Zahnarztpraxis Dr. Würfel

Zahnarztpraxis

Dr. Würfel
Frank Würfel und sein Team

Zahnarztpraxis

Dr. Frank Würfel
& sein Team

Gambiatagebuch

Gambiatagebuch

Oktober 2009 – April 2010

Im Oktober 2009 überkam mich eines Abends plötzlich die Idee, mich im Rahmen eines karitativen Projektes an einem zahnärztlichen Einsatz, irgendwo, wo Zahnärzte dringend gebraucht werden, zu beteiligen. So ganz neu war die Idee nicht, aber in den letzten Jahren war die Kinder noch kleiner und da so ein Einsatz möglicherweise ja doch mit einem etwas höheren Risiko als heimisches Bohren verbunden sein könnte, hab ich den Gedanken immer auf später verschoben. Jetzt, mit 3 großen Töchtern gesegnet, erschien mir der Zeitpunkt gekommen, mich mit dem Thema näher zu befassen.

Internet sei Dank hab ich erst mal einige Abende recherchiert, was da auf dem Globus so geht. In der Tat gibt es eine ganze Reihe von Vereinen, die in dieser Richtung aktiv sind. Doch welches war der Richtige für mich.

In der Mongolei erschien es mir zu kalt, im Nepal zu bergig. Indien war interessant, aber die Berichte von Zahnärzten, die dort waren, klangen, zumindest zum Teil, nicht sehr effektiv, weil es große Probleme mit den technischen Gegebenheiten gab. 

Rumänien war nicht weit genug weg, in Lateinamerika wird nur spanisch gesprochen und meine Spanischkenntnisse sind doch sehr grottig, sodass ich befürchten musste, im Alltag sehr von einem Dolmetscher abhängig zu sein. Asien war nur mit Sri Lanka vertreten und dort scheute ich mich ein bisschen vor den tamilischen Rebellen. In Afrika fand ich einige Projekte in Ländern wie Namibia, Mali und anderswo, aber nichts begeisterte mich. Meine Vorstellungen von wirklicher zahnärztlicher Hilfe einerseits, kombiniert mit der Möglichkeit, eine andere Welt kennenzulernen, passten irgendwie auf keins der gefundenen Projekte so richtig.

Irgendwann kam mir der Gedanke, den zahnärztlichen Aspekt in den Hintergrund zu stellen und einfach an der Rallye Dresden – Banjul teilzunehmen. Davon hatte ich schon einiges gehört. Diese Rallye bringt alte Autos über den Landweg von Dresden, über Frankreich, Spanien, Marokko, Westsahara, Mauretanien und Senegal nach Gambia, wo die Autos verkauft oder versteigert werden und das Geld fließt in karitative Maßnahmen in diesem Land. Just auf der Homepage dieses Rallyevereines fand ich dann einen Link zum Verein „Ärzte helfen e.V.“, einem noch ganz jungen, Anfang 2009 gegründeten Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, in Serrekunda, der größten Stadt Gambias ein vollständiges zahnärztliches Behandlungszimmer aufzubauen, finanziert aus Spenden und unter dem Dach einer schon lange bestehenden, vom Arbeitersamariterbund unterstützten und von 2 deutschen Damen geleiteten, kleinen Klinik.

Das gefiel mir sofort. Die deutsche Dauerpräsenz der Klinikleitung versprach eine kontinuierliche Erhaltung der Praxiseinrichtung, der Verein war noch jung, also konnte ich mich neben dem eigentlichen vor Ort Einsatz auch noch in die Vorbereitungsphase einbringen. Gambia ist vielleicht nicht der Traum des von Sehenwürdigkeiten überfüllten Landes, aber allemal exotisch genug, um es zu erkunden.

So begann das Projekt Gambia für mich.

Ich fing an, mich mit dem Land, mit der Natur, den Geflogenheiten aber auch mit afrikanischen Krankheiten zu beschäftigen. 

Ich gebe zu, es gab Momente, da stellte ich mir die Frage, ob ich das wirklich will. Wenn man so den Abend mit Berichten über Wurmkrankheiten, Infektionsgefahren, Malaria, Schlangen usw. verbracht hat, konnte man schon ins Grübeln kommen. 

Aber beschlossen war beschlossen, also versuchte ich als Nächstes, Unterstützer in meinem Umfeld, unter Kollegen, Geschäftspartnern und heimischen Gewerbetreibenden zu finden, was auch gelang. Ich schrieb viele Hersteller von Materialien zahnärztlichen Bedarfs und Medikamentenhersteller an. Vielen Dank an all die, die mir geholfen haben.

Dann ging es ans Impfen, Gelbfieber, Tollwut, Thyphus, Meningitis, Hepatitis, Polio; insgesamt glaube ich 9 Stiche. Flüge buchen, Ausrüstung zusammentragen, mein Fehlen in der Praxis planen (schließlich musste es ja in meiner Praxis auch ohne mich für unsere Patienten ordentlich weitergehen). So verging die Zeit wie im Fluge und schon stand das Abflugdatum vor der Tür. Aufgeregt bin ich eigentlich erst 2 Tage vor der Abreise geworden, vorher hatte ich dafür gar keine Zeit.

Was dann folgte, möchte ich für die, die es interessiert, hier beschreiben. Es sind meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen. Andere haben Manches vielleicht ganz anders erlebt oder bewertet.

Donnerstag, 8.4.10

7.20 Uhr bin ich in Dresden in den Flieger gestiegen und nach zweimaligem Umsteigen, 20 Uhr deutscher Zeit — 18 Uhr gambischer Zeit, in der Sonne gelandet. War alles ganz entspannt, der gambische Zoll wollte lediglich eine meiner 2 25 kg Kisten näher sehen (Gewichtsgrenze sind 23 kg). Der Zöllner wollte die Kiste sehen, in der ich ca. 20 kg Medikamente der Firma Ratiopharm mit hatte ( danke nochmals an den Apotheker, Herrn Kallmeyer im Real Heidenau und den Vertreter der Firma Ratiopharm Herrn Petrasch), aber als ich ihm sagte, das ich in der German Klinik des ASB Serrekunda arbeiten werde und Dentist bin, ging die Kiste sofort wieder zu (lag es an der Klinik oder am Dentisten?). Dann wurde ich sehr herzlich erst von meinen Vorgängerzahnärzten und dann auch noch von einer der beiden Leiterinnen der kleinen Klinik in Serrekunda empfangen.

Die Klinik befindet sich mitten im Armenviertel in Dippakunda, einem Stadtteil von Serrekunda und wird von Gudrun und Beatrice liebevoll, aber auch sehr deutsch ( also straff ) geführt. So jedenfalls mein Eindruck. Die kleine Klinik hat die Größe eines geräumigen Einfamilienhauses, in der wir Zahnärzte einen Raum gemietet und darin den zahnärztlichen Behandlungsraum eingerichtet haben. Es ist fast alles da, was auch eine deutsche Zahnarztpraxis hat, nur eben vieles davon gebraucht und manches gambisch improvisiert.

Zuerst ging es kurz ins Guesthouse „roc heights“ nach Bacau und dann zum Abendbrot an den Strand, in die (wie ich mittlerweile weiß) weit und breit angenehmste Strandgaststätte.

Mein erster Eindruck von Gambia an diesem Tag waren die
Roc Heights Guesthouse

Wellblechhütten am Wegesrand. (es gab auch andere, aber die Wellblechverschläge war am Beeindruckensten, zumal alles – Häuser, Autos, Strassen in einen rötlichen Staubton getaucht waren, wofür wohl der seit Wochen aus Richtung Wüste blasende Wind verantwortlich ist, genannt Harmattan, (oder so ähnlich).

Na jedenfalls war es sehr nett, abends im Dunklen die Sterne zu sehen, die irgendwie anders angeordnet zu sein scheinen als zu Hause.

Die Preise in den Urlaubergaststätten, Hotels und Gästehäuser sind denn allerdings ganz anders als gambisch. 

Ich musste am nächsten Tag im Guesthouse erst mal schwer nachverhandeln und das als Zahnarzt (na ja als sparsamer eben). 

Aber ehrlich, wer hier vor Ort buchen möchte und nicht Ungeziefer life sucht, bewegt sich zwischen 25 und 150 Euro pro Nacht. Ordentlich, nicht wahr?

Freitag, 9.4.

Heute wurde ich in der Klinik eingeführt. Viele nette Gesichter (es gibt 2 Sorten Gambier. Die Erste schaut durch dich durch, mimiklos; die Zweite lacht dich voll an. Namen ohne Ende, merkt sich kein Mensch, erst recht kein quecksilbergeschädigter Zahnarzt. 

Mittlerweile hab ich aber im Kopf: – Alasana – mein Fahrer und Retter aus jeder nervigen „sucht der Weiße ( Toubob) nicht dringend einen Führer“ Situation, ( er sagt dann immer, ich sei kein Tourist sondern ein Dentist in Serrekunda – das hilft super). Ansonsten trifft man hier kaum Weiße, die nicht einen privatpersönlichen Führer mithaben, der offensichtlich auch mit zum Essen und abends mit in die Kneipe genommen wird. Ist halt typisch gambisch, schützt möglicherweise auch vor ständig neuen Anbietern.

– Miriam –die Fee, die unser Sprechzimmer putzt, und mit der ich mich gut stellen muss, damit ich nicht nur jeden Tag 2 Handtücher bekomme ( eines für die Hände des Assistenten, eines für meine Hände) sondern noch eines für meine schwitzende Birne.

– Ousman – der gambische oral health worker, der jetzt teils assistiert, teils Zähne zieht, aber bei Abwesenheit deutscher Zahnärzte, in unserer Praxis arbeiten wird Er macht das auch sehr gut. ( So haben das bestimmt im europäischen Mittelalter die Barbiere auch gemacht) – Bashir – meine „Schwester“, sehr fleißig, lernwillig, auch wenn man nicht immer sicher ist, zu verstehen, was hinter den immer freundlichen Stirnen wirklich vorgeht.

Die beiden haben es auch nicht leicht. Ich bin der 4. Zahnarzt und jeder von uns hat das Sprechzimmer wohl mehr oder weniger umgeräumt, so wie eben jeder am besten arbeiten kann. 

Ich bin sogar so weit gegangen, Schränke umzustellen und soziemlich alle Schubfächer umzuräumen. Das aber nicht, weil sie vorher schlecht eingeräumt waren, sondern weil ich der erste Zahnarzt bin, der hier ohne Assistenz anreist, also mit ausschließlich den gambischen Kollegen arbeitet.

