Ist doch schon mal ein geiles Datum, um ein neues Abenteuer zu beginnen, oder? Ich sitze im Flieger von Abu Dhabi nach Bangkok; draußen scheint die Sonne (na ja bei 10000m nicht soo schwer). Essen gab es schon, Rotwein auch, die ersten 3 Filme auch. Annett sitzt neben mir und ist völlig entspannt, da bisher alles wunderbar geklappt hat. Trotz Schnee hatte der Zug nach Berlin gestern nur 40 Minuten Verspätung, wegen irgendwelchen bösen tschechischen Weichen, denen zu kalt war. Aber wir haben bis Berlin sogar 10 Minuten wieder aufgeholt. So wie wir Zwei von Helene, Sophie und Martin zum Zug gebracht wurden, nachdem mich mein Team auf sehr nette Weise in die Weihnachtszeit geschickt hatte, so wurden wir von meiner Schwiegerfietsche Gundula in Berlin abgeholt und nach Tegel eskortiert, was sehr hilfreich und nett war, weil es meinem Rücken in den letzten Tagen nicht so richtig reisemäßig gut ging, soll heißen, ich bin krumm gelaufen, wie ein alter Mann; hat nur der Rollator gefehlt. Aber dank der unermüdlichen Bemühungen mehrerer guter Feen (Danke) und langer Stillsitzphasen im Flieger, geht es mir jetzt schon wieder gut genug, um daran zu glauben, dass ich mir ab übermorgen die Tempel von Angkor Wat ansehen werde.
Am Flughafen lief alles wie geschmiert; trotz leichtem Übergewicht von Kiste und Koffer. Wir durften sogar noch ein paar Stofftiere aus dem Unterwegsrucksack in die Kiste umladen, bevor wir diese – da aus Pappe – ordentlich mit Paketband umwickelten, damit sie die nächsten 10000 km auch durchhält. Wir haben geplant, die Pappkiste und den alten Koffer in Phnom Penh zurückzulassen und die letzte Woche mit den beiden Rucksäcken durchs Land nach Saigon zu tingeln. Immer schön den Mekong entlang. Viel kaputt gehen kann in der Kiste ja nicht, da ihr Inhalt zu 70 Prozent aus Plüschtieren besteht, die sich die Kiste mit vielen Zahnbürsten, 10 Fußbällen, Medikamenten und zahnärztlichem Arbeitsmaterial teilen. Letzteres werde ich in den 2 Wochen benötigen, in denen wir in der Zahnklinik des Vereins Campodiaworldfamily arbeiten. Ich werde wohl überwiegend Zähne ziehen und Annett wird mich dabei unterstützen. Noch vorher, also zuerst, werden wir uns in Siem Reap ein paar Tempel ansehen, akklimatisieren und auf Asien einstellen. Dafür haben wir auch schon ein Guesthouse aus der Ferne gebucht. Das Home Sweet Home wird uns den Einstieg in die Welt Kambodschas verschönern, hoffe ich zumindest. Den Tipp für dieses Gästehaus hab ich aus dem Block von Backpackern, welche auf ihrem Indochinatrip dort abgestiegen sind und denen es gefallen hat. Schau`n wir mal, was solche Tipps wert sind.
Doch zurück zur Reise. In Berlin hatten wir nach der Erledigung allerFormalitäten 3 Stunden Zeit. Genug, um noch Rotwein aus der Flasche zu trinken, Flaschensammler von Plasteflaschen darum zu beneiden,was die für Erfolge auf so einem Flughafen haben, die schärfsten Leute zu beglotzen, von tot schick bis völlig daneben, was natürlich immer im Auge des Betrachters liegt. Am meisten hat mich ein ca. 45 jähriges Pärchen beeindruckt, bei dem beide Strickmützen passend zu den Pollundern trugen. Sie in grau, er in K. braun. Sehr schön.
Interessant war auch die – im Gesicht unverschleierte, ca. endzwanzigjährige, schicke Araberin, wo auch immer her, welche mit 3 kleinen Kindern und einem seriösen Herrn im weißen Kaftan reiste, der mein mindestens 10 Jahre älterer Bruder hätte sein können (faltig, glatzig, gebeugte Haltung). Auch eine Art von Stress, vermute ich. Oder der Urberliner, der auf dem Flug Berlin – Abu Dhabi hinter uns saß und ununterbrochen quatschte. Der hat es gut, der reist – wie jedes Jahr im Dezember – für 4 Monate zur Winterüberbrückung nach Thailand. Ich hab mich gefragt, was man als Würstchenbudenbesitzer (sein Deutschlandjob), so lange in Thailand machen könnte. So viel Faulenzen hält doch keiner aus, oder? In Abu Dhabi hatten wir nur 2 Stunden Aufenthalt. Außerdem sieht man vom Flughafen aus nichts vom Reichtum der Emirate. Draußen ist Sand, wohin das Auge schaut, ein paar Wohnsiedlungen, viele Wasserarme und künstliche Kanäle vom nahen Meer und einige wenige Straßen. Die City selbst habe ich allerdings vom Flugzeug aus nicht gesehen. Nach der Werbung soll die bunt und lebendig sein. Beim Landeanflug gab es neben besagtem, allgegenwärtigem Sandbeige und den verschiedenen Meeresblautönen nur einen weithin sichtbaren bunten (rot) großen Fleck – die Formel 1 Arena. Von oben schon imposant anzusehen.
21.00
Angekommen sind wir prima. In Bangkok gab es ein bisschen Verspätung. Dafür wartete schon ein Tuk Tuk Fahrer auf uns am Flughafen in Siem Reap, dem nur geringfügig die Gesichtszüge entglitten, als er unser Gepäck sah. Aber wir haben es geschafft. Das Zimmer ist o.k., das Bad hat eine frei im Raum hängende Dusche, man könnte also WC Besuch und Dusche kombinieren – spart Zeit.So sind wir also gut hier angekommen. Schnell noch mit den Sophie und Helene geskypt, ein paar Mails geschrieben und schon war der Tag vorbei.
Das war ja ein toller erster Tag. Gestern gegen 23 Uhr ins Nest. Eigentlich war es ja erst 5 Uhr nachmittags deutscher Zeit, aber die lange Fahrt, die Wärme, die Aufregung, die Dunkelheit – es hat zum Schlafen gereicht. Kleine innerfamiliäre Diskussion – Klimaanlage ausmachen oder nicht, Fenster aufmachen oder nicht. Wir haben uns demokratisch auf beides geeinigt. Da sich Annett aber bei der Wärme gar so gewälzt hat (scheinbar kam mehr warme Luft rein, als die Klimaanlage bewältigen konnte, hat sie die Klima dann doch nochmehr hochgedreht und das Fenster zugemacht
Leider ging dabei das andere Fenster ein Stück auf (Schiebefenster halt).Das haben wir gemerkt, als der Hahn vom Nachbarn gegen 3 Uhr das erste Mal krähte (dann so alle halbe Stunde). Dafür hab ich dann den Rest der Nacht gefroren wie ein Hund. 16 Grad Zimmertemperatur und ein Laken sind dann eben doch ein Missverhältnis. Entsprechend zerknittert war ich am Morgen (vielleicht war es auch der Jetlag). Wir frühstückten bei gefühlten 30 Grad und 80% Luftfeuchte. Dann tranken wir Käffchen und warteten auf Achim, einen Deutschen, den wir gestern im Flugzeug kennengelernt hatten. Achim lebt und arbeitet in Deutschland und verbringt seine
Winter und 6 Wochen im Sommer in Siem Reap. Er hat hier eine kambodschanische Frau (oder Lebensabschnittsgefährtin), ein Haus, 2 Traktoren und kennt sich in diesem Land entsprechend gut aus. Mit ihm tranken wir dann noch ein paar Kaffees und ließen uns eine ganze Reihe guter Tipps sagen.
