nicht weit weg, die wohl Hyänen ausstoßen, wenn sie Hunger haben. Aber Quatsch doch, dass sind ja Aasfresser und ich bin ja erst 50 – oder vielleicht doch verstecken…?Noch mal von vorn: Heute, Donnerstag war 7 Uhr wecken, packen, frühstücken, weil 8 Uhr sollte es los gehen. 10 vor Acht standen alle 3 Sisters und Father Samuel zur Verabschiedung bereit. 10 nach Acht stand unser Auto sprich Toyota Landcruiser in Echtversion, also nicht die europäische „ich fahr einen tollen Geländewagen“, sondern ein richtiges Auto vor der Unit. Packen, Tschüssen, mit allen
nett, mit Sister Rose richtig herzlich und ab ging es in den Busch. Doch nun mal der Reihe nach – geht gar nicht so einfach, weil schon wieder so ganz typische Laute zu hören sind – von nicht weit weg, die wohl Hyänen ausstoßen, wenn sie Hunger haben. Aber Quatsch doch, dass sind ja Aasfresser und ich bin ja erst 50 – oder vielleicht doch verstecken…?Noch mal von vorn: Heute, Donnerstag war 7 Uhr wecken, packen, frühstücken, weil 8 Uhr sollte es los gehen. 10 vor Acht standen alle 3 Sisters und Father Samuel zur Verabschiedung bereit. 10 nach Acht stand unser Auto sprich Toyota Landcruiser in Echtversion, also nicht die europäische „ich fahr einen tollen Geländewagen“, sondern ein richtiges Auto vor der Unit. Packen, Tschüssen, mit allen nett, mit Sister Rose richtig herzlich und ab ging es in den Busch.
Es war, als wenn wir einem steinigen trockenen Gebirgsflussbett folgen würden. 2 km weiter standen wir plötzlich vor dem Eingangstor einer Lodge. Sofort waren 4 junge, in sehr traditionelle Gewänder gekleidete Männer zur Stelle, die uns mit Erfrischungsgetränken begrüßten und uns zu unserem vornehmen Zelt geleiteten. Dann gab es erst mal Kaffee, kurz frisch machen und schon ging es wieder los.Richtung Mara. 3km oder eine halbe Stunde später standen wir vor dem Ololooloo Gate, drückten unsere 160 Dollar für 2 Personen und 2000 Keniaschillinge für Kibet ab und schon waren wir drin. Es folgten 4 Stunden, in denen wir auf Hauptwegen, auf Nebenwegen und auf Nichtwegen durch die Mara fuhren. Geschwindigkeit zwischen 20 und 3 km /h.
Wir sahen Hunderte von Antilopen, zig Büffel, Massen an Elefanten, Giraffen ohne Ende, viele Flusspferde im Marariver, einige Krokodile und jede Menge anderes Viehzeug. Es war spannend, interessant, auf die Dauer auch ein bisschen ermüdend und schön zugleich. Wir suchten lange nach Löwen – wenn auch ohne Erfolg.Gegen 6 Uhr waren wir wieder in der Lodge. Wir wurden sehr freundlich und zuvorkommend begrüßt. Da wir die fast einzigen Gäste waren, machte der Manager, ein netter spindeldürrer junger Massai mit uns Small Talk. Nach dem Frischmachen waren wir – typisch deutsch – so wie ausgemacht, pünktlich 19 Uhr wieder im Haupthaus, denn dann sollte es losgehen zum
Abendessen im Busch. Los ging es dann dreiviertel Acht, was wohl daran lag, dass die anderen 4 Abendbrotgäste irgendwo mit ihrem Auto liegengeblieben waren. So hatten wir genug Zeit, schon mal die Übernachtung zu bezahlen, was nicht so leicht war, da es hier doch keine Möglichkeit gibt, mit Karte zu bezahlen, weil Strom gibt es auch nur aus dem Aggregat. Also kratzten wir unsere letzten Dollar und Schillinge zusammen. Es hat gereicht. Dann ging es in den Busch. Nicht weit weg von der Lodge entfernt hatte man 3 Tische aufgebaut, mit Lichtern und Lagerfeuer. Es war sehr idyllisch, das Essen war vorzüglich. Dann erzählte der Manager noch ein paar nette Geschichten und auch Kibet steuerte noch ein paar Storys aus seiner Jugend bei. Mit den anderen Gästen, 2 Engländerinnen und 2 Italienerinnen kamen wir kaum ins Gespräch. Und nun sitze ich hier und lausche den Geräuschen der afrikanischen Nacht.