Das ist ganz anders als mit einer eingespielten Helferin. Also übernehme ich einige Aufgaben, die sonst die Assistenz macht und um sich gegenseitig nicht totzulatschen, musste ich halt einige Veränderungen vornehmen. Aber die Gambier grinsen nur und sagen, toll, so ist es sehr gut (ja, ja,).

Abends waren wir bei den Klinikleiterinnen zum Essen eingeladen. Es gab Shrimps, das war ganz lecker, die sehen und schmecken nicht nach Fisch und leckeren frischen Salat. Wie war das doch gleich. Erste Grundregel für weiße Besucher in Afrika: „Schäl es, koch es oder lass es“. Soviel zum Thema Grundregeln. Es war trotzdem sehr lecker und es ging mir hinterher gut.

Samstag, 10.4

Hier in Gambia ist das ein normaler Arbeitstag. Ab Mittag kam ich zahnärztlich zum Zuge. Es war leichtes Einarbeiten angesagt.

Die Klinik war den ganzen Tag rammelvoll. Mittwoch und Samstag ist Impftag. So viele kleine schwarze Babys mit großen runden Kolleraugen hat man noch nicht gesehen. Wem bitte sollte ich eines mitbringen?

Vielleicht zur Erklärung: die Klinik ist eigentlich eine Entbindungsklinik, mit Notfallambulanz und HIV Spezialisierung.Vormittag war ich auf dem Markt in Dippakunda. Ein reiner Lebensmittelmarkt (die meisten von Euch würden eingehen, wenn sie sich von dort ernähren müssten – mich eingeschlossen), aber der war so richtig voller Menschen auf den engen 

Gassen. Hunderte Schwarze Menschen und ein Weißer – ich. Ich kam mir ein bisschen vor wie Harrison Ford.

Abends waren wir auf einem Fischmarkt. Es, nun ja stankt, wird dem eigentlich nicht gerecht. Dann waren wir in einemFischrestaurant. Ich gebe zu, ich nahm Hühnchen, aber wer mich kennt, weiß, dass eh lieber Fische beim Tauchen vor der Nase als in der Gaststätte im Mund habe.

Sonntag, 11.4.

Heute war frei, also länger schlafen, Frühstück und dann ab zur Schlangenfarm, ca. 1 Autostunde vom Guesthouse entfernt, wenn man rechnet, das das Auto von Alasana max. 60 fährt und jede Bodenwelle im Schritttempo nehmen muss, weil, sonst ist Schluss mit Federung. Apropos Auto. 2 von 4 Türen gehen nur von außen auf, Licht, na ja. Jeder Startvorgang ist spannend, Alasana parkt immer so, das Anschieben leicht ist (in den letzten 5 Tagen ca. 15-mal) Fetzt, irgendwie, vor allem, dass wir noch nie wirklich liegengeblieben sind.

Also Schlangenfarm war gut, jetzt kucke ich doch gezielter bei jedem Schritt. Ich werde gewiss nicht einfach durch die Landschaft stromern Und ich weiß, es gibt ein Gegengift gegen alle häufigen und besonders giftigen Schlangenbisse. Man muss nur wissen, wo und es dann bis hin schaffen. Ich sag Euch, man tritt ganz von allein fester auf, sobald man sich abseits der Strasse befindet. Das soll helfen. Der Chef der Farm war sehr nett, und wahrscheinlich Arbeit für 1 Zahnarzt für 2 Monate.

Abends flogen meine Vorgänger nach Hause und ich nahm mir viel Zeit beim schon erwähnten Zurechträumen der Praxis nach meinen Wünschen.

Da ich nun schon einige Tage da bin möchte ich an dieser Stelle ein paar Eindrücke über das Leben in Gambia und seine 

Menschen einflechten.

1. Mücken

  • jeder entscheidet selbst für sich, ich schreibe hier nur, was ich gemacht habe
  •  ich nehme Malarone, 2 Tage vor Einreise bis 7 Tage nach Ausreise, 1 am Tag, keine Probleme, andere nehmen Doxycyclin, da wurde mir aber wegen der gelegentlichen Phototoxizität abgeraten.
  • Kleidung hab ich zu Hause mit Mückenschutz gewaschen, würde ich nicht wieder tun,
  • Hosen und Tshirts habe ich vor Ort eingesprayt, hält 4 Wochen mindestens laut Hersteller.
  • Wenn es dunkel wird, schmiere ich schön Autan auf die Fußfesseln, Arme, Beine, Gesicht und Birne. Ganz bleiben Mückenstiche dennoch nicht aus, wahrscheinlich gibt es Mücken mit verstopfter Nase.
  • Raumspray, für die, die abends in geschlossenen Räumen schlafen, würde ich empfehlen, riecht nur kurz, hilft aber auch nicht 100%.
  • ich schlafe bei offenen Fenster, hab aber auch das sehr gute Netz – absolut dicht, Vorteil, man hört früh die Vöglein, Nachteil auch den Muezzin
  • Dass eine laufende Klimaanlage Mücken davon abhält , hereinzufliegen, wurde definitiv noch nicht auf gambisch mückisch übersetzt

2. Viecher aller Art

  • Ich habe festes Schuhwerk mit, hab es aber nur bei meinen Expeditionen getragen, sonst nur Schlappen, nach meiner Erfahrung völlig unproblematisch
  • Sollte mal ein Gecko an der Decke kleben – lassen, der Frist die kleinen Stichlinge

3. Verdauung

  • meine Vorgänger hatten wohl gar keine Probleme, ich bin jedoch ein Ägyptengeschädigter, deshalb sehr vorsichtig
  • die ersten Tage hatte ich Brot und Kuchen von zu Hause mit, und war nur in teuren Gaststätten!?! Dann hab ich hier Konserven, Jogurt und anderes Verschlossenes gekauft. Mittlerweile esse ich alles, es sollte nur heiß sein, oder sicher mal gewesen sein, oder geschält, aber das ist das Obst hier fast alles
  • man sagt, Frisches vom Strassenstand wäre unbedenklich, kann sein, dummerweise essen die Augen immer mit…..
  • Zähneputzen tue ich mit Leitungswasser, würde ich aber nicht in jeder Lodge tun, aber : wo ihr das Geschirr nutzt, was auf den Zimmern steht, da könnt ihr auch Wasser aus der Leitung – nicht trinken – aber zum Putzen nehmen, meine ich.

4. Telefonieren

  • Wir haben hier eine gambische SIM card, die wir weitergeben, da lädt uns Alasana Prepaidguthaben auf. Es soll deutlich billiger sein, als mit dem eigenen Handy zu telefonieren, aber ich kenne die Preise nicht.
  • Noch billiger könnte es sein, vom Festnetz zu telefonieren. Das kann ja mal einer erforschen.

5. Wetter

  • Ich kann nur vom Zeitraum April reden. Es ist warm, aber man schwitzt sich nicht tot, außer bei der Arbeit manchmal. 
  • Es weht immer ein Wind. Ich brauchte nie eine warme Jacke. Für besonders Zarte wäre ein Jäckchen angebracht.

6. Ausfüge

Folgende Ausflüge habe ich gemacht oder sind in Planung:

  1. Banjul: kleine , sehr schmutzige Stadt, Triumphbogen, Albertmarket… nichts davon sehenswert, Ich war trotzdem dort, aber es lohnt nicht
  2. Schlangenfarm. Fand ich sehr interessant, ca. 1 Stunde Fahrt, 100D. Eintritt, ca. 1 Stunde Führung
  3. 3. Fischmarkt in Bakau, beste Zeit 17 -19 Uhr, da kommen die Fischer rein, vom Fischrestaurant oberhalb gut zu übersehen, wer will, soll reingehen
  4. Abuku Park, evt. mit Zwischenstopp auf dem Abuku Tiermarkt, 22km von Serrekunda, nett
  5. Bootstour von der Laminlogde aus durch die Bolongs (Seitenarme des Gambiaflusses) entlang der Mangrovengebiete, nahe Serrekunda (nicht gemacht)
  6. Freiluftmuseum – Tanji village Museum, zur Vergangenheit Gambias, ca. 1 Fahrstunde von Serrekunda, sehr gut
  7. Bjielo Forestpark, auch Affenpark genannt, nahe Serrekunda in Kololi, nett
  8. Kachikally Krokodilpark in Serrekunda, nett
  9. Markt in Dippakunda, gleich neben der Klinik, extrem aber sehenswert
  10. Motorbootfahrt von der Denton brigde aus zu Dogs Island, Ziel ist es , Delphine zu sehen (nicht gemacht)
  11. Wreslingwettkämpfe nahe Serrekunda (nicht gemacht)
  12. Golfplatz in Serrekunda – Fajara, lasst es sein, evt. Golf im Kololi Beach Hotel, 450D. 18 Löcher
  13. Autotour – über Banjul – Fähre nach Barra ans Nordufer, dann 30 km nach Juffure (Roots), Touristennepp vom Feinsten – auch als Bootstour möglich
  14. Kiang west Nationalpark, 2 Tagestour, Übernachtung evt. im Tentaba camp, die meisten afrikanischen Wildtiere, die man in Gambia sehen kann (Fahrt toll, Tiere sehen Flop)
  15. Brikama, Holzmarkt, viele Schnitzerarbeiten
  16. Makasuka Naturpark, sehr gut


Wer damit fertig ist, darf ruhig nach Hause fahren oder plant Trips ins urtümliche Gambia noch weiter flussaufwärts, da reiche 2 Tage nicht

7. Trinkgeld

  • Ich habe, wie alle anderen wahrscheinlich auch, erst mal viel zu viel gegeben. Laut einer deutschen Studentin, die hier für ein Jahr in einer Gastfamilie wohnt, sind 15 – 20 Dalasi für die Inanspruchnahme eines Guides für ca. 30 Minuten angemessen. Im Sammeltaxi zahlt ein Gambier 5 Dalasi, eine Apfelsine, geschält auf der Strasse kostet 3-5 Dalasi, ein Korbschieber am Flughafen ist mit 5-10 Dalasi gut bedient, auch wenn er das anders sieht. Also macht Eure Fehler selber, aber bleibt stark. Tipp: Wenn Euch einer zutextet, festhält, nervt, lächeln, immer weiter gehen, deutsch reden.