Gegen 12 starteten wir dann zu Fuß unsere Siem Reap Erkundungstour. Es würde zu weit führen, hier alle Eindrücke nieder zu schreiben. Deshalb nur ein paar davon:• man kann sich hier uneingeschränkt sicher fühlen, so unser Eindruck• es ist ein fleißiges Völkchen, alles ist in Bewegung, aber mit viel weniger Hektik, als wir das von Deutschland kennen• es gibt Hotels und Guesthäuser in unendlicher Zahl, viele kleine Essenstände am Wegesrand, gepflegte Restaurants, Shoppingmalls, Grünanlagen, natürlich auch Dreckecken, aber auf allen größeren Straßen ist es nicht viel schmutziger als in der Frankfurter Innenstadt im Oktober.
• Ich habe heute mehr Mopeds gesehen, als in meinem ganzen bisherigen Leben, es wird gefahren, wo es geht, rechts der Strasse, links der Strasse, auf den Fußwegen, es wird viel gehupt, keiner reagiert, aber es sieht selten wirklich gefährlich aus und selbst dann wohl eher für uns Europäer
• Tuk-Tuk fahren macht echt Spaß, sobald man sich mit dem Unsicherheitsgefühl arrangiert, das am Anfang da ist. Am besten ist es, zentimeterentfernt vorbeifahrende andere Tuk-Tuks, Autos oder auch Busse einfach als Mitsportler zu betrachten – oder wegzukucken.
• Das Überqueren der Strassen ist immer spannend, ich hatte schon ein paar Mal Angst um meine Frau, dabei ist es doch ganz einfach; einfach losgehen, gleichmäßige Geschwindigkeit und die ankommenden Fahrer anschauen.
• Die Märkte sind voller Waren und Menschen, aber lange nicht so keimig, wie ich es in Afrika erlebt habe. Man wird beim Durchgehen zwar auch angesprochen, aber lange nicht
so penetrant belagertwie in den Asiabudenan der tschechischen Grenze.
• Die Leute sehen alle sauber und ordentlich aus, wenn auch teilweise leicht overdresst, so mit dicken Jacken und Handschuhen – es ist halt kalt hier ?!?!
• Hunger hatten wir leider keinen, es gab schon eine Menge Interessantes an der Straße zu sehen, aber bei Preisen wie 1 Dollar für einen Kaffee, 3 Dollar fürs Frühstück, 1 Dollar für eine Riesenkokosnuss (zum Trinken), 1,5 – 2 Dollar für ein Mittagessen in den Straßenküchen, 1,5 Dollar für eine Flasche Bier in der Gaststätte, 15 Dollar für ein Tuk Tuk für einen ganzen Tag oder 10 Dollar für eine Busfahrkarte von Siem Reap bis ins 300 km entfernte Phnom Penh, kommt man schon eine Weile hin.
Zwischendurch gönnten wir uns einen Kaffee in einem schönen Cafe, welches geprägt war von Dutzenden, an Drähten aufgehängten Orchideen, die auch alle blühten. Gegen 17 Uhr und schon ein wenig fußlahm nahmen wir uns ein Tuk Tuk und ließen uns zum Phrom Bateng fahren. Dort hat man einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang. Gut, ich fand es jetzt nicht so spektakulär, aber es war auch ziemlich diesig. Da hatten wir noch Stress, weil wir fürchteten, den Untergang zu verpassen, bevor wir auf dem Berg waren. Aber wir haben es geschafft. Schnell 20 Fotos und zu Hause kucken wir uns den Sonnenuntergang dann an. Jetzt gab es – nach Dusche und Bier – Amok, ein kambodschanisches Nationalgericht und während Annett fleißig Postkarten schreibt
(ich glaube, ihr fallen dauernd die Augen zu), bringe ich jetzt dieses Heutetagebuch zu Ende.
Heut war der Tag der Steine. Nach dem Wecken und Skypen mit Theresa in Austin – bei ihr war es 18.00 am Vorabend – ging es per Tuk Tuk nach Angkor. Für die, die es nicht wissen: Große Königsdynastie so ca. 8. bis 13. Jahrhundert, hatten einen Haufen Kohle und Bauwut und haben sich hier in der Gegend jede Menge kleinerer bis riesiger Königspaläste, Kloster und Gottanbetungstempel gebaut. Dann sind sie von den Siamesen verjagt worden, aber die Bauten sind geblieben. Was die Roten Khmer nicht zerhackt bekommen haben, wurde in den letzten 20 Jahren ins Ausland geschmuggelt – wir haben fast keine unversehrten Figuren gesehen, aber jeeeeeede Menge Teilkörper, Reliefs, und halt die Tempel. Ist schon beeindruckend, was diese kleinen Khmer so Großes gebaut haben.
Mir hat am besten Ta Prohm gefallen; das ist der Tempel, der mit riesigen Würgefeigen und Kapokbäumen überwachsen ist, die ihre nicht weniger gigantischen Wurzeln um die Gemäuer schlingen, um nicht um zu fallen, dabei die Steinmauern regelrecht zerdrücken. Auf dem Tempelgelände nur dieses einen Tempels sollen mal 80000 Menschen gelebt haben, nur damit ihr eine Vorstellung von der Gewaltigkeit bekommt.
Direkt daneben ist die alte Hauptstadt Angkor Thom, da haben bis zu 1 Million Leute gelebt und gearbeitet. Na und 3 km weiter haben wir die überhaupt größte Anlage, Angkor Wat. Da wohnte Krishna, bzw. wurde da verehrt.
Mit den anderen 6 Tempeln, die wir noch ausgiebig studiert haben, will ich Euch jetzt nicht weiter langweilen. Auf jeden Fall gibt es noch bestimmt 20 – 30 weitere kleinere Anlage in einem Radius von vielleicht 30 km. Die meisten können besichtigt werden, ein paar sind aber immer noch vermient.
Es war sehr interessant, aber nach 6 Stunden ließ dann die Neugierde langsam nach. Sollte man aber auf jeden Fall gesehen haben, wenn man mal zufällig in der Gegend ist. Ob man dazu ein 3 Tage Ticket braucht, sei mal dahingestellt. Wir fanden, 1 Tag isto.k. . Es war überall ganz schön voller Menschen (90% Koreaner, Chinesen und Japaner). Wie das hier in der Hauptsaison zugeht, will ich lieber gar nicht wissen.Zurück in der Pension gab es eine dringend nötige Dusche, für mich ein Bierchen und ein verspätetes Mittagschläfchen für Annett, damit sie wieder fit ist, wenn es nachher zu einer Khmer Aspara Tanzshow mit typischem Khmerbuffet geht.
Und wieder ein Tag voller Eindrücke vorbei. Doch erst mal noch zu gestern. Asparatanzshow mit Buffet. Die Tänze waren schön anzusehen. Sie bestechen durch Langsamkeit aller Bewegungen und sehr farbenfrohe Gewänder. Die Themen sind immer die gleichen. Schöne Prinzessin wird von bösem Dämonen bedroht, der am Ende dann doch ihr zu Füßen liegt. Wenn ich es richtig verstanden habe. Asparatanz hat eine sehr alte Tradition im Land. Da die roten Khmer aber mal eben alle Asparatänzerinnen 1975 ausgerottet haben, brauchte es 20 Jahre, bis die erste Asparatanzvorstellung seit Ende der Roten Khmer wieder stattfand.