Wenn ein Tag schon um 6.40 chaotisch ist, dann kann er eigentlich nur besser werden.6.00 wurden wir vom Lodgepersonal geweckt. Halb 7 saßen wir amFrühstückstisch in der schon beschriebenen Halle und halfen uns ein sehr schönes Frühstück ein, begleitet von einem traumhaften Sonnenaufgang, zwitschernden Vögeln und dem nun schon vertrauten Grunzen der Flusspferde in der Ferne. Dann ließ ich mir die Getränkerechnung bringen und bekam ein mittleres Herzflimmern. Da hatte ich nun in den letzten Tagen immer wieder durchgerechnet, ob wir uns den Besuch der Mara mit den noch verfügbaren Barmitteln leisten können, dann war gestern beim Bezahlen des Hotels wieder alles über den Haufen geworfen worden, weil ich in der Lodge ja nun doch
nicht mit Visakarte bezahlen konnte. Also hatten wir uns mit Kibet geeinigt, dass er uns heute bis nach Narok bringt, ich dann dort eine Bank aufsuche und dann wieder flüssig bin. Das hätte auch alles geklappt, hätte ich mir nicht gestern Abend zu dem schönen Buschdinner eine Flasche Rotwein gegönnt. Dass die Geld kostet, hätte ich mir eigentlich denken können. 25 Euro waren dann schon ganz schön, aber das Hauptproblem war nun mal, dass ich soviel Bargeld nicht mehr hatte. Also haben wir alle Euro, Dollar und Keniaschillinge zusammen gekratzt. Es sah schon lustig aus auf unserem Tisch – ein Haufen Kleingeld. Am Ende blieben mir noch 60 Cent über, aber ich konnte die Rechnung bezahlen – dachte ich. Aber wieder gefehlt, da die Kenianer nur ausländische Geldscheine, aber kein Münzgeld zur Bank bringen können. Also fehlten nun doch wieder 12 Euro. Schließlich einigten wir uns, dass ich das Geld, wenn ich es in Narok erhalten habe, unserem Fahrer gebe und der überweist es an die Lodge. Vor lauter Aufregung vergaß ich dann noch ein paar schöne Bilder von den Massaijungs und der Lodge zu machen. Schade. Dann ging es in die Mara
Gleich ein paar hundert Meter nach dem Gate latschten ganz entspannt 3 Löwendamen quer über den Weg. 2 Männchen lagen unweit im Gras und dann tauchten noch 2 weitere Tiere auf. Wir kuckten und fotografierten. Irgendwann wird dann aber auch der wildeste Löwe langweilig, wenn er da so faul in der Sonne rumliegt, also ging es weiter. Wir verließen das Gate wieder, worüber ich erst ein bisschen traurig war – unberechtigt, wie sich herausstellen sollte, denn Kibet blieb in der Nähe des Reservates und fuhr an der mit hohen Bäumen bewachsenen Mara entlang. Wir suchten Leopard und Nashorn. Die beiden fehlten uns ja noch in unserer Sammlung der Big Five. Gefunden haben wir sie nicht, es war aber trotzdem wieder sehr schön. Streitende Elefanten, Massen von
Warzenschweine mit Babys, Flusspferd an Land, na und die allgegenwärtigen Elefanten, Giraffen, Antilopen, ein paar Schakale und vieles mehr haben wir gesehen. Überhaupt hab ich das Fahren durch die Mara heut ganz anders empfunden als gestern. Gestern wollten wir viele Tiere sehen. Haben wir auch. Heute sah man viele Tiere wieder, die man schon in großer Menge gestern bewundern konnte. Aber da wir heute nach bestimmten Tieren gesucht haben – die Bäume gescannt, wegen des Leoparden und die Flussnähe nach Rhino und Hippo abgesucht – wurde es überhaupt nicht langweilig Das war mehr wie Jagen und das war auch spannend. Ich glaube, wenn man mehrere Tage in die Mara fährt, ist das wohl das Hauptanliegen.