8. Sport

  • wer Lust auf Sport hat, kann nach meinen Erfahrungen Folgendes tun:
  • Joggen, ich war paar Mal, Hauptstrasse, Nebenstrasse, Armenviertel, alles kein Problem, schön flach ist es hier auch überall, es sollte aber hell sein
  • Surfen am Cape point – hab ich nicht gefunden
  • -Volleyball – 1 Netz hab ich auf der Südtour entdeckt
  • -Fußball wird überall gespielt, wer es gut kann, kann vielleicht mitspielen

 

9. Frauen

  • Männers, nehmt Euch in acht, dieses Volk hat das Schlanksein gebucht, das Wort „lasziv“ (schreibt man es so?) bekommt hier eine neue Dimension. Aber: Das Land hat wohl eine der höchsten Geburtenraten der Welt. Mein Tipp: kucken o.k., aber nicht anfassen. (für die ganz Unverbesserlichen – ca. 25 % AIDS Durchseuchung sagt der Reiseführer.)

 

10. Männer

Man findet sie überall, aber im Senegambia Hotel, am Strand, gibt es eine Freiluftfitnissecke, wo ein paar Gambier trainierten, einer schwärzer und perfekter gebaut, als der andere. Da kommt man sich schon bissel dürftig vor. Aber, von denen mal abgesehen, gibt es nur sehr wenige männliche Gambier, deren Äußerliches (im Unterschied zu den Frauen), zumindest theoretisch auf eine wünschenswerte Körperpflege schließen lässt (in einem Land mit Wassermangel und Armut vielleicht auch zuviel verlangt). Dennoch, es gibt an allen Ecken alleinreisende weiße Frauen, die gut sichtbar mit einem Gambier mehr als nur die Tageserlebnisse teilen. Thema AIDS hatte ich schon beim Thema Frauen.

 

11. Kinder

Leute, die Babies sind sooo süß. Große Knopfaugen, die neugierig in der Welt herumkucken. 2-4 Jährige, die Dich schüchtern anlächeln und Dir zaghaft zuwinken, oder, wie mir mehrfach passierte, die deine weiße Haut mal anfassen wollen. Das endet dann leider meist so mit 5 – 6 Jahren. Dann wird das Betteln häufiger (bei weitem nicht alle, aber man vermeidet zunehmend Blickkontakt, um vorzubeugen.

Überhaupt gibt es 2 Arten von Gambier – die, die dich gar nicht wahrnehmen und mimiklos durch Dich hindurch schauen und dann die, die Dich ansehen und – so Du lächelst – ganz offen zurücklächeln, oft noch ein „How do you do“ hinterherschicken.

Die Gruppe der nervenden Schlepper, Ladenbesitzer und Boomster lasse ich mal außen vor. Die nerven zwar und machen 80% der Kontakte mit Gambiern aus, sind aber trotzdem nur stark in Minderzahl (außer direkt in den Touristenhochburgen).

 

12. Auto fahren

Also ich bin bestimmt ein erfahrener Fahrer, mit nationalem und internationalem Führerschein und ohne Angst vor dem Auto gegenüber. Aber wer es nicht für´s Ego braucht, der sollte es lassen. 

Alasana fährt uns immer und wenn mal doch nicht, dann kostet das Taxi paar Dalasi. Ich bin sicher, kein Europäer kann sich in kurzer Zeit sicher auf den Strassen von Serrekunda bewegen. Es ist oft Zentimetersache und Kinder, Hühner Ziegen, Frauen, selbst Affen in Kololi, und Männer (die Reihenfolge ist rein zufällig gewählt!), wechseln ständig die Straßenseite, laufen auf der Strasse, zwischen den Autos. Ich hab mir abgewöhnt, auf den Verkehr zu achten, man ist ständig damit beschäftigt, mitzubremsen. Alasana war 8 Jahre Notfallambulanzfahrer, der macht das schon.

Sonntag, 11.4.

Erster Allein – Arbeitstag, war eher unspektakulär, 10 gezogene Zahne 6 Füllungen, einige kleine Eingriffe. Klingt irgendwie nicht viel für 5 Stunden Arbeit. Ich gebe zu, in Heidenau würden meine Schwestern davon träumen, so einen ruhigen Tag mal zu erleben, aber ich war damit ohne Pause beschäftigt. Man diskutiert immer erst eine Weile mit den Patienten, was getan werden soll, dann klärt man die Kosten. 

Jede Behandlung koste zwischen 3 bis 6 Euro, je nachdem, was gemacht wird. Das hat mich im ersten Moment schon verwundert.

 Schließlich denkt man bei „karitativ“ erst mal an „kostenlos“. 

Mittlerweile finde ich es aber richtig, da die Option besteht, dass Gambier, die nichts zahlen können, auch kostenlos behandelt werden können. Die Klinik, wie auch wir mit unserem zahnärztlichen Projekt haben zwar mit Spenden begonnen, aber längerfristig muss die Praxis sich wenigstens zum Teil auch selbst finanzieren.

Die Idee, eine solche karitative Einrichtung rein und vor allem langfristig ausschließlich aus Spenden zu finanzieren, ist sehr schwer umsetzbar und der Grund dafür, warum in den letzten Jahren in Gambia jedes Jahr neue Vereine etwas gegründet haben und nach 1-2 Jahren wieder verschwunden waren, weil eben die Nachhaltigkeit fehlte.

Außerdem ist die Neigung zum Anspruchsdenken, wenn es etwas kostenlos gibt, auch hier recht verbreitet.

Wen es interessiert: 1 Extraktion 3 Euro, 1 Füllung 6 Euro, 1 Zahnreinigung 6 Euro, 1 Zahnpolitur 7 Euro. Das sind die wesentlichen Maßnahmen. (Preise noch in der Testphase) Interessant war heute eine Frau mit Ohrläppchen, doppelt so groß wie normal, da hingen am normalen Ohr sogenannte Keloide herunter, gutartige Wucherungen, ausgelöst durch Entzündungen. Die sollte ich mal eben wegmachen. Na ja, steckte kein Zahn drin, also musste ich passen.

Zurück zum Montag: Nachmittag dachte ich, bisschen Sport hat noch keinem geschadet. Also war ich joggen. Erst die Strasse bis zur Dentonbrigde, die die kleine Hauptstadt Banjul, die auf einer Insel liegt, mit dem Festland verbindet. Dann wollte ich zum Strand und zurücklaufen; nur lag zwischen mir und dem Strand eine 50 m breite Lagune. Erst hab ich eine Weile einen Übergang gesucht, dann bin ich halt durchgeschwommen, schön den Player über Wasser haltend. War lustig, und wurde mit zwei Abendbieren belohnt.

Dienstag, 13.4.

Heute, nach der Arbeit bin ich nach Banjul gefahren, der erwähnten kleinen Hauptstadt, direkt neben Serrekunda. Da hab ich mir das Heldendenkmal der letzten friedlichen Machtübernahme durch den jetzigen Präsidenten angesehen. So ne Art Pariser Triumphbogen in klein, rissig, mit blinden Fenster… boah. Dann den Albertmarket von Banjul. Der steht im Reiseführer ganz weit oben – weil es sonst nix gibt. Sieht genauso aus, wie die Märkte in Serrekunda: Dreckig ist ein steriles Wort dagegen, laut, stinkt. Bestimmt 60 Prozent Läden mit gebrauchten Sachen von Kühlschränken über Sofas bis T shirts, weitere 30 % Essbuden, ich liebe deutsche Imbissbuden. Der Rest sind interessante Läden, Stoffe, Schnitzereien usw.

Mein Alasana fuhr jede Ecke ab. Banjul ist nicht groß und nicht expansionsfähig, eben wegen der Insellage. Es wurde nicht besser. Diesen Ort kann man mal gesehen haben, muss man aber nicht.

Auf dem Heimweg hielten wir noch an einem Supermarkt an, für Limo und Bier, es ist alles teurer als in Deutschland. 

Leute, genießt es!!!

Mittwoch-Freitag, 14. - 16.4.

Die letzten Tage waren relativ ruhig. Da ich auf meine Frau warte, um mir dann die Highlights von Gambia anzusehen, habe ich mir die Nachmittage mit Basissightseeing vertrieben. Soll heißen, ich war jeden Tag joggen, immer in eine andere Himmelsrichtung.

Was soll ich Euch sagen, Armensiedlungen wo das Auge hinschaut oder besser der Fuß hintritt. Dennoch überall lachende, schnatternde Menschen, die entspannt in Gruppen zusammensitzen, dich anlächeln oder auch nicht. Ständig ein „ How are you“, auf das ich entweder mit „ fine, thank you“ oder mit einem Lächeln und einem nach oben gestreckten Daumen antworte. Manchen Gambiern sieht man direkt an, wie sie denken, wie kann der bekloppte Weiße bei 30 Grad durch die Gegend rennen. So sind wir halt, wir Weißen. Süß sind immer wieder die Kinder. Oft wird gewinkt, öfter kommen mir ganz Kleine in die Quere – besonders in den Außenvierteln, die einfach mal schüchtern blasse Haut berühren wollen. Wenn ich mal zwischendurch ein Stück gehe, kann ich darauf warten, das ich von irgendwelchen jungen Männern angequatscht werde, die mir die Hand schütteln wollen, nicht als Zeichen der Freundschaft, sondern als Einstieg in ein Gespräch, dessen Ziel eigentlich immer das Angebot ist, mich begleiten zu wollen, um bisschen Geld als Führer zu verdienen.

Gleich am Samstag hatte ich einen erwischt, der sprach nicht nur ganz gut deutsch, sondern wollte mich auch gleich noch zum Kiffen einladen und mir die schönsten Mädchen von Bacau vorstellen. Wofür bloß? Witzig war heute ein Hund, der mich ca. 1 km begleitete, was ja o.k. gewesen wäre, wenn er nicht ständig an mir hochgesprungen wäre. Wahrscheinlich hat ihm mein Geruch so gefallen – Toll. Während in den Vierteln der Stadt die kleinen Wellblechhütten dominieren, stehen in den Randvierteln Häuser mit geräumigen, mauernumsäumten Innenhöfen. Manchmal erhascht man einen Blick hinein, da ist es nicht sauber, aber doch wesentlich sauberer als in den öffentlichen Bereichen. 

Überhaupt haben die Gambier eine ganz besondere Beziehung zur Sauberkeit, nämlich gar keine. Überall liegt alles rum, was seit der letzten Regenzeit nicht weggespült wurde, die Strassen sind voller Abfälle, auf freien Plätzen stapelt sich der Müll schon mal meterhoch. Ich liebe es, in Deutschland mal über eine Mülldeponie zu schlendern, man findet als gelernter DDR Bürger immer was, was man vielleicht noch gebrauchen kann ( meine Frau liebt es), aber hier liegt wirklich nur rum, was keiner mehr braucht und davon viel.