Das Buffet war sehr sehenswert. Schön angerichtet, sehr große Vielfalt. Ich hab mit Miniportionen fast alles probiert. War nicht so schwer, weil nichts dabei war, was ich hätte ein zweites Mal holen wollen. Mit scharfem Würzen hat es die Khmerküche nicht so – im Unterschied zur Thaiküche. Ist halt doch sehr anders.Interessant waren die russischen Gäste – zu erkennen an den überquellenden Tellern, 4,5 Gerichte übereinandergestapelt, dabei drängelnd und schupsend, es könnte ja was vorzeitig alle werden.Gerechterweise muss ich aber auch sagen, bei uns am Tisch saß ein junges russisches Paar, die haben nun wieder fast nur gesundes Obst auf dem Teller gehabt. Man darf es also nicht verallgemeinern.
Heute wollten wir den Tonle Sap besichtigen. Riesiger See, der in der Regenzeit seine Fläche vervierfacht. Groß heißt, das man in der Trockenzeit das andere Ende nicht sehen kann. Also Tuk Tuk und los. Eine Stunde Fahrt, erst durch die Stadt, dann übers Land, war sehr interessant. Kurz vor dem See ein Ticketschalter, da wollten die da 25 Dollar Eintritt pro Person ins Naturschutzreservat haben. So viel Umweltliebe hatte ich dann doch grad nicht mit, also haben wir gewendet und sind wieder zurückgefahren, haben viele schöne Fotos gemacht und uns in der Stadt absetzen lassen. Die Kontraste sind schon beeindruckend. Hier die großen einheimischen Märkte, farbenfreudig, vielfältig , billig – für unser Empfinden, dort Einkaufstempel der Oberklasse, da kostet ein Kleid schon mal 300-400 Dollar. Also gibt es dafür auch eine Klientel. Zurück im Hotel gegen 3, haben wir geduscht, ihr glaubt gar nicht, wie verschwitzt man sein kann und dann haben wir uns mit Achim getroffen, unserer Urlaubsbekanntschaft vom ersten Tag.
Wir haben in seiner kleinen Wohnung was getrunken, er hat wieder ein H. Zigarettchen geraucht, dann sind wir zu einem Obstmarkt gelaufen und haben dort ca. 10 verschiedene typisch asiatische Obstarten gekauft. Mit diesen sind wir bei seiner Freundin reingeschneit, einer ganz netten, devoten 40jährigen und haben dann gemeinsam die Obstsorten probiert, erklärt bekommen und sicherheitshalber fotografiert, damit wir auch noch in 2 Tagen wissen, was was ist. War sehr interessant und wir wollen das in Phnom Penh dann selber noch verfeinern. Wir wurden von ihr prompt beschenkt, hatten aber zum Glück auch kleine Geschenke mit.
Er hat uns viele Geschichten aus dem kambodschanischen Alltag erzählt. Da geht es noch ziemlich rustikal zu. Jetzt haben wir unsere Rechnung bezahlt. Für 4 Übernachtungen, Tuk Tuks, Essen, Show und Getränke 105 Dollar. Da kommt man schone ne Weile hin. Heut habe ich das erste Mal einen Stand entdeckt mit gebratenen Schlangen, Heuschrecken und Käfern. Also da konnte ich mich noch nicht überwinden, welche zu versuchen. Aber ich hab ja noch ein bisschen Zeit.
Nacht in Phnom Penh
Stellt Euch das bitte so vor. Wie sitzen im 5. Stock eines baufällig erscheinenden 6 Geschossers in unserem Zimmer, schwitzen bei einem Lüfter vor uns hin, haben gerade kalt geduscht. Das Zimmer schmuddelig, die Fenster vergittert, das Hotelpersonal ziemlich unfreundlich. Vorher sind wir durch halbdunkle Straßen gezogen, überall armselig aussehende Einheimische, auf den Straßen kaum noch straßentaugliche Autofracks, alte Mopeds in großer Zahl. Bettelnde Kinder an jeder Ecke und teilweise auch ziemlich nervige bettelnde Erwachsene. Kneipen an jeder Ecke, aber man traut sich nirgends so richtig rein. Na, hat noch jemand Lust, nachzukommen?
Dann jetzt Variante 2: Wir sitzen im 5. Stock unseres blitzsauberen, einfach, aber komfortablen Hotelzimmers. Saubere Dusche, Klimaanlage, schöne Möbel, warme Dusche, die Fenster wirklich vergittert bis ins oberste Geschoss; ist hier normal überall zu sehen. Nachdem wir gegen 4 Uhr in Phnom Penh von dem Taxifahrer abgesetzt worden sind, den wir uns heute für die 350 km von Siem Reap hierher geleistet haben (75 Dollar), sind wir erst ins Hotel eingezogen und dann noch mal losgezogen. Die Straßen sind voller Geschäftigkeit, tausender Mopeds aller Art, eigentlich alle wie neu; viele Autos verschiedener Marken. Abgefrackte Autos haben wir einige auf der Fahrt hierher gesehen, aber in der Stadt sehen die Autos fast durchgängig aus, wie bei uns.
Viel Toyota, Lexus, Hyundai, Nissan. Limousinen, aber auch große Pick Up`s und schnittige Flitzer. Wenn auch davon nicht viele.Bettler haben wir noch nicht einen gesehen. Viele Leute einfach, aber ordentlich gekleidet. Vereinzelt aber auch, vor allem Frauen, schick und europäisch. Wir sind erst rumgelaufen, haben uns dann ein Tuk Tuk genommen, was hier lange nicht so einfach ist wie in Siem Reap, weil es weniger gibt, weil viele besetzt sind und weil Englisch nicht sehr weit verbreitet ist (und erkläre mal einem Khmersprechenden, wo du hin willst).Auch wenn unser Hotel kliniknah und sehr ordentlich ist, wollen wir umsiedeln, weil das Fehlen eines Gartens, wo man sich abends entspannt hinsetzen kann, uns ein bisschen stört. Jeden Abend um die Häuser ziehen – bitte, wir kommen schließlich vom Lande, und um 9 ins Bett gehen, geht schon gar nicht.
Ich hatte mich daher schon zu Hause bisschen informiert, was es da so gibt und hatte ein Hotel gefunden, kleiner Preis, Bungalows, Pool, Stadtrand (was bei dem Staub auch nicht so schlecht ist). L`Imprevu schien laut Internet da zu passen. Da aber gekuckt besser ist als gelesen, nahmen wir uns halt ein Tuk Tuk. Aber!!! Die ersten 3 Fahrer sprachen nicht nur kein Englisch, sie wussten auch mit der Adresse nichts anzufangen. Erst Fahrer No. 4 versuchte es und nach mehrmaligem Anhalten und andere Fahrer fragen, fanden wir es.
Es war schon stockdunkel (18 Uhr) als wir ankamen, deshalb noch keine endgültige Bewertung, aber alles was wir gelesen hatten, stimmte. So werden wir morgen umsiedeln. Zurück am Hotel, liefen wir die Straße ca. 50 m nach links, an mehreren netten Asiagaststätten und 2 supermodernen Supermärkten vorbei und landeten im Aspara Pup (oder so ähnlich). Modern, Lifemusik mit einer Band, die unter anderem auch Weihnachtslieder spielte, nette Bedienung, nette Preise, schönes Ambiente.. Also eine Bar, wie man sie auch in Dresden (bis auf die Preise) finden könnte. Bier 2,5 Dollar, Cocktails zwischen 2,5 – 3,5 Dollar), Essen 4-5 Dollar. Da blieben wir dann lange undsahen dem lustigen Treiben auf der Straße zu.
Dann wollten wir in Stone eigentlich gebratene Spinnen kosten. Also eigentlich ich, Annett hat gleich gestreikt. Aber bei unserem Stopp in Kampong Thom habe ich schon welche gesehen und irgendwie bin ich noch nicht so weit gewesen, es zu versuchen. Ja ich weiß – Weichei, aber ihr hättet die mal sehen sollen, brrrrrh.