Gegen 10 ging es dann Richtung Nairobi. Bis zum Zwischenstopp in Narok, wo wir das Auto wechseln sollten, brauchten wir ca. 3,5 Stunden. Das entsprach einer Entfernung von vielleicht 120 km, wobei die ersten 80 echt kenianisch waren. Das arme Auto. Wir kamen wohlbehalten an, was wir von der gerade erst vor 2 Tagen gekauften Thermoskanne nicht sagen konnten. Die implodierte irgendwann einfach im Stand. In Narok erwartete uns schon Patrick, der uns mit einem schnelleren PKW die 150 km bis Nairobi bringen sollte. Vorher musste ich noch dringend eine Bank plündern, was mir im 3. Anlauf auch gelang (man kann sich auch blöd anstellen). Endlich konnte ich alle Schulden bezahlen und war auch noch flüssig. Kurz vor Nairobi stoppte Patrick an einer
Gruppe von Souvenirständen. Nach langen ausführlichen Verhandlungen, die mir am Ende schon peinlich waren, erstanden wir glücklich noch ein paar schöne Mitbringsel. Ich bin eigentlich sicher, dass ich mit mehr Erfahrung noch weit besser hätte abschließen können. Wenn man als erstes Preisangebot für irgendwas 4500 Schillinge hört, hat man doch schlechtes Gewissen, mit 200 reinzugehen. Ist aber falsch. Eines der Teile sollte 2500 kosten. 500 hab ich bezahlt und am Ende sahen die Verkäufer irgendwie doch immer zufrieden aus. Na gut, haben sie eben wieder einen doofen Touristen drangekriegt. Mit Patrick hatte ich noch ein nettes Gespräch zur Homosexualität. Es ist also in Kenia doch verboten. Als ich ihm erklärte, dass in Deutschland sogar Ehen zwischen Männern erlaubt sind, hatte ich sein Vorstellungsvermögen wohl doch etwas überfordert.
Dann kam Nairobi. Ich hatte ja schon bei der Ankunft von dem Verkehr in der Stadt berichtet, aber dass heute, dass toppte den letzten Bericht lässig. Rushhour in der Hauptstadt und das freitags, das ist schon was im Ganzen. So viele Staus, ein Durcheinander von Autos, dazu Strassen von neu, über neu – aber schon wieder im Zerfallen begriffen, bis zu – war asphaltiert aber mit Löchern, die ohne hochhackigen Allrad nicht mehr zu befahren waren. Da wir dieses Mal eine andere Strecke fuhren als bei unserem ersten Trip, sahen wir ziemlich viele Wohlhabenenviertel mit schönen Grundstücken und Häusern. Aber auch hier ist der Dreck, der Staub, der Gestank (stellenweise) allgegenwärtig. Selbst Strassen mit Fußwegen sehen rotzig aus, weil nach den Bauarbeiten die Restmaterialien einfach am Rand liegenbleiben und verrotten.Wir brauchten 2,5 Stunden, um uns da durchzuschieben. Selbst unserer Fahrer Patrick war genervt. Aber schließlich kamen wir doch an. Gott sei Dank hatten wir ja ein großes Zeitfenster, da der Flug erst kurz vor Mitternacht ging.
Unterwegs sahen wir einen kenianischen Mann, der halb auf dem Fußweg und halb auf dem Randstreifen lag und alles stieg drüber. Vielleicht schlief er ja nur, vielleicht war er auch betrunken. Ich fühlte mich eben gerade nicht in der Lage, aus dem Auto zu steigen, um zu kucken und evt. Mund zu Mund Beatmung zu machen. Ist das jetzt sehr schlimm?Wir suchten uns eine Ecke im Flughafen und packten erst mal unser Gepäck neu, machten uns in der Flughafentoilette wieder schön, na sagen wir mal, sauber, checkten ein, und verließen dann den Schalterbereich wieder Richtung einer Cafeteria. Da ließen wir uns häuslich nieder, lernten gleich noch ein Vater – Sohn – Gespann kennen, die nach 4 Wochen Rucksackurlaub durch Afrika auf dem Heimweg sind und nun sitze ich im
Flieger und freue mich auf zu Hause. Wenn es da bloß nicht so kalt wäre. Unterschiede zwischen Nairobi und Kaplomboi gibt es natürlich viele, aber am meisten ist mir aufgefallen, dass in Nairobi eigentlich alle Frauen – hübsch oder hässlich – gepflegt aussahen, während in Kaplomboi eigentlich, überhaupt keine Frau in irgendeiner Weise nett zurecht gemacht war. Sind die Leute nun so arm, dass dafür nichts mehr bleibt, oder spielt dass erpflegte Aussehen überhaupt keine Rolle?
Ich hab jetzt mal zusammen gezählt. Wir haben an 6 Tagen in Kaplomboi 165 Füllungen gemacht und 114 Zähne gezogen. Das sind also durchschnittlich 47 Zähne am Tag, die behandelt wurden. Dazu kommen etwa 1000 untersuchte Kinder in 3 Schulen. In Nyabondo war es deutlich weniger, aber wenigstens etwas. Geht schon, oder?