Müll wird, wenn überhaupt, dann einfach verbrannt. Wenn ich mir so vorstelle, dass das in weiten Teilen Afrikas nicht anders sein wird, verkleinert sich das schlechte Gewissen, dass mir meine Frau immer zu machen versucht, wenn ich mal eine Jogurtpackung in den Hausmüll oder eine Bananenschale in den Plastmüll fallen lasse, weil ich mir einfach nicht merken kann, welcher Eimer wofür ist, zusehends.

Gepflegten Menschen dabei zuzukucken, wie sie eine Orange essen ist cool, hab ich auch schon versucht. Man kauft die für 3-5 Dalasi am Stand, bekommt sie geschält und isst sie dann wie einen Apfel. Da die Orange aber so ne Häute hat, beißt man einfach ab, zutscht sie aus und spuckt dann den Rest vor sich auf die Erde, egal wo man ist. Ganz hab ich es nicht geschafft, ich hab die Reste in die hohle Hand gespuckt und das dann fallen lassen, aber ich arbeite dran.Kinder über Kinder in allen Gassen. Ich erinnere mich, als ich noch ganz jung war, hat ein Freund meines Vaters mal in einer Diskussion behauptet, wenn Afrika eines Tages in Bewegung gerät – so völkerwanderungsmäßig, dann wird Europa einfach überlaufen. Das ist mir hier wieder eingefallen. So viele Kinder, da hätte Alteuropa keine Chance.

Einmal bin ich nach Abuko gelaufen. Da ist ein Naturpark, der ist aber erst nächste Woche dran. Unterwegs war da ein Viehmarkt. Riesig.  Überwiegend Schafe und Rinder. Während die Schafe in Herden zusammenstanden, soweit sie nicht gerade vor Ort ermeuchelt wurden, standen die Rinder immer einzeln, ein jedes an einem Autoreifen angekettet. Vielleicht ist es ja ein Fehler, „Wurzeln“ zur  Zeit noch mal zu lesen, aber irgendwie erinnerte mich der Markt an die Beschreibungen der Sklavenmärkte, wie die Käufer da so herumstanden und den Viechern in die Mäuler schauten, die Läufe betasteten und laut diskutierten. Ein anderes Mal ging es an der Küste entlang Richtung Süden. Erst kommt man am einzigen öffentlichen Golfplatz Gambias vorbei. Eine riesige Sandfläche, schmutziggrau, davor ein Dutzend zwielichtiger Gestalten, die sich einem als Caddy aufdrängen wollen. Dann bin ich an vielen Hotels vorbeigekommen.

Für einen, der sonst immer im Wohnwagen durch die Kante wackelt, ist es schon interessant, was es so gibt. Den Vogel abgeschossen hat das Kololi Beach Hotel, die haben doch wirklich einen eigenen 9 Loch Golfplatz in der Anlage mit grüner Wiese. Kurze Löcher zwar, aber immerhin. Da kostet das Zimmer auch nur schlappe 200-300 Euro. In Gambia!!!!

Gleich da um die Ecke bin ich auch meinen ersten Affen begegnet – also so richtigen, falsche trifft man auch mal in Deutschland in weiß. Die saßen da einfach nur so rum, am Straßenrand.

Und völlig coole Hunde. Die liegen, wo sie gerade sind. Der Beste war heute an der Kreuzung 2er Asphaltstrassen, was schon was heißen will, weil, es gibt bloß geschätzt 7 oder 8 asphaltierte Strassen. Der Rest ist Staub. Jedenfalls genau an so einer Kreuzung, tierisch belebt, wo alles durcheinander fährt, liegt da so ein Köter am Straßenrand und geschätzte 40 cm von im entfernt, wälzt sich die Autokolonne dahin. Ansonsten sieht man Hunde und Ziegen, manchmal auch Schweine, außerhalb der Stadt auch Kühe überall, aber alle friedlich.

Jeden Tag bin ich mindestens einmal Einheiten der gambischen Armee begegnet. Die joggen da in 10er Reihe die Strassen entlang, also 10 nebeneinander und ca. 20 Reihen. Einer vorneweg, der sperrt die Strasse. T-Shirt, Hose, Springerstiefel, viele Frauen mittendrin, es wird laut gesungen. Irgendwann geht es zum Strand, dann werden zwischendurch Liegestütze gemacht oder dünenähnliche Sandhaufen erklommen. Lustig anzusehen.

Ich finde es nach wie vor faszinierend, Pärchen zu beobachten, er jung , schlank, schwarz, manchmal Mamas Handtasche tragend, brav Smalltalk betreibend und sie breit oder tief oder beides, oft dazu passend gekleidet ( soll sich noch mal einer über dicke Männer mit großblumigen Mallorcahemden aufregen). Bevorzugt werden kurze Hosen, figurbetont. Die Gestik ist ausgreifend, selbstbewusst, dominant. Wenn sie dann noch ständig ein lautes krächzendes Lachen ausstößt, möchte man zu gern den Fotoapparat bei der Hand haben und fragen, ob das Traumpaar fotografiert werden darf.

Da hilft nicht mal Alkohol. Apropos Alkohol, meine erste Flasche Whisky Medizin ist fast alle. Aber Annettchen kommt ja bald 

(und außerdem hab ich ja noch ne zweite da.). Immerhin geht’s dem Bauch gut. Und das, obwohl ich schon zweimal den freundlichen Angeboten in der Klinik gefolgt bin und ein kleines bisschen von den Frühstücksbroten gegessen habe, die mir von den gambischen Mitarbeitern angeboten wurden. Auch trinke ich mittlerweile ganz entspannt, Tee aus den Tassen, die auch vom Staff benutzt werden (und hinterher mit Kaltwasser gespült werden). Man verliert zunehmend die Hemmung, die die Reiseführer und Bücher wie „Wenn kein Arzt in der Nähe ist“, aufgebaut haben. Aber ehrlich, wenn ihr alles über afrikanische Wurmerkrankungen, Hautpilze und Parasiten gelesen hättet, was ich gelesen habe, würdet ihr Euch auch am Anfang nach einem Ganzkörperkondom sehnen. Und ich bin mir der Gefahren wohl bewusst, aber der normale Alltag holt einen da Stück für Stück runter. Und mal ehrlich, wer hat im beruflichen Alltag bessere Chancen, sich was Seltenes einzufangen, als meine Zunft.

Samstag - Sonntag 17. - 18.4.10

Das war ja ein erlebnisreiches Wochenende. Eigentlich ist gar nicht so viel passiert, aber eine Fülle von Eindrücken ist auf mich niedergeprasselt. Eigentlich wäre es besser, Ihr würdet herkommen und Euch das alles selber ansehen. Aber ich weiß ja, dass das nicht geht, wegen dem Vulkanausbruch und so. Also werde ich doch einiges aufschreiben.

Am Samstag hab ich ein bisschen eher Schluss gemacht (ja liebes Team, ich kann auch noch samstags arbeiten, aber macht Euch keine Hoffnung, nur hier). Dann ging es ab nach Dentaba camp und in den Kijang West Nationalpark. 150 km am Fluss entlang. Irgend so ein Miesmacher sagte noch, da wären die Strassen nicht so gut. Aber mein Reiseführer wusste es besser und was geschrieben steht, ist sowieso immerein bisschen wahrer – dachte ich. Also die ersten 30 km war es in der Tat ein Asphaltband, das wir mit 60 km/h entlangfuhren. Schneller ging ja nicht, weil Alasanas Auto nun mal geschätzte 400000 km auf dem Puckel hat, von Federung kaum noch zu sprechen ist, von 2 Lüftern einer gar nicht geht, der 2. nur währende der Fahrt. Das der Grill vorn von genau einer Schraube (Baumarkt 4×35 mm) gehalten wird, Kofferraum und zwei Türen gar nicht aufgehen, 2 weitere durch eine Kombination aus Technik und Gewalt, die Pneus ein Profil wie Schumi´s Rennautoreifen nach 800 km Rennen haben, der Zündschlüssel während der Fahrt ständig aus dem 

Zündschloss fällt ( was das Fahren nicht stört) (Originalschlüssel alle weg – es ist nur so ein Schlüsselrohling), dass der Starter nur geht, wenn das Auto kalt ist, sonst wird immer angeschoben, davon erzählte ich wohl schon. Erwähnenswert wäre höchstens noch, dass wir alle 80 km angehalten, Kühlflüssigkeit nachgefüllt und den heißen Motorblock mit Wasser übergossen haben.Mit diesem Flitzer ging es also los. Nach besagten 30 km endete der Asphalt und es begann eine harte, rote Piste aus einem Gestein, was wohl erst richtig hart wird, wenn es an die Luft gebracht wird und austrocknet (wenn ich das richtig verstanden habe). Es ist also schon hart genug, um in der Regenzeit nicht weggespült zu werden. Nur die Oberfläche wäscht sich aus und es entsteht eine Struktur aus ca. 3-10 cm tiefen Riefen und zwar überall auf den verbleibenden 120 km. Es ist so laut im Auto, das man sich kaum unterhalten kann und man erwartet ständig eine Platten, einen Achsenbruch oder das sich ein Rad ganz verabschiedet. Nichts davon passiert. Alasana fährt weiter seine 60 km/h, mal am rechten Rand der Strasse mal am Linken, mal ganz neben der Strasse, je nachdem, wo der Belag gerade am besten eingeschätzt wird. Andere beurteilen die Strasse wieder anders, sodass es schon mal passiert, dass wir ganz links fahren und das uns entgegenkommende Auto auch auf der falschen Seite fährt, wodurch es ja dann irgendwie wieder stimmt. Aber nach einer Weile hat man sich daran gewöhnt und hat wieder Zeit, die Umgebung zu beobachten. Trockene Savannenlandschaft, wechselt mit waldähnlichen Baumbeständen, dazwischen grüne Wiesen, wahrscheinlich von der Nähe des Flusses feucht gehalten. Palmenhaine , sehr schön anzusehen. Einzeln stehende Baobabs, von klein und jung bis gigantisch und vertrocknet. Wer wusste, dass diese Dinger 3000 Jahre alt werden können. Innen sind sie dann irgendwann hohl und eine schöne Spielwiese für die Kinder. Zwischendurch immer wieder Dörfer, die mit zunehmendem Abstand zur Stadt größere Hofbereiche haben und mit flachen Steinhäusern, runden Steinhäusern der Serahuli oder Holzrundhütten der Fulbe bebaut sind. Dazwischen, je nach Volksgruppe steinmauerumsäumte Grundstücke für die Viehhaltung, oder Holzpfahlzäune. Kinder ohne Ende, Frauen, die gemütlich Wäsche waschen (alles mit der Hand), die in Gruppen zusammensitzen und quatschen, überall rennen Rinder, Kühe und Esel rum, auch auf der Strasse – wir haben bestimmt 10x deutlich abgebremst, um so ein Tier nicht umzufahren.Nach ca. 3 Stunden war die Strecke geschafft, alle Muskeln ordentlich durchgelockert und wir sind im Dentaba Camp gelandet.Hier war es dann wirklich afrikanisch warm. Wir haben erst mal was gegessen, was typisch wolofmäßiges, ich würde sagen, reisähnlich mit wenig roter Soße und einem Hühnerbein. Der Tisch sah anschließend aus wie die Sau, da meine Begleiter den Teller fast in Tischmitte stehen lassen und dann den kleckernden Löffel über die Tischplatte zum Mund führen. Da heißt es – mitmachen. Tischdecken gab es zum Glück keine. Dann sind wir in die Siesta übergegangen, heißt dasitzen, nix tun, Wasser (bzw. ich) Bier trinken. Richtig schön gemeinsam einen saufen ist ja schwierig mit 2 Begleitern, die Moslems sind. Da fällt es einem doch viel leichter zu sagen. „Bestellt Euch, was ihr wollt, ich lade Euch heute ein.“ Mit Frank und Uwe hätte ich da viel mehr Sorgen um mein Budget. Aus der Siesta sind wir dann zu einer Sitzecke auf Pfählen über dem Fluss gewechselt und haben da weiter abgehangen. Irgendwann kam aber doch der Festus durch, also bin ich dann allein ins nächste Dorf gewandert und hab mir dort – in Begleitung eines wie 15 aussehenden aber 20 seienden Burschen alles angeschaut. 