Erster Arbeitstag in der Klinik. Gearbeitet von 8 bis Mittag. Paar Extraktionen, sonst Füllungen. Die Patienten waren Kinder zwischen 5 und 16 Jahren. Alles Kinder ohne Eltern, die Heimen betreut werden, allerdings nicht immer Waisen. Ängstlich, lieb, schüchtern. Die Einrichtung betreut wohl um die 30 Heime. Außer mir arbeitet noch eine Dänin und eine Australierin hier. Die Schwester, die mir zusammen mit Annett assistierte – Anni, war sehr kompetent. Die Geräte sind in keinem guten Zustand. Das sie überhaupt funktionieren, ist erstaunlich. Das Wasser ist immer mal da, mal nicht. Die Bohrer sind teilweise völlig abgelutscht und die Anzahl sehr begrenzt. Alles mögliche exotische Zeug, das kein Mensch braucht, wenig vernünftige Formen. Material ist alles Mögliche vorhanden, wieviel, kann ich noch nicht beurteilen. Im Wartezimmer läuft Tom und Jerry – wie zu Hause. Warm ist es ganz schön, da nur ein Klimagerät arbeitet und ein paar Lüfter laufen. Aber es geht.
Nachmittag sind wir, wie erwähnt, umgesiedelt. Also hab ich jetzt immer eine halbe Stunde Fahrt. Aber dafür werden wir entschädigt durch einen herrlichen Pool, einen netten Bungalow, viel tropisches Grün und ein nettes Team im Hotel. Die Eigentümerfamilie in dem letzten Hotel war so was von maulfaul und zu fein, mal zu lächeln. Auch beim Gepäck schleppen haben sie lieber zugekuckt als angefasst. Und der kleine Sohn (ca.8-9 Jahre) der Familie – der Prinz, hat die ganze Zeit die Angestellten vollgemault und rumkommandiert. Er schrie förmlich nach Arsch voll.Jetzt sind wir noch mal die Straße rauf und runter gelaufen.
Also ein Stück, die ganze Straße zieht sich viele km lang hin mit Hütten und Läden in fast jeder Hütte. Wir haben bissel Früchte gekauft und Bier und ne Flasche Wein. Letzterer ist mit ab 9 Dollar aufwärts recht teuer, kleine Bierbüchse 50 Cent geht noch. Dann haben wir endlich einheimische Währung getauscht. Für 60 Dollar gab es immerhin 237600 Riel. Klingt doch gut. Jetzt werde ich noch mal in den Pool springen und einen mäßig anstrengenden Tag in einem der ärmsten Länder der Welt, im Rahmen eines sozialen Hilfseinsatzes ausklingen lassen. Klingt irgendwie dekadent. Ach ja und für alle zu Dicken: Wir haben heut früh einen Kaffee getrunken, dann nachmittags 5 Kekse und auch wenn ich mich auf ein leckeres asiatisches Essen freue, Hunger hab ich eigentlich keinen. Die Wärme macht es möglich. Wenn das Bier nicht wär, könnte man hier richtig schön abnehmen.
Nach einem gestrigen idyllischen Abend bei drehender Weihnachtspyramide, Räuchermännchen im Wechsel mit indischen Räucherstäbchen von der Lieblingsphysiotherapeutin , Wisky, Bier und Wasser — jetzt ist es gerade genauso, nur statt Wasser Tonic und Cola light und Melone — sind wir heut gut ausgeschlafen (was kein Wunder ist, wenn man 22 Uhr schon im Bett liegt und erst 7 Uhr wieder aufstehen darf) Richtung Klinik aufgebrochen. Der Tuk Tuk Fahrer, der uns abholen sollte, war natürlich nicht da, aber an der Straße haben wir nach 4 Minuten einen erwischt.
Motos (Taximopeds) hätten wir noch schneller haben können, aber da kann ich irgendwie nicht so richtig ran. Halbe Stunde und wir waren in der Klinik, nicht ohne bestimmt 1000 Mopeds gesehen zu haben. Gearbeitet wurde bis 10.45, dann waren die Patienten alle. Hätte mich sonst geärgert, heut aber nicht, weil nach reichlich einer Stunde Pause –spazieren gehen, Staub und Abgase inhalieren, einem Kaffee und einer Portion Frosch!! – Ja ich habe Frösche gegessen – ging es dann quer durch die Stadt zur French School, einer Primary School, 1.-8. Klasse, alles Mädchen, sehr sauber – wo wir dann bis kurz vor 5 kleine Mädchen ärgerten.
Hier ist die Ausstattung deutlich neuer, nur das Bohrerproblem ist das Gleiche. Der Heimweg dauerte wieder eine Stunde. Irgendwie habe ich jeden Tag das Gefühl, der Verkehr ist noch chaotischer als vorher und schlimmer kann es nicht werden, aber man staunt, dass es doch geht. Umso schöner war das Bad im Pool, das natürlich wieder asiatische Abendessen – wir essen hier die Karte systematisch runter, ich habe oben angefangen und Annett unten.
Nu werma ma gucken, ob wir das die nächsten Tage immer so machen, damit wir auf die Stunden kommen, die wir hier gearbeitet haben wollen. Gestern hatte ich ja den ersten Teil meiner ca.250-300 Stück Plüschtiersammlung mit in die Klinik genommen und der Direktorin gesagt, dass wir die nach der Behandlung an die Kinder verteilen könnten. Heut habe ich es mit den beiden anderen ausländischen Kolleginnen besprochen, weil von der Chefin keine Resonanz kam.
Heut sind wir sicherheitshalber schon um 7 los, waren dann aber auch schon halb acht an der Klinik. Also noch Käffchen, bisschen mit den Anderen quatschen und 8 Uhr waren wir einsatzbereit. Nur die Kinder fehlten. Die kamen dann halb 9. 15 Stück, also Arbeit für reichlich eine Stunde. Also fragte ich gegen viertel 10 die Chefin, ob denn noch mehr Kinder kämen. Sie erklärte mir ausführlich, dass wir mehrere Kindereinrichtungen betreuen, aber nur eine heute Kinder schicken könne. Also hab ich nachgefragt, ob diese denn dann nicht noch weitere schicken würde. Sie telefonierte, kam dann zu mir und erklärte, die Schule hätte nur einen Lehrer frei, der mit den Kindern kommen könne und der wäre ja schon da. Also schlug ich ihr vor, die Kinder könnten ja bei uns bleiben, da sie eh noch nicht alle behandelt waren und der Lehrer könne ja neue holen gehen. Darauf diskutierte sie mit dem Lehrer, der dann auch lostrottete und neue holte. Die reichten dann bis gegen halb 12.
Dann war endgültig Mittagspause. Da mir die stumpfen Bohrer heute endgültig auf den Geist gingen, wackelte ich dann los zum Russian Market. Da sollte es einen Shop für medizinische Artikel geben. Gefunden hab ich ihn nicht, aber schön braun bin ich in den anderthalb Stunden geworden. Die Straßen sind so voller Geschäftigkeit, ich hab mich auch nur ganz wenig verlaufen, schließlich hatte ich heute einen Stadtplan dabei. Die 5-6 Versuche, Kambodschaner nach dem Weg auf der Karte zu fragen, waren durchweg sinnlos, weil kein Englisch oder noch nie eine Stadtkarte gesehen. Pünktlich halb 1 war ich wieder an der Klinik, stieg nun doch erstmals ganz tapfer auf das Moped von Ani und fuhr mit ihr zur French School. Dort arbeitete ich dann recht effektiv bis 16.15. Da ich mich jetzt schon ganz gut in Phnom Penh auskenne, konnte ich ihr erklären, wo sie mich rück zu absetzen soll, damit ich nicht wieder durch die ganze Innenstadt musste, um zum Hotel zu kommen.
Dort nahm ich mir gleich noch ein Moto und fuhr durch idyllische Stadtrandlandschaften zum Hotel. So war ich heut schon kurz vor Sonnenuntergang zu Hause. Mit dem Motofahrer hatte ich erst eine Weile gehandelt, bis wir uns auf 3 Dollar geeinigt hatten. Am Hotel rechnete ich kurz um und gab ihm dann seine (3 Dollar mal 4000 gleich 1200 Riel). Er diskutierte ganz verzweifelt – auf kambodschanisch – mit mir herum. Ich begriff nicht, was er von mir wollte. 3×4 ist doch 12. Endlich fiel mir auf, das ich eine 0 vergessen hatte. 1200 Riel sind nun mal nur 30 Cent. Das war doch etwas geizig. Dann das Übliche: Pool, Bierchen, asiatisches Abendbrot. Anschließend heut mal Wein, netter Plausch mit dem Koch. Ein Elsässer, der vor Jahren Europa den Rücken gekehrt hat.
Er kannte sich hier gut aus und hat uns viele interessante Sachen erzählt. Das Beerdigungen 2-3 Tage dauern, dass es hier auch in der Regenzeit sehr schön ist, weil es fast immer nur von 16 – 18 Uhr regnet, dass auch in Kambodscha die Motofahrer theoretisch eine Fahrerlaubnis brauchen, was bei den 13, 14 jährigen Knöppen, die hier teilweise rumfahren, eben theoretisch ist, dass die Stadt regelrecht wirtschaftlich explodiert, dass die meisten Zahnärzte, die hier Praxen haben – ich schrieb wohl schon, dass es Zahnarztpraxen wie Sand am Meer hier gibt – grad mal so sehr Zahnärzte wären wir er, dass es in Kambodscha viele Arme gibt und aber auch seeeehr Reiche, vorzugsweise Armeeangehörige. Deshalb auch die riesigen Villen, die mitten zwischen einfachen Häuschen stehen – und gar nicht so selten. Reich schottet sich nicht ab, sondern will gesehen werden. Na und nun ist es wie jeden Abend. Heute aber mal mit Rotwein statt Bier.
Ein interessantes Gespräch hatte ich heut mit der dänischen Kollegin. Die ist gar keine Zahnärztin, sondern Zahnarzthelferin mit 28 Jahren Berufserfahrung. Sie kam hierher, weil sie dachte, hier Prophylaxe zu machen. Aber ihr wurde gesagt, sie solle doch einfach auch behandeln, also macht sie jetzt fleißig Füllungen und hat auch schon einen Zahn gezogen. Wenn man aber weiß, dass die Therapists, die hier arbeiten, das auch tun und dürfen, was solls. Na Doreen, wie wärs??Heute haben wir fleißig Plüschtiere verteilt nach jeder Behandlung. Da die Tüte bei mir stand, war ich natürlich der Zahnarzt, zu dem alle am liebsten wollten.
Nun sitze ich hier in der French School, wo ich nachmittags arbeite (wollte), und schreibe Tagebuch, woran man ersieht, dass ich offensichtlich gerade schwer gestresst bin. Deshalb auch die Umlaute, da hiesige Tastaturen kein ÄÖÜ kennen. Es wird auch mein letzter Nachmittag hier sein, weil ich will ja dem kambodschanischen Kollegen nicht die Arbeit wegnehmen und fuer 2 Zahnaerzte Kinder herzubestellen, dass bekommen sie hier nicht auf die Reihe.Dafuer war der Vormittag ganz gut. Erste Gruppe kam puenktlich und als die fast alle war, kam die Chefin zu mir, um mir zu erlaeutern, dass sie jetzt noch eine Gruppe bestellt, wir muessen nur ein bisschen warten. Pech fuer die anderen Kollegen, denn ich hatte gerade mit einer Schwester ausgemacht, dass sie mit mir in die Stadt faehrt, Bohrer kaufen. So mussten die beiden Damen bis halb 1 arbeiten.
Dafuer war ich schoen Dentalshoppen. Fuer die Dentisten unter Euch, eine Zahnarzteinheit ist hier fuer ca. 4000 Dollar zu bekommen, eine Lupenbrille fuer 120 – 300 Dollar. da hab ich mal richtig Bohrer und Desinfektionszeug für die Klinik eingekauft, ich hatte ja auch ein paar Spenden mit, die hab ich jetzt hier mitverbraucht. Vielen Dank an Euch. Ich – der Held – bin natuerlich wieder Moto gefahren. Hab ich mich jetzt schon dran gewoehnt. Nur das man vom Moped fahren wunderbaren Glatzensonnenbrand bekommt, haette mir ja mal einer sagen koennen. Mittag hab ich heute auch gegessen, irgendwas kambodschanisches an der Strasse. Sie nannte es Beef, ich nenne es Knorpelstuecke auf Reis und heißem Wasser. Ging aber. Dafür hab ich jetzt ein Lieblingsgetraenk: Man nehme ein großes Glass gecrashtes Eis,
dazu ein Taesschen sehr starken Kaffee und eine Buechse Vollmich, sehr lecker. Das das Eis nicht ganz den Tropenregeln: Koch es, schael es oder lass es, entspricht, Ja Gott, die Kaffees sind hier auch alle nur laeulich, und auf Kaffee kann ich ja nun bei Gott (egal welchem) gar nicht verzichten. Wir werden sehen, was der Magen sagt.
Das Eis: Es kommt in großen Blöcken auf Tuk Tuks, eingepackt in dünne Stoffsäcke. Dann wird es mit rostigen Sägen in handliche Stücke zerlegt. Dann kommt es in alte Crashermaschinen, natürlich auch rostig und staubig, weil am Straßenrand stehend und wird dann von den Händen der Markt- oder Bistrofrau in Kühlkisten geschaufelt. Von da findet es seinen Weg ins Glas oder in die Obsttüte. Noch Fragen??Heute frueh sind wir in ein Tuk Tuk eingestiegen, mussten aber nach 100 m wieder aussteigen, weil der Fahrer Stress mit einem anderen bekam, der frei war (im ersten saßen schon 4 Einheimische). Entweder haben die geteilt, oder, was ich eher denke, es gibt hier auch ein Ranking, wer die guten Gaeste (finanziell betrachtet) chauffieren darf. Uns war es egal. Heut hab ich es nun auch geschafft, die ersten Khmerworte zu lernen.
Suesidai heißt Guten Tag li haui Tschues, nur falls es einen interessiert. (ich kann natuerlich noch mehr, so an die 15 Worte!!!!!) Heut Vormittag hatte ich ein AIDS krankes Kind zum Zaehne ziehen auf dem Stuhl. Das war ein Geschrei. Erst das Kind, dann 2 Schwestern. Vor Schreck vergaß das Kind kurze Zeit, weiter zu schreien. Lange genug, um die 2 Zaehne rauszuschnipsen. Aber das war die Ausnahme. Sonst sind die Kinder immer ganz tapfer und lieb.
Leute, heut war ein interessanter Tag. Nicht das die anderen Tage nicht schön gewesen wären, aber heute der Tag war perfekt. Ich sitze jetzt, gegen 22 Uhr auf der Terrasse meines Bungalows, höre die Grillen zirpsen, schaue in drei Richtungen auf Bananenstauden, Palmen, rotblühende, was weiß ich wie heißende Tropenpflanzen, bin in Badehose und T-Shirt gekleidet, es ist wunderbar warm, ohne zu warm zu sein, irgendwelche Vögelchen zwitschern immer wieder mal irgenwo… es ist einfach paradiesisch. Gerade war ich noch mit Annett im Pool schwimmen. In der Anlage sind wir bis auf denWachschutz, den man dank seiner Hautfarbe kaum sieht, allein.