Er war nicht aufdringlich, einfach nett, hat mir alles gezeigt. Wo die Fischer aus Mali wohnen, die hier fischen, wo das Brotbackhaus des Dorfes ist, wo der Kindergarten, der von einer englischen Telefongesellschaft erbaut wurde. Sein Elternhaus, gerade fertig gebaut, durfte ich mir ansehen. Erst hat Papa streng gekuckt, aber nachdem ich mich vorgestellt hatte, und das Haus gelobt und wir ein ernstes Männergespräch über das Häuserbauen im Allgemeinen geführt hatten, durfte ich es sogar fotografieren.Zurück im Camp durfte ich ein wirklich beeindruckendes Schauspiel der untergehenden Sonne über dem Gambiariver beobachten. Dann die Sterne, irgendwie ist die Stromzufuhr hier besser, die Sterne leuchten viel heller. Wir saßen dann bis gegen 9 da rum (dunkel wird es halb 8), dann ging erst Bashir und dann Alasana schlafen. Zuviel Aufregung für meine Afrikaner. Ich blieb noch und schaute BBC, zufällig einen Beitrag über die opferreiche Erforschung des Gambiarivers, des Nigers und der geheimnisumwobenen Stadt Timbuktu. Ich gebe zu, ich hab nur deshalb viel verstanden, weil ich mich dazu schon mal belesen hatte.

Gegen 11 ging auch ich zu Bett. Meine größte Sorge war ja, nicht schlafen zu können. Wir hatten einen 3 Personenbungalow genommen, mit Dusche und umweltfreundlichem Wasserdruck, Klo, immerhin mit Brille aber unverlockend, Mückennetzen. Also nicht ganz unkomfortabel. Problem war nur, draußen ca. 28 Grad, Tür zu wegen Mücken, 3 Kerle auf 16 qm, da frierste nicht mehr. Es ging aber besser, als ich dachte.Wecken war um 6, weil es hieß, früh sieht man die meisten Tiere im Park. Es hieß auch, in diesem Kjiang West Park bekommt man den besten Eindruck vermittelt von der Tierwelt in Gambia. Nun, beidesist die volle Wahrheit. Wir machten eine 2 stündige Wanderung quer durch den Busch. Ich musste daran denken, wie ich mir nach der Schlangenfarm vorgenommen hatte, niemals quer durch die Wildnis zu latschen. Der Vorsatz war erledigt. Ansonsten sahen wir 1x 3 Mehrkatzen und ein paar Vögel in großer Entfernung.

Mittags hätten wir die wahrscheinlich auch nicht gesehen und in einem Land, das fast keine Tierwelt mehr hat, passte auch der leere Wald zur Reisebeschreibung. Wer es noch nicht wusste, Gambia hatte mal Großwild, wie wir es von Kenia`s Safari`s gehört haben. Vielen Dank an die weißen Großwildjäger, die hier so schön aufgeräumt haben. Das war also ein Flop, tat aber dem Gesamterlebnis keinen großen Abbruch.Also ging es wieder nach Hause, mit kurzem Stopp bei Bashirs Elternhaus. Sein Vater ist Imam – was sonst, Alasanas Vater ja auch. Er stellte mich seiner kleinen Schwester vor – wie alle 3jährigen große Augen, niedlich und mit ner Rotznase bis zum Kinn. Die fing prompt an zu weinen, als sie mich sah, weil sie noch nie einen Toubab also Weißen gesehen hatte. Ich schleimte mich aber mit Buntstiften und Zahnbürste bei ihr ein.Zurück in Serrekunda holte ich meine Sachen aus dem Haus unserer Klinikleiterinnen ab und bezog mein neues Quartier, das Sunset Beach Hotel.

Direkt am Meer gelegen, mit kleinem Swimmingpool und Poolbar, Liegebereich, Tischtennisplatte (und einigen sehr blassen, dicken und lauten jungen Engländern), bezog ich ein Appartement im 1. Stock eines 1stöckigen Appartementblocks, direkt neben dem Poolbereich – mit Blick darauf; Abendsonne und Blick aufs Meer im Hintergrund. Ein Doppelbettschlafzimmer, davor ein kleiner Raum mit Sitzecke, kleine Küche, sauberes Bad, Morgensonne am Bett, Fernseher (wer braucht so was) und kleiner Terrasse.

Da musste ich einfach den Nachmittag faul verbringen. Ich war nur noch schnell im nächsten Laden, um mir was zu essen zu holen – Ein Weißbrot, 30 cm lang für 4 Dalasi, dazu eine Packung , der billigste Käse 70 Dalasi, eine Büchse Fisch aus Deutschland in Tomatensoße – wie sonst, 40 Dalasi, eine kleine Büchse Presswurst 85 Dalasi, 1.5 l Mineralwasser 50 Dalasi. Soll reichen, um einen Eindruck der Preise zu vermitteln. Der Kurs steht bei 1 Euro : 35 Dalasi.Abends war ich mit den Damen aus der Klinik noch essen. Ganz schickes Restaurant, Kellner alle in ganz weiß, macht echt was her, aber der Service war unterirdisch.

Montag, 19.4

Heut war ein ganz normaler Arbeitstag. Ich hab mir außerdem eine Schule angesehen, in der ich am Mittwoch zunächst eine Reihenuntersuchung machen werde, und, so ist der Plan, dann wollen wir so nach und nach die Kinder in die Klinik holen und behandeln, immer vorausgesetzt, dass die Schule mitarbeitet.
Ich werde mich jetzt mal in den atlantischen Ozean begeben und mich dann entspannt dem Biere widmen.

Dienstag, 20.4.

Man, das war ja mal vielleicht ein beknackter der Tag, das n dürfter gerne weglassen. Nur weil die Isländer ihre Asche in die Luft blasen müssen, bricht überall das Chaos aus. Meine Gattin Annett ist gestern Abend per Zug Richtung Mannheim gestartet, um dort nachts um 2 Richtung Frankfurt weiterzufahren, weil in Dresden keine Flüge abgehen. Von da aus ging es weiter per Zug nach Brüssel, wo man ihr dann sagte, dass doch noch keine Flugfreigabe für ihren Flug um 11.30 erteilt wurde.
Zwischendurch wurde der Zug wohl noch angehalten, weil er überfüllt war und einige Leute mussten aussteigen, wenn ich das richtig verstanden habe. Die nächsten Flieger – Donnerstag, Samstag Sonntag sind alle ausgebucht, der nächste verfügbare Flug also Dienstag nächste Woche – 2 Tage vor unserem Rückflug. Was natürlich unsinnig ist. Also hat sie sich heut wieder in den Zug gesetzt, um nach Hause zu fahren. Musste allein auf der 2,5 h Strecke im ICE zwischen Brüssel und Frankfurt 4-mal umsteigen, weil der ICE ausgebucht war und sie Regionalzüge nutzen mußte.
Dann war noch der Akku vom Handy alle. Man glaubt es kaum, Annett
schien, als ich sie kurz vor Frankfurt endlich telefonisch erreichte, völlig erledigt. Nun will sie heut bei Freunden in Frankfurt übernachten, was wahrscheinlich bitter nötig ist und morgen noch mal versuchen, einen Weg aus Europa raus zu finden. Arme Ehefrau. Erst bestelle ich ihr letzte Woche einen Handwerker ins Haus, der die Küche in meiner Abwesenheit putzen sollte und der mir gaaaaaanz sicher zugesagt hat, dass das in 3 Tagen zu schaffen ist, sodass am Donnerstag und Freitag der Tischler ne neue Arbeitsplatte für die Küche einbauen kann. Dann braucht dieser Experte seines Faches dafür 7 Tage und dann sägt auch noch der Tischlergeselle die Spüle falsch aus, sodass erst ne neue Platte bestellt werden muss. Dem Tischler kann ich verzeihen, so was passiert, dem Putzer nicht. Aber eigentlich bin ich ja schuld an der ganzen Hektik der letzten Woche. Und jetzt dieses Reisechaos.
Was nützt da das wunderbare Hotel hier, wenn meine Frau nicht herfindet, um sich ein
bisschen entspannen zu können. Da hab ich aber zu tun, um das wieder gut zu machen. Ich hab mir heut nicht mal getraut, was Schönes zu unternehmen.
Deshalb bleibe ich jetzt brav auf meiner Terrasse sitzen, lese – passend zum Land – Roots von
Haley und gebe mich meiner Whiskyflasche hin. Jeder braucht eben wenigstens einen Freund.

Mittwoch 21.4.10

Na seht ihr, neuer Tag, neues Glück.

Rief mich heute früh eine ausgeschlafene und wieder deutlich optimistischere Annett an und teilte mir mit, dass sie doch für morgen noch den einen – allerletzten Platz ergattert hat. Geht doch –wenngleich ich es erst so richtig glaube, wenn sie morgen 11.30 über die Brüsseler Rollbahn rollt.