Der hat uns aber gesehen und noch mal für uns allein die Poolbeleuchtung angemacht, damit die Palmen, die den Pool umgeben, das Baden im Pool noch stimmungsvoller machen. Es gibt Momente im Leben, da möchte man die Zeit einfach anhalten und das ist so einer. Wenn jetzt noch die Kinder samt Freunden und natürlich Enkel hier wären, dürfte der versprochene Weltuntergang in Form eines Zeitstillstands gern kommen.
Wieso war es so ein doller Tag?Begonnen hat er wie jeder Tag (wie bei Euch ja bestimmt auch oder ähnlich). 6.45 klingelte der Wecker heut mal nur für mich allein. Schnell ab zum Pool, eine Runde schwimmen bei, weiß nicht vielleicht 25 Grad Wassertemperatur), dann Cappuccino fertig machen und los, ein Tuk Tuk anhalten. Heute hab ich eins vom Dorf erwischt. Das fuhr mich zwar bis an die Stadt, heißt zur Brücke über den Bassac, aberrüber wollte er nicht. Also stieg ich auf ein Moto um. (Wenn das so weitergeht, werd ich mir wohl in Deutschland am Ende noch ein Motorrad kaufen müssen). Dann ging es in der Klinik heut mal richtig los. Da die australische Kollegin tauchen am Meer ist, waren wir heut nur 2 Behandler.
Damit meine ich mich und die kambodschanische Kollegin. Da sie irgendwann eine sehr lange dauernde, schwierige Extraktion hatte, (die sie aber wirklich gut gemeistert hat – sie hat da eine Ruine ausgegraben, an der würde mancher Kollege sicher verzweifeln.) Ich war 2x kucken, aber es gab nix zu helfen. Also hab ich versucht, den Behandlungsablauf ein bisschen aufzupeppen. Schließlich hatte ich ja die letzten Tage gedrängelt, man möge uns genügend Patienten bereitstellen und heute waren ca. 30 Kinder da. Also hab ich den freien Behandlungsstuhl der Australierin, (hier gehört immer eine Schwester zu einem Stuhl), mit in Beschlag genommen. „Meine“ Schwester Any hatte damit kein Problem, die andere Schwester erst schon ein bisschen, na ja, sie dachte wohl, ist die andere Ärztin nicht da, wird es ein ruhiger Tag. An zwei Stühlen arbeiten war wie zu Hause, da ging es richtig zur Sache. So nach 20 Füllungen und 15 Extraktionen weiß man wenigstens, wofür man hergekommen ist.
Mittag holte mich meine Frau ab und dann war heute Sightseeing Phnom Penh angesagt. Damit möchte ich euch nicht zu sehr langweilen. Vielleicht nur so viel, ich bin froh, dass wir heute fast alles gesehen haben. Da haben wir uns nicht das Wochenende versaut. Die Stadt gibt auch in den Reiseführern nicht viel her. Also haben wir uns jede Randnotiz auch angesehen. Die Highlights:
• der Königspalast – Da König Shihanouk es vorzog, im Oktober (so ungefähr) zu sterben, ist ein ¼ Jahr der Königspalast gesperrt, Pech.
die Silberpagode: Ein Tempel, wie alle anderen auch, aber !! mit tausenden Silberfliesen. Ja Gott, nur waren diese zu 98 % von Teppich bedeckt und die paar Fliesen, die ich gefunden habe, waren mit Büroklebeband an ihren vielen Bruchstellen zusammengeklebt.
• der Bahnhof: Ein riesiges Bahnhofsgebäude, durchs Gitter Gleise in super guten Gleisbetten zu sehen – kein Wunder, da in Kambodscha seit Jahren kein Zugverkehr mehr existiert – dabei haben die Franzosen sich einst so eine Mühe gegeben.
• Das Postamt und die Nationalbibliothek: Wir waren da. Besonders Letztere – muffige, halbverrottete Gebäude. Sollte man unbedingt gesehen haben, damit man nicht noch mal auf die Idee kommt, sie besichtigen zu wollen.
Dazu solltet ihr noch wissen, dass die ganze Stadt aus hunderten frühkolonialen Gebäuden besteht (plus natürlich dem, was dann später dazwischengeschustert wurde), die mit Sicherheit alle mal wunderschön waren. Mehrgeschossige Gebäude mit großen Terrassen, Dachterrassen, im EG – früher mal bestimmt Kaffees, Bars…, Stuckverzierungen überall, herrliche Geländer, verschnörkelte Balkonbrüstungen. Die ganze Stadt ist voll davon.
Nur leider wurde 80 Jahre nichts mehr dran gemacht, außer massive Gitter bis ins 5. Geschoss an jede Terrasse anzubauen (scheinbar können die Kriminellen hier gut klettern), Stromkabel zu ziehen, das die Italiener an der südlichen Adria vor Neid erblassen würden und Müll in jede Ecke zu schmeißen. Manchmal haben alte Städte auch Flair, wenn sie nicht durchrestauriert sind oder gerade deswegen, aber hier ist Flair das falsche Wort.
Das soll keine Kritik sein. Wenn man die Geschichte der Khmer kennt und weiß, das noch heute tausende Familien in Häusern leben, die ihnen nicht gehören, weil sie nach dem Ende der roten Khmer einfach besiedelt haben, was leer stand, wird das alles durchaus verständlich, aber es macht es nicht schöner. Die roten Khmer haben nach der Machtübernahme innerhalb von wenigen Wochen sämtliche Städte komplett geräumt, heißt, die Leute mussten raus aufs Land (Mao Tse Tung Kommunismus in Reinkultur). 3 Jahre waren alle Städte im Land Geisterstädte.
Dann haben die roten Khmer ja alles ausgerottet, was mehr als 6 Klassen hatte oder gar eine Hochschulbildung oder wer Fremdsprachen beherrschte oder eine Brille trug. Wer es nicht glaubt – kann man nachlesen. 2-3 Millionen sollen es gewesen sein. Streitet man sich heut drüber, hat halt keiner so genau Buch geführt. (nur zum Vergleich –heute soll Kambodscha ca. 14,5 Mio Einwohner haben – ist übrigens halb so groß wie Deutschland) Na jedenfalls müssen es schon schwierige Verhältnisse gewesen sein, als das Pol Pot Trauma vorbei war und daran knappern die heute immer noch.
• das Nationalmuseum, so ne Art Pergamonmuseum in Mini, ein Haufen kleine Buddhas und Tempelartefakte aus Angkor Wat, halt was die Franzosen nicht rausgeschleppt haben oder was später geklaut und bei Christie`s versteigert wurde, schon ganz hübsch, aber in einer Stunde waren wir da rum.
Viel interessanter war die Straßenatmosphäre. Wir sind da 5 Stunden rumgelaufen. Ein Gewimmel: Händler, TukTuks, Motos, Kneipen, Massage- und Schönheitsstudios aber auch Banken, edle Gasthäuser, Hotels, Hochhäuser – die meisten im Bau, kleine Pagoden- und Tempelanlagen, so mal zwischendrin, die besagten Villen, Betonbauten, Blechhütten — ein wildes Durcheinander. Schon sehenswert.
Am Ende und mit Sonnenuntergang haben wir uns in einer Kneipe am Flußboulevard festgesetzt und 2 Stunden Leute beobachtet. Viele Ausländer – hier in diesem Teil der Stadt, viele kleine Kinder, die irgendwelche Waren an Touris verkaufen wollten, einige Bettler und natürlich eine Rushhour, wie ich sie noch nirgends erlebt habe.Das war schon insgesamt ein Erlebnis.Und zum Schluß eine Tuk Tuk Fahrt durch das nächtliche Phnom Penh zu unserem Hotelchen.
Aber die Krönung war, sitzen wir da ganz entspannt, latscht da so ein HottenTotte – um die 60 an uns vorbei. Fett, hässlich wie die Nacht, mit einem kambodschanischen Hühnchen –ca 18 – an der Hand und hat doch wirklich ein T-Shirt an, darauf steht: Waffen SS und noch irgendwelcher Mist. Dazu hatte er mehrere SS Tattoos am Körper. Musste ich fotografieren. Ging eigentlich gar nicht. Es gibt Momente, da ist es einem peinlich, deutsch zu sein. So was hab ich noch nie gesehen.Jetzt hab ich Euch doch ganz schön mit PP gelangweilt. Aber ihr musstet es ja nicht lesen.
Ach ja, eins noch zum Schluss. Heute an der Promenade, stand da ein Heuschreckenverkäufer. Wie ich so eine Kambodschanerin beobachte, wie sie diese kostet, reicht sie mir glatt auch eine zum probieren. Also Mund auf, Heuschrecke rein und kauen. Ich muss so verkrampft ausgesehen haben, dass sich die Einheimischen köstlich amüsiert haben. Dabei ist es gar nicht so schlecht. Die sind sehr würzig gewürzt und zergehen im Mund fast wie Taco`s. Nur die Beinchen hat man länger zwischen den Zähnen. Logisch, Taco`s haben ja keine Beine.
Nachdem wir gestern so fleißig waren, heute das Gegenprogramm. Ausschlafen, Frühstücken am Pool, vor und nach dem Baden, sonnen, lesen, computern, Kaffee, und nochmal und nochmal. Nachmittag Spaziergang zum Mekong.
Dann Bierchen in einer Kneipe. Ich hab ein Bier bestellt und eine Karaffe bekommen – ca. 1 Liter, in einem Eimerchen voller Eis. Dann wieder siehe oben. Sonnenbrand pflegen. Und jetzt gleich khmerisch essen gehen. Ich hab voll den Stress. Das muss ich morgen gleich noch mal probieren
Damit es nicht ganz so langweilig für Euch wird.:Wusstet Ihr, das die kambodschanischen Damen schon in den Pool baden gehen, aber nur voll bekleidet?Wusstet Ihr schon, das die Hochzeitsfeier, die zur Zeit ca. 500 m von uns stattfindet, heute früh gegen 6 Uhr mit langen Ansprachen und Musik begann, in einer Lautstärke, als wenn ihr beim Stadtfest Heidenau genau neben der Bühne steht – nur das die Party hier eben 500m weit weg ist. Tagsüber war es dann recht ruhig, aber jetzt sind wir akustisch quasi mittendrin. Kambodschanische Hochzeiten sollen mitunter 2-3 Tage dauern!!
Übrigens hab ich heut am Pool diesen koreanischen Titel mit dem kleinen Sänger, der diesen Tanzstil im YouTube populär gemacht hat – Psy – 8 Mal gehört, abgesehen von unzähligen Malen in den letzten Tagen. Gestern in der Praxis lief eine CD von ihm 4 Stunden – immer wieder. Klingt übrigens alles gleich, finde ich jedenfalls. Irgendwann fange ich wahrscheinlich an, ihn mit zu hopsen.
Ausschlafen, baden, Pool, Kaffee, Sonnenbad, lesen, mit den Kinder skypen, Homepage schön machen.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Dieser Bla bla Spruch hat heut für meine liebe Frau richtig Substanz erfahren. Nach einem Tag voller Müßiggang, sind wir noch mal los, um irgendwo in der Nähe was zu Abend zu essen. Na ja bei der3. Bierwerbung hat Annett beschlossen, da kehren wir ein. Die Kellnerin war nett, sprach auch ein bisschen Englisch, verstand aber praktisch nichts – was wir erst so nach und nach mitbekamen. Wir bestellten einen Krug Bier und bekamen Flaschen, wir wollten eine Speisekarte – kurzes Nicken, Abgang, dann kam sie wieder und fragte ob wir jam jam – essen wollen. Wir sagten ja, irgendwas mit chicken, sie nickte, kam wieder und sagte: beef, pork. Wir sagten nein, dann essen wir eben nix. Annett hatte schon irgendwie den Appetit verloren, als sie das Besteck und die Stäbchen in einem Glas trüben Wassers hatte stehen sehen. Na ja, die Stäbchen waren auch noch schwarz, das verstärkte den Eindruck, nicht vollkommener Sterilität möglicherweise.Dann kam die Chefin wieder, mit einem Teller und einer niedlichen gegrillten Schlange drauf und fragte, ob wir statt chicken dieses nehmen würden. Annett kämpfte kurz mit sich, jedenfalls sah es so aus (ich darf jetzt hier nichts Falsches schreiben) und sagte ja. Ich meinte, das ist bestimmt ein Aal und sie griff den rettenden Strohhalm schneller auf, als mir klar werden konnte, wie ernst sie diese Hoffnung nahm.
Dann kam das Essen. Also, das Fleisch war ganz zart. Die Wirbelsäulenstücke haben mich ein bisschen gestört, aber ich bin eben nicht so der Knapperer. Es war überhaupt nichts besonderes Exotisches oder gar Ekliges daran. Es passiert eben nur im Kopf. Wir haben es gegessen. Dann wollte Annett aber doch irgendwie schnell nach Hause, um mit Whisky spülen zu können. Aber sie war ganz tapfer, vielleicht bekommen wir das mit den Heuschrecken ja auch noch hin, auch wenn sie das zurzeit noch kategorisch ablehnt.
Es war wieder Arbeitswoche angesagt, was nach so einem erholsamen Wochenende nicht weiter problematisch war. Nach der Klinik ging es auf Shoppingtour. Die Sehenswürdigkeiten hatten wir ja schon abgegrast, aber die 4 großen Märkte wollten noch besichtigt werden. Russian Market und Orissey Market sind jeweils überdimensionaletschechische Grenzmärkte mit jeweils grob geschätzt, 400-500 Einzelständen. Sich alle anzusehen, ist unmachbar, aber die Atmosphäre ist das Eindrucksvollere. Wir kauften nur ein paar Andenken und Mitbringsel, schließlich müssen wir alles tragen und in Saigon werden wir wohl auch noch 2, 3 Märkte finden. Der 3. Marktist der Zentralmarkt. Dieses Mal ein eingeschossiges Steingebäude mit langen Seitenarmen in alle Himmelsrichtungen.
Da war es ein bisschen übersichtlicher, mehr Uhren und Schmuckgeschäfte. Dort liegen – ich behaupte mal 10000de Uhren aller Art in den Auslagen. Was die Händler davon am Tag verkaufen und was sie verkaufen müssen, um davon leben zu können – ich weiß es nicht. Es waren deutlich mehr Verkäufer als Kunden da. Markt 4 war der Soria Markt. Der war in schick, 5 Etagen, eine Mischung aus typischen Klamottenlädchen und Läden mit europäischen Dingen und teurer Elektronik. Da gab es auch in jeder Etage ein schickes Restaurant und so gönnten wir uns anlässlich Weihnachten 2 Pizzas. Außerdem konnte man aus dem 5. Stock schön die Stadt fotografieren.Somit war Essen für heute erledigt und wir konnten – wieder im Hotel angekommen, natürlich nach Poolbesuch, einbescheren, Weinchen trinken und mit zu Hause skypen. Ganz entspannt.