Hat einer Interesse an ein bisschen Zahnarztalltag? Heute war ich in einer Grundschule mit Kindergarten. Ich habe 240 Kindern in den Mund gekuckt. 18 Kinder waren kariesfrei, ist doch schön, oder? Dann waren da noch ca. 5 mit 1-2 Löchlein. Der Rest hatte zwischen 4-15 Löcher, schön verteilt auf Milch- und bleibende Zähne (statistischer Mittelwert: 6,6 behandlungsbedürftige Zähne pro Kind). Nicht, das der Zustand der Erwachsenen, die ich in den letzten Tagen gesehen habe, mich hätte hoffen lassen, der Zustand wäre bei den Kleinen wirklich gut; aber das war dann doch schon fett. 9jährige mit völlig zerstörten bleibenden Backenzähnen, die sie ja erst 2-3 Jahre haben, waren die Regel. Damit war die ursprüngliche Idee, nach derReihenuntersuchung so nach und nach eine Behandlung der Kinder zu organisieren, völlig vom Tisch. Das ist organisatorisch nicht zu händeln. Wir können nur den Eltern eine Info geben und hoffen, dass wenigstens einige daraufhin einen Zahnarzt aufsuchen, was eingedenk der Gesamtsituation sicher auch sehr optimistisch ist. Schon traurig, 

aber unlösbar. Goldig waren auch die Lehrer, sie sahen genauso aus wie die Kinder. Ich hab ihnen dann noch mal das Putzen erklärt und sie aufgefordert, dass mit den Kindern zu besprechen.

Dank an die Firmen, die mich mit Zahnbürsten, Zahnpasten und dem Putzelch versorgt hatten. Das hat sich heute richtig gelohnt.In der Klinik zurück erwartete mich dann das Chaos. Nachdem die Praxis letzte Woche nicht so gut ausgelastet war, haben wir diese Woche so ne Art Werbeaktion gemacht, damit es sich mehr rumspricht, dass in der Klinik jetzt auch eine Zahnbehandlung möglich ist. Und innerhalb eines Tages hatten sich die gesenkten Preise so herumgesprochen, dass wir regelrecht in Patienten erstickten. So musste ich meinen ursprünglichen Plan, heute meinen gambischen Zahnbehandler durcharbeiten zu lassen, fallen lassen und noch mal selber ran. Man ist nach 25 Jahren Zahnarztseins eben doch noch ein bisschen schneller. Außerdem lässt sich mein Kollege noch zu sehr beschwatzen, wenn die Patienten 3 oder 4 Füllungen auf einmal haben wollen, was mir ganz sicher nicht passiert, wenn draußen noch 5 Leute warten.

Und wenn dann noch ne ältere Dame nach Ende ihrer Behandlung gemütlich auf dem Behandlungsstuhl ein längeres Telefont führen möchte, dann muss ich eben auch mal energisch werden, was mich ihr vielleicht nicht sympathischer gemacht hat, aber zumindest konnten wir dann weiterarbeiten. So war ich heut eben erst gegen 6 zu Hause, aber ich hab ja eh nix Besseres zu tun. Jetzt werd ich aber noch mal bisschen am Strand joggen und mich wieder meiner Medizin widmen.

Donnerstag 22.4.

Was soll ich Euch sagen, heile Welt. Den Tag habe ich wieder bei ca. 36 Grad im Sprechzimmer (draußen sind es nur geschätzt 28 Grad), mit Füllungen und Extraktionen verbracht. Es war richtig wie Arbeiten. Es ist doch was anderes, wenn man ein Team von fähigen Schwestern um sich hat, die viele Arbeiten selbstständig übernehmen, als wenn man alles selber machen muss. Außerdem kam ungefähr im 5 Minutentakt einer rein und wollte wissen, ob Misses Festus nun kommt oder nicht. Dann ging es kurz ins Hotel duschen und rasieren.Das sind so die kleinen Tücken des Lebens – wenn ich nach Hause komme und meinen Kinnbart stutzen werde (ein Bartrasierer hat gewichtstechnisch einfach nicht mehr in die Tasche gepasst), dann werde ich wohl im Untergesicht aussehen, wie ein Schneemann mit brauner Glatze. Na ja und dann ging es ab zum Flughafen. Heute auch erstmals mit dem „neuen“ Mercedes, der bei der letzten Rallye für die Klinik mit nach Gambia gebracht 

wurde und der bis jetzt in der Werkstatt war. Da Annett sich heut nicht mehr gemeldet hatte, wusste ich also nicht mit letzter Sicherheit, ob sie nun wirklich in Gambia ankommt, also hab ich jedem Frager geantwortet, das ich mir was Nettes raussuchen werde, wenn der Flieger ankommt.
Aber da war kein Spielraum (sollte auch nicht), Annett kämpfte sich durch die Zollabfertigung, was wörtlich zu nehmen ist, da es auf dem Flughafen – wie sonst – sehr afrikanisch zu geht. Abends waren wir dann am Hotelpool in der Hotelgaststätte schön essen. (Das war auch mal ganz nett, nachdem ich mich die letzten 4 Tage abgesehen vom Frühstück ausschließlich von Brot, Käseecken Jogurt, Whiskey und Bier ernährt hatte.) Reden war schwierig, die Bongoband von vor paar Tagen war wieder da und machte gambische Urwaldmusik, was ja ganz nett ist, aber eben so laut, wie wir es vor 25 Jahren nett fanden, als wir als Juflas immer direkt vor den Boxen der Dorfdisco gerockt haben. Da half auch der Rückzug auf die eigene Terrasse nicht viel, die war zwar ca. 50 m von der Band entfernt, aber leiser war es kein bisschen.
Juflas sind übrigens jugendliche Flatterärsche

Hier noch den Bericht von Annett über ihre kurze Reise in die andere Welt:

Wenn ein Ehemann eine Reise tut, dann kann man zu Hause was erleben und wenn man ihm nachreisen will, um ihm mal ein wenig über die Schulter zu schauen wird es noch viel verrückter…

Nachdem Festus am Donnerstag, dem 08. April von mir am Flughafen abgegeben wurde und die ihn auch nicht wieder ausgespuckt haben, bin ich guter Dinge in meine letzten 2 ruhigen Tage gestartet.

Am Wochenende war geplant, die Küche auszuräumen, da ja Festus in seiner unendlichen Weitsicht sich dachte: Langeweile ist doof, sollte die Küche komplett renoviert werden und eine lang geplante Küchenplatte eingebaut werden. Alles gut geplant, aber die Ausführung war doch ganz anders. Kann man hier nicht so kurz beschreiben war wirklich spannend….

Am Freitag dem 16. April fing der Vulkan in Island an zu spinnen, es wurde Flugverbot für Europa verhängt, aber wen interessiert das schon, immerhin wollte ich erst am kommenden Dienstag, also 4 Tage später fliegen. Bis dahin ist bestimmt alles wieder in Ordnung! Falsch gedacht!

Am Montag bin ich also auf gut Glück, zum Dresdener Flughafen gefahren, um zu erfahren wie es weitergeht mit dem Fliegen.

Ich wollte um 7:20 Uhr von Dresden nach Frankfurt fliegen, dann von dort um 9:20 Uhr weiter nach Brüssel, um dann um 11:30 Uhr in den Flieger nach Banjul zu steigen.

Dresden war gestrichen, aber ab Frankfurt flog der Flieger wieder – Wunderbar! Also bekam ich ein Bahnticket für Dresden/Frankfurt, aber mit einem normalen Zug war dies nicht zu schaffen. Also musste ich mit dem Nachtzug (Abfahrt 21:04 Uhr) nach Mannheim, dort hatte ich von ¾ 5 bis 6:05 Uhr Aufenthalt, um dann weiter nach Frankfurt zu fahren. 

Ankunft 6:40 Uhr, und ich rannte sofort zur Lufthansa um ja gleich einzuchecken. Aber der versprochene Flug war inzwischen auch gekänzelt; aber!! der Flug ab Brüssel fliegt noch! Die einzige Möglichkeit, nach Brüssel zu kommen, ist der ICE, der 7:43 Uhr in Frankfurt abfährt und um 10:27 Uhr in Brüssel-Airport ankommt, dann habe ich also noch eine volle Stunde und ganze 3 Minuten bis zum Abflug…

In Köln war der Zug noch pünktlich angekommen, aber es wurden zu viele Fahrkarten verkauft, nicht nur ich wollte ab Brüssel fliegen (alle mit extrem viel Gepäck), also sollten die Leute ohne Sitzplatzreservierung, also alle, die standen, aussteigen und mit dem Bus weiterfahren. Man kann sich vorstellen, wie viele Leute da begeistert ausstiegen und die Info total gelassen hinnahmen – nicht einer! Die Bahnpolizei kam und klärte die Sache, die Leute wurden aus dem Zug geholt und in Busse verfrachtet, sehr nett! Nun endlich die ersten 40 Minuten Verspätung!!!!! In Lie`ge (letzter Halt vor Brüssel) war der Train kaputt, also sollten wir auf ein Ersatzteil warten – logisch! Der Zug fuhr ohne Ersatzteil weiter, allerdings nur noch mit ca. 100 km/h anstatt 250 km/h!  Ich kam 11:30 Uhr in Brüssel-Airport an. Toll, also sprintete ich (mit einem 

19kg Koffer) zur Abflughalle, griff mir einen Lufthansa-Mitarbeiter und fragte, wie jetzt weiter? Eigentlich war der Flug ja weg, vielleicht Verspätung? Wie gesagt, die Hoffnung stirbt zu letzt! Der nette Lufthansamann war ganz locker, fliegen heute? – nee alle Flüge sind gekänzelt…

Also am Schalter anstellen und umbuchen, ja das ging! 32 „freie“ Plätze für Donnerstag nach Banjul, also wollte ich 2 Tage in Brüssel bleiben um dann abzufliegen. Da würde ich also jetzt einen Flug fest buchen! Nee so „frei“ sind die Plätze dann doch nicht, das sind Reserveplätze, d.h. wenn einer absagt, bekomme ich den Platz und ob am Donnerstag überhaupt geflogen wird kann man mir logischer Weise auch nicht sagen!

Ich war seit 18 Stunden unterwegs und jetzt reichte es, ich fahr nach Hause – wenn Gambia mich nicht haben will, dann eben nicht!

Rückfahrt nach Frankfurt; jetzt hatte man auch in Brüssel von den überfüllten Zügen gehört und ich konnte nur mit 5 x umsteigen, mit diversen Bummelzügen in einem Zeitfenster von 6 Stunden nach Frankfurt fahren.

1) 10 Minuten fahren, 1,5 Stunden warten, umsteigen
2) 50 Minuten fahren,10 Minuten für´s Umsteigen Zeit (wer mich kennt, weiß wie gelassen ich solche Zeitfenster nehme)
3) 50 Minuten fahren, 10 Minuten für´s Umsteigen Zeit
4) Ca. 1 Stunde fahrt, 30 Minuten Zeit
5) 1 Stunde 40 Minuten von Köln nach Frankfurt

In Köln habe ich die lange Wartezeit genutzt um einen kleinen Plausch mit der Lufthansa zu führen. Die Frage war, ob ich ein Bahnticket für die Strecke Frankfurt – Dresden wieder bekomme oder ob ich sogar fliegen kann!

Neue Erkenntnis: mein Rückflug von Gambia geht über München, also müsste ich auch jetzt nach München, um ein Bahnticket zu bekommen bzw. einen Flug! Über die Logik, die hinter dieser Aussage steckt, wollte sich weder die Lufthansaangestellte noch ich auslassen!

Ich war total entnervt und habe nun auch noch mit Festus telefoniert, der also sehr enttäuscht und traurig klang und 1000 gute Ideen hatte um event. doch noch nach Gambia zu kommen. Zum Beispiel könnte ich doch über London fliegen, er weiß genau, dass es Flieger gibt, die die Strecke fliegen. Ich habe ihm nicht erklärt, wo London liegt und dass das Flugverbot für ganz Europa gilt… (is überhaupt nicht wahr — Festus)

Aber ich habe seinen Rat, doch bei Micha und Chrisi anzurufen, die in Frankfurt wohnen, angenommen und dies getan. Dort wurde ich herzlich aufgenommen.

Ich startete also noch einen letzten Versuch, nach Gambia zu kommen. Nach einiger Anlaufzeit (ich hatte auf den Stress einfach keine Lust mehr) fuhr ich mit dem Taxi zum Flughafen. Dort war die Hölle ausgebrochen, Menschen – Gepäck – Menschen – Menschen ……….

Ich griff mir also beherzt einen Mitarbeiter meiner Lieblingsfluggesellschaft Lufthansa und ließ ihn nicht mehr los. Ich erzählte ihm, man hätte mir gestern in Brüssel gesagt, ich solle mir heute mein Flugticket hier abholen, es wäre alles geklärt und ich bekomme auf jeden Fall ein Ticket!!!! Ja genauso konnte ich mich an das Gespräch in Brüssel erinnern!!!!!!!!!!!

Nach langen Versuchen mich loszuwerden, schickte er mich sichtlich genervt eine Etage höher, wo man mir sicher helfen würde. Also ab in die Ebene 1, und dort gab es ca. 10 Lufthansaschalter mit einer langen Schlange davor, wo man umbuchen konnte, oder auch nicht!

Wieder setzte ich mich durch, indem ich erzählte, ich solle mein Ticket nur noch abholen… Nach einer Stunde stand ich vor einer Dame, der ich nun nicht mehr erzählen konnte, ich soll das Ticket nur tauschen… Eine schier unendliche Zeit tippte die Dame auf ihrer Tastatur rum, schwieg, schaute konzentriert und streng… ich hatte weiche Knie und ein flauen Gefühl im Magen. Dann plötzlich sagt sie, es gibt ein Problem, oh je! Also der Flug nach Brüssel wäre schon um 7:20 Uhr ab Frankfurt und der Weiterflug dann wie geplant am Donnerstag um 11:30 Uhr! Ich wusste erst gar nicht, wo das Problem ist, sie meinte die frühe Zeit um 7:20 Uhr! Am liebsten wäre ich über den Schalter gesprungen und hätte die Frau gedrückt! Das war seit langem endlich eine gute Nachricht!

Nun brachte ich meinen Koffer, der so treu seit 2 Tagen hinter mir her zuckelte, zur Gepäckaufbewahrung und ließ ihn dort! Der Rest des Tages (es war immerhin schon 14:00 Uhr) war entspannt und ich konnte mich in Ruhe auf Gambia freuen!

Donnerstag klappte alles gut, der Taxifahrer war pünktlich, ich war kurz nach 6:00 Uhr am Flughafen, holte meinen Koffer, gab ihn auf und ging auf Reisen!

Am Abend 20:30 Uhr war ich in Banjul, Festus holte mich ab und so kam ich doch nach 60 Stunden Reisezeit an!

Annett

Freitag, 23.4.10

Wie die Zeit vergeht, jetzt bin ich schon über 2 Wochen hier oder nur noch weniger als 1 Woche. Wie man es nimmt. Der Tag war arbeitsreich, aber damit will ich Euch nicht zu sehr langweilen. (nur ein bisschen muss ich schon darüber schreiben, sonst denken meine Freunde, ich hab hier nur Holiday veranstaltet). Nach einem schönen Frühstück hab ich Annett die Klinik und der Klinik Annett vorgestellt. Bis ca. 12 Uhr ging es für Annett ganz gut ruhig zu, dann wurde die Hektik doch so groß, dass sie mit ran musste, ich kann eben keinen sitzen sehen, nicht war liebes Team. Eigentlich war es ein fürchterlicher Tag. Ich hab von 16 Patienten – 3 Patienten, im, nun sagen wir, nicht vollständig betäubten Kieferbereich, Zähne gezogen,. Ich finde das ganz schrecklich, aber es gibt vereiterte Backenzähne, da geht es nach der 3. Spritze nur noch mit Augen zu und durch – und beten, das nichts abbricht, weil, dann kommt man gar nicht mehr ran. Die armen Menschen. Zahnärzte sind eben doch böse, zu mindestens manchmal. Und wenn dann so ein armer Patient aus seinem Leid keine Mördergrube macht, so akustisch und so und man nimmt als nächstes ein 13 jähriges Mädchen auf den Stuhl und erklärt ihr nach kurzer Untersuchung, dass da ein Zahn raus muss, frage ich mich, was geht in dem kleinen Köpfchen vor. Das Geschrei noch im Ohr, den bösen Mann vor Augen, da könnte ich schon vor Mitleid schwach werden, nur, das hilft dem Kerlchen dann auch nicht wirklich. Denn der Zahnarzt geht, aber der vereiterte Zahn bleibt. Na jedenfalls komme ich für diesen Tag nicht auf die Liste der beliebtesten Personen.

Nachmittag war dann Monkeytag. Nachdem ich ja letzte Woche schon 3-mal vorbeigejoggt war, sind wir nach ca. 5 km Strandwanderung in den Bjielo – Monkey – Park gegangen. War auch sehr schön, aber seit heute weiß ich, das Palmen eigentlich keine schönen Bäume sind (im Topf vielleicht, aber in Natura eben nicht).

Bevor wir in den Park hinein konnten, galt es, ein paar, dieses Mal wirklich nervende Möchtegernführer loszuwerden. Nun, es ist uns gelungen. Außer den Affen, die es in großer Zahl gab, haben wir sogar einige wirklich exotische Vögel aus der Nähe gesehen.

Nun sitze ich hier im erfrischenden Wind, der vom Atlantik hereinweht und gleich werden wir mit den beiden Klinikleiterinnen noch schön irgendwo gambisch essen gehen.

Gestern im Internet hab ich gesehen, dass ihr Menschen in Deutschland immer noch mit Nachtfrösten zu kämpfen habt. Ihr tut mir richtig leid.

Samstag, 24.4.10

Heut war wieder mal ein Tag mit nicht so viel Arbeit und wenig Menschenquälerei. Da haben wir die Zeit genutzt, um Inventur zu machen. Damit wir hinterher wissen, was wieder rangeschafft werden muss und vielleicht auch ein bisschen, um zu zeigen, dass wir wissen, was zurzeit da ist, damit das auch so bleibt. In einem Land, in dem es an allem fehlt, zumindest im zahnärztlichen Bereich, kommt auch schnell mal was weg. Das kennen wir ja noch aus den Honi – Zeiten.

Nachmittag war wieder Gambia angesagt. Erst haben wir uns den Abuko – Naturpark angesehen. Der war sehr schön. Mit Affen, Vögeln und so Krauchzeug. Sogar eine Schlange haben die Anderen gesichtet – ich leider nicht. Dann war da eine Waisenstation für Paviane, da konnte man auch mal die Tiere aus der Nähe beobachten, ein Gehege mit Hyänen – sind das hässliche Viecher und gefährlich sollen sie auch sein, wenn man sich ihnen als Freilandfutter darbietet. Geier ohne Ende und Papageien. Unser Parkführer wollte dann nach der halben Strecke sein Geld haben. Ich hab ihm gegeben, was ich für angemessen hielt. Irgendwie hatten wir aber doch unterschiedliche Vorstellungen von der Summe. Ich blieb standhaft. Als er dann auf dem Rückweg zu erkennen gab, dass er ganz leidlich deutsch sprach, war ich darüber auch froh, weil, er hätte ja die Führung auch in Deutsch machen können, dann hätten wir noch mehr verstanden. Warum er es nicht getan hat, bleibt sein Geheimnis.

Schüchternheit war es jedenfalls nicht, diese Eigenschaft wird – zumindest den männlichen Gambiern – nicht vererbt. (das Problem ist immer wieder, dass man beim Geben von Trinkgeld einerseits nicht kleinlich sein will, andererseits aber auch nicht so gnadenlos über den Tisch gezogen werden möchte, dass die Gambies hinterher womöglich vor Lachen in Ohnmacht fallen. Das ist immer wieder schwierig) Dann ging es zur Lamin Logde, damit auch Annett die Mangrovenlandschaft am Gambia-River bewundern konnte. Der Fluss hat durch die Gezeiten noch über 150 km den Bach hinauf, salzhaltiges Wasser, was eben nur Mangroven erlaubt, an seinen

Ufern zu wachsen. Allen anderen Ufergewächsen bekommt das Salz nicht. Deshalb kann man auch Delphinschulen noch weit im Flußmündungsbereich schwimmen sehen.Und dann hab ich sie noch über den Fischmarkt geschleift – Fisch, Gestank, Fischer, die dich belagern, damit du ihren und nur ihren Fisch kaufst (ich!!), aber davon hab ich ja schon erzählt. Kurzer Stopp am Supermarkt und dann ging es zurück ins Hotel. Süß war heut früh ein kleines, ca. 4 Jahre altes Mädchen, dessen Mama mit dem Baby stundenlang irgendwo in der Klinik zubrachte. Erst kam sie ganz schüchtern ins Sprechzimmer, setzte sich auf einen Stuhl und sah uns zu. Dann wurde sie langsam zutraulicher, krabbelte bei Annett auf den Schoß und ne Stunde später war sie so aufgetaut, dass sie anfing, unsere Schränke nach Spielzeug zu durchsuchen.Heute hatte ich auch das erste Mal so was wie ein leises Heimwehgefühl. Nicht doll, aber es sagte mir doch, dass es langsam dem Ende entgegengehen könnte. Tut es ja auch.

Sonntag, 25.4

Da heute arbeitsfrei war, durfte Annett bis dreiviertel Acht schlafen. Nach einem immer wieder idyllischen Frühstück mit Blick aufs Meer, ging es noch mal zu der Schlangenfarm, in der ich ja schon war. Annett mit einer Königspython um den Hals, da hat sich schon die Fahrt gelohnt. Von den vielen interessanten Erläuterungen des Führers war wohl die Witzigste, dass das Gift der Spuckkobra, die vorzugsweise auf die Augen ihrer Opfer zielt, diese erblinden lässt, wenn nicht innerhalb von 5 Minuten das Auge ausgewaschen wird. Wartet man weitere 7 Stunden, ist man meistens tot.

Nach Meinung des Führers ist so ein Angriff dieser Schlange der einzige sozial akzeptable Grund, einem Anderen ins Gesicht zu pinkeln. Wenn`s hilft.

Interessant war auch, dass bei Bissen von giftigen Schlangen nur 40 % der Menschen ein Problem bekommen, weil die Schlangen nicht immer ihr Gift injizieren, weitere 40 % der Opfer sterben zwar, aber nicht an Vergiftung, sondern am Schock, wegen der Angst, die durch den Schlangenangriff ausgelöst wird und nur 20 % wirklich am Schlangengift. Also einfach locker bleiben. Oder wusstet ihr, dass Chamäleons gar nicht ihre Hautfarbe der Umgebung anpassen, sondern dass die Hautoberfläche nur irgendwie so beschaffen ist, dass durch die Lichtreflektion und die, das Tierchen umgebenden, farbintensiven Pflanzen die Tiere für das Auge der Betrachter verschieden aussehen – hat er gesagt!Im Rattenkäfig saß dieses Mal eine weniger als vor 2 Wochen, die Dritte durften wir im Bauch der Kopra erfühlen.

Nach so viel Weiterbildung ging es zu einem kurzen Zwischenstopp in eine Lodge am Wegesrand,  wo die unter Euch, die Einsamkeit suchen, wirklich

 glücklich werden können. Menschenleere Strände, so weit das Auge reicht. Mir wäre es zu einsam. Dann stand das Tanji Village Museum auf dem Programm. Liebe Gambiareisende, das ist Pflicht. Neben Informationen zu Flora und Fauna des Landes, Musikinstrumenten und traditionellen Webverfahren ist dort ein Familiencompount aufgebaut, so, wie es auch in Roots beschrieben wurde. Da hat Papa eine Hütte für sich, die Jungs ab 12 Jahre wohnen in der Jugendhütte, unter dem wachsamen Auge von Papa. Die bis zu maximal 4 Ehefrauen teilen sich mit den Kleinen eine weitere Hütte. Jede Frau muss 2 Tage in der Hütte von Papa Ordnung halten, Feuer machen, essen bringen usw. Spaß gibt es nur nachts in Papas Hütte, nach Papas Entscheidung. Hach ja, die alten Zeiten… . Das war wirklich alles spannend.Der Hafen von Tanji unterschied sich dann wieder nicht von Bacau, kennste einen, kennste alle. Damit war es dann auch genug Sightseeing für einen Tag und wir verbrachten den Rest mit Baden im Ozean, faul sein und alte Aufzeichnungen lesen.

Montag, 26.4.

Hat schon einer mal ein Krokodil gestreichelt? Ihr dürft mich jetzt Krokodilfestus nennen. Wir waren heute im Krokodilpark von Kichigalli. Da liegen Dutzende von kleinen und großen Krokos in der Gegend rum. Die meisten rund um den Tümpel, der da ist. Eins lag direkt am Rundweg und während wir begeistert dieses aus der Nähe betrachteten und wie gesagt, streichelten, zeigte uns unser Führer, das hinter uns im Laub noch eins rumlag, so ca. 2 m lang. Sehr respektabel. Aber angeblich sollen die nie beißen, weil die heilig sind und die Leute kommen dahin, weil das Berühren gesund oder schwanger macht oder solche Sachen eben. Ansonsten weht hier ne steife Priese, es ist regelrecht kühl, so 25 Grad. Auf Arbeit war es nett, ich hab heut einen Weißheitszahn rausgefummelt, da stand mir der blanke Schweiß auf der Stirn, weil es zwischendurch so aussah, als wenn der sturer wäre als ich. Aber nach harten 20 Minuten hab ich dann doch gewonnen. Problem ist hier, wenn mal was gar nicht geht, dann geht es auch woanders nicht, weil, mal eben zum Kieferchirurgen überweisen, ist hier nicht. Aber es ist ja alles gut gegangen.

Dienstag 27.4.

Liebe Leute, wenn meine Frau schon sagt, heut sei ich der Held, dann könnt ihr Euch vielleicht vorstellen, was für was Tolles ich gemacht oder besser ausgehalten habe. Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nichts esse, was aus dem Wasser kommt und mal gelebt hat, außer Fischstäbchen und Büchsenfisch in Tomatensoße. Soviel dazu.Wir waren also in der Hotelgaststätte zum Abendbrot essen. Und da beschlossen wir, einmal das Tagesmenü zu bestellen, bestehend aus Suppe, Hauptgang und Dessert. Von jedem gab es 2 Auswahlmöglichkeiten. Ich frag noch Annett, ob sie als Vorspeise lieber Salat oder Fischsuppe essen möchte. Sie wünschte sich die Suppe und als netter Ehemann dachte ich so, o.k. die wirst Du schon überleben. Dann kam aber nicht zuerst die Suppe, sondern gleich das Hauptmenü – der Kellner hatte uns falsch verstanden. Sache geklärt, Hauptmenü wieder in die Küche und es kam die Suppe. Ich bot sie zunächst meiner Frau zum Verkosten an. Es dauerte 5 Sekunden, dann begann sie sich zu schütteln. Von der Suppe ging ein so duuuurchdringender Fischgeruch aus, dass wir beide die in den letzten Tagen besuchten Fischmärkte und da besonders die verfaulten Fischreste vor Augen hatten.
Sie, die Fischesserin verweigerte daraufhin strikt das Essen dieses Ganges. Was sollte ich also tun. Erst
beschweren wir uns, dass die Suppe nicht kommt und dann essen wir sie nicht, weil sie nach Fisch schmeckt. Irgendwie blöd. Also schaufelte ich sie tapfer in mich rein, hoffend, dass sie auch da bleiben möge. Sie war nett, sie tat es. Nun weiß ich wenigstens wieder, dass meine Abneigung gegen alles, was aus dem Wasser kommt und mal gelebt hatte, nicht grundlos ist.

Dennoch war es wieder ein toller Tag. Zuerst haben wir uns eine andere Zahnarztpraxis angesehen. Kinder, 1986 im Fagaraschgebirge in Rumänien hab ich so was schon mal gesehen. Siemensstuhl von 1936, Antriebsgestänge für den Bohrer mit Seilzugantrieb, hab ich als Student noch gerade so erlebt, Plasteeimer zum Reinspucken, keine Lampe zum gut kucken können, ein Steri, der war so verbeult, dass mir nicht klar ist, wie der eine luftdichte Druckkammer bilden kann, falls er überhaupt noch benutzt wird. Das Beste, was es zu sagen gibt, es war sauber. Die Praxis auf dem Gelände eines Kindergartens -560 Kinder!!. Da fühlte ich mich doch gleich viel wohler mit unseren gebrauchten aber funktionierenden Geräten in unserer Klinik.Nach dem Besuch eines Holzmarktes, auf dem ich einen Holzgambianer und eine scharfe Machete – ein Mann braucht so was einfach – erstanden habe, ging es wieder in einen Naturpark. Wirklich schön und dazu noch ne tolle Führung und eine Fahrt in einem dieser handgeschnitzten Paddelboote durch die Mangrovenlandschaft des Gambiarivers.

Ich bin jetzt savannentauglich. Ich weiß, dass man immer in der Nähe der, teil bis 4 m hohen Termitenhügel nach Wasser suchen soll. Hat man Hunger und weiß nicht, was essbar ist, läuft man einfach einer Pavianherde hinterher. Was die essen, ist auch für uns Menschen essbar. Dachte mir doch gleich, bei dem roten Hintern der Tiere, dass wir Menschen eine Menge Gemeinsamkeiten haben müssen. (Aber Vorsicht, die sind nicht immer putzig. Als wir zum Auto zurückkamen, saßen so ca. 15 (von der 60 Tiereherde) auf dem Auto und versuchten irgendwie reinzukommen.Wir wissen jetzt, wie die Pullerchen der kleinen Jungs nach der Beschneidung behandelt werden (oh Gott), und wir lernten einen Marabout – einen gambischen Medizinmann kennen. Wir hätten uns auch aus der Hand lesen lassen können oder medizinischen Rat holen dürfen, aber der war so rotzdreckig (Entschuldigung, aber so war es), da hätten wir uns eher was Ansteckendes geholt.

Dafür war es umso interessanter, mit einem Seil um die Hüfte wie ein Palmenstecher eine Palme zu erklimmen. Geht viel einfacher, als ich dachte. Man darf nur nicht abrutschen, dass macht aua in der Front. Wir haben frischen Palmensaft getrunken – soviel zum Thema – „schäl es, koch es oder lass es“ und frisch vom Baum gefallene Cashews Früchte gekostet. Und ich hab es nun – nach fast 3 Wochen Gambia doch noch geschafft, einen ordentlichen Sonnenbrand zu erhaschen. So war das heute.

Mittwoch , 28.4.

Heut Vormittag waren wir in der Klinik, zum Sachen ordnen, sortieren, einpacken. Dann gab es noch große Aufregung, weil eine Patientin in der Klinik lag, die 2x reanimiert werden musste und die so schlechte Blutwerte hatte, dass sie dringend Blutkonserven benötigte. Da heute keine Soldaten (wie sonst oft) kurzfristig abrufbar waren, musste der Staff ran. Jeder, der A+ hatte, durfte schnell Blut spenden. Da auch unser Fahrer dazu gehörte, verschob sich unsere Heimfahrt. Nachmittags waren wir noch lange am Strand von Gambia spazieren, genossen den Wellengang und die Sonne und abends gab es afrikanisches Abendbrot bei den Klinikleiterinnen.

Donnerstag 29.4.

Verabschiedung in der Klinik, Faulenzen, Heimflug. Damit endet mein Gambiatagebuch.
Vielleicht hat es Euch ein bisschen gefallen.
 
Genießt Euer Leben. Wir haben es so gut, da wo wir leben und wie wir leben.
 

Frank Würfel