Also die TukTuk Fahrerei wird mir zu Hause fehlen. Weniger wegen des Staubs, den man dabei einatmet, sondern weil es jeden Tag wieder so viel zu sehen gibt. An den Straßenverkehr haben wir uns vollkommen gewöhnt. Eine 4,5 oder 6 Spurige Straße zu überqueren, auf der alle Spuren befahren sind, ist mittlerweile etwas, worüber man kaum noch nachdenkt. Natürlich passt man auf und kuckt, aber man unterhält sich dabei schon normal weiter, dass hätte mir mal einer vor einer Woche sagen sollen.
Heute hatten wir über 50 Kinder, das war ein Gewimmel. Abgesehen davon, das der Bohrer an meiner Einheit sich immer langsamer dreht – irgendwas stimmt da mit der Druckluft nicht, man muss also Geduld haben, lief es ganz gut. Als krönenden Abschluss durfte ich der Australierin eine Füllung erneuern, die in den letzten 3 Wochen wohl schon 3 Mal repariert wurde. Wollen wir hoffen, dass ich die deutsche Dentistenschaft würdig vertreten habe. Für die Zahnärzte unter uns, lasst bloß die Finger von Glasionomerzementen. Ein Mistzeug. Wird auch in Afrika überall verwendet, aber nach einem Jahr sind die Füllungen zwar noch drin, aber an den Rändern völlig ausgefressen. Unter jeder Füllung, die ich erneuert habe, lachte mich darunter der Schmadder an. Es ist mir immer wieder völlig unbegreiflich, wie sich weltweit Hilfsorganisationen auf dieses Material einlassen können.
Nach der Arbeit sind wir dann noch mal schnell zum Soria gefahren und haben eine Hose umgetauscht, die sich jemand doch zu eng gekauft hatte – Annett war es nicht! (Da war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken). Dann haben wir die 4 Tage Mekongfahrt gebucht.
Da heute und gestern jeweils 2 junge australische Ärzte angereist sind, die sich nun zu zweit einen Stuhl teilen müssen (weil meinen gab ich nicht ab), werden wir unsere Abreise Richtung Vietnam etwas vorverlagern. Die Klinik ist gut besetzt. Wenn es morgen noch mal gut läuft, hab ich dann so 350 Zähne repariert. Da ist weniger, als ich gern wollte, aber besser als nix und man muss als älterer Kollege auch die Jungen mal zum Zuge kommen lassen!!Dann ging es an den heimischen Pool, um das schöne Wetter noch ein bisschen zu genießen. Es ist tagsüber heiß (ca. 32 Grad), aber nachts kühler. Wir schlafen jetzt angenehm mit offenem Fenster.
Ach ja, da heute 1. Weihnachtsfeiertag ist, haben wir uns an einem Stand ein gegrilltes Huhn gekauft – sah aus wie eine Ente, plus frisches Baguette und nachher gibt es noch Kuchen. Ist doch der Schlemmertag des Jahres, oder?
Heute letzter Arbeitstag. Er war so effizient wie die letzten Tage. Deshalb hab ich mir dafür eine Massage gegönnt. Da wurde eine Stunde lang an mir rumgeknetet, von den Zehen bis zu den Fingerspitzen. Es wurde viel mit Ellenbogen und Füßen gearbeitet. Zum Schluss stand die Gute auf meinen Oberschenkeln und dehnte die Hüfte. Sauberkeit ging, ich bekam ein Handtuch und eine Schlafanzughose. Nur unter dem Gesicht hätte ich mir noch was Eigenes gewünscht, statt des Lakens. Das sah zwar nicht dreckig aus, aber vor mir haben da sicher noch mehr Leute mit dem Gesicht gelegen. Nachmittag haben wir ein letztes Mal unseren Pool genossen und gegen halb 5 schnappten wir uns ein Tuk Tuk und ließen uns durch die Außenbezirke Phnom Penhs chauffieren und haben noch ein bisschen Landschaft gekuckt.
Einmal stand am Wegesrand ein zweirädriger Motohänger. Die Deichsel zeigte schräg nach oben, da er hinten auf kleinen Stützfüßen stand. Vorn neben der Deichsel ein kleiner Bengel, vielleicht 2 Jahre und der pinkelte von oben runter. Ich sag noch, Hauptsache, der Hänger kippt nicht wegen des Kindergewichtes nach vorn und schon war es passiert. Der Arme hat sich sicher richtig wehgetan, aber Papa stand ganz in der Nähe. Die Nähe zwischen Blechhütten und großen Villen ist immer noch frappierend. Wir hielten erst an einer kleinen Pagode und dann an einer Tempelanlage, die fantastisch aussah. Alles neu, alles schick.
Uns begrüßte auch prompt der Obermönch der Anlage. Wir hielten ein Schwätzchen und wurden mit einer Führung durch die Anlage belohnt. Die Gebetshalle der immerhin dort stationierten 200 Mönche besichtigten wir von innen, den gegenüberliegenden Tempel, den der Herr Ministerpräsident sich! bauen ließ (Kosten ca. 1 Million), von außen. Ob er die selber aus dem Ersparten bezahlt hat, blieb offen. Aber sie beinhaltet seine private Buddhasammlung – über 200 Buddhafiguren, viele davon 200 Jahre alt und älter. Insgesamt standen auf dem Gelände, nach Aussage des Priors – oder wie man das im Buddhismus nennen mag, Gebäude im Werte ca. 4 Millionen Dollar. Ganz ordentlich für so ein armes Land. Es war aber wunderschön. Dann bekamen wir noch Wasserflaschen geschenkt und zogen weiter. Nach aufregender Suche nach einem Buchladen, mir war der Lesestoff ausgegangen und in PP gibt es da nicht so viel (ich hab mir ein schönes Jugendbuch über einen magischen Kater gekauft – das schafft mein Englischsprachvermögen ganz gut), ging es dann zu Suki Suk, einer modernen Gaststätte, wo heute gemeinsames Essen des Teams mit allen anwesenden Ärzten angesagt war. Man stelle sich vor, ein langer Tisch für ca. 15 Personen, in ihn eingelassen 2 Herdplatten. Da kam je ein Topf drauf. Dazu gab es einen Riesenteller mit allen möglichen Gemüsen und Fleischstücken. Dann wurde alles in die Töpfe geworfen und nach einer Weile gab es – Suppe. Als die erste Runde alle war, gab es einen neuen Zutatenteller, dieses Mal mit verschiedenen Sushiarten. Wieder warten und dann – Suppe. Eigentlich nichts für Fleischfreaks wie Nici oder mich, aber dennoch interessant und lecker. Dann ein letztes Mal Nacht in Phnom Penh.
Auf der Heimfahrt fuhr vor uns ein total besoffener Motorradfahrer. Der brauchte die ganze Straße, was bei regelmäßigem Gegenverkehr tödlich aussah. Bestimmt 3x hat er kurz vor entgegenkommendenLKW`s gerade noch die Kurve wieder auf seine Seite geschafft. Unser Fahrer hielt schön weit Abstand zu ihm. Irgendwann fuhr der Junge zum Glück dann doch rechts ran. Zu Hause angekommen war es noch nicht 22 Uhr. Also gingen wir noch mal in die Kneipe gegenüber – nicht die Schlangenkneipe, sondern die mit den Bierkrügen und vernichteten noch 2 solche und verabschiedeten uns somit von Kambodscha.Das Land ist so voller Gegensätze, aber auch so voller Energie und Wachstum an allen Ecken. Ich bin überzeugt, wenn sie es schaffen, Frieden zu halten, haben sie eine gute Zukunft vor sich. Genug Arbeit für Hilfseinsätze wie unseren gibt es hier allemal und wenn es noch ein bisschen effektiver gewesen wäre, wäre es noch schöner gewesen. Aber man darf eben auch nicht erwarten, dass die einheimische Bevölkerung ihren Lebensrhythmus ändert, nur weil man als Europäer helfen